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Wegbereiter der AMG-Kombis

Klassik, Mercedes-Benz S124 300 TE 6.0 AMG

Bei Mercedes hat es eine lange Tradition, dass es die AMG-Topmodelle der C- und E-Klasse-Baureihen nicht nur als Limousine, sondern ebenso als T-Modell gibt. Dabei waren die ersten Gehversuche der Affalterbacher auf diesem Gebiet, damals noch als eigenständiger Tuner, alles andere als erfolgreich. Damals, Ende der 70er, fand sich einfach kein Markt für die leistungsstarken Kombis. So ließ AMG das Thema einige Zeit ruhen. Dass dann gut zehn Jahre später wieder Bewegung in die Causa kam, ist wiederum auch nicht den deutschen AMG-Mannen zu verdanken. Der gezeigte 300 TE 6.0 AMG der Baureihe S124, welcher im vergangenen März durch RM Sotheby’s versteigert wurde, entstand auf Initiative von AMG of North America unter der Führung von Richard Buxbaum.

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Dieser nahe Chicago beheimatete AMG-Ableger war im damals schon bestehenden, weltweiten Netzwerk der Affalterbacher eine absolute Galionsfigur. Kein Wunder: Schließlich boten die USA und auch Kanada eine große (potenzielle) Käuferschicht. Demzufolge generierte AMG of North America reichlich Ab- und Umsatz, was nicht zuletzt einen entscheidenden Beitrag dazu leistete, dass der klein gestartete deutsche Tuner AMG zu einer global erfolgreichen Marke und letztlich als Haustuner einem Teil von Mercedes wurde. In den Jahren 1987 und 1988 bauten Buxbaum und sein Team dabei auch zwei 6.0 AMG-Topmodelle auf Basis des S124 T-Modells: quasi analog zu den in Deutschland konzipierten Limousinen- und Coupé-Varianten den „Hammer Wagon“ und das hier vorgestellte Fahrzeug, welches später den Spitznamen „The Mallet“ bekam.

Eine statt zwei Nockenwellen

The Mallet war dabei das später fertiggestellte Exemplar. Nach extrem positiven Reaktionen auf den Hammer Wagon, sowohl seitens des Käufers als auch durch die renommierte Autojournalistin Jean Lindamood, sollte er der Startschuss sein für eine ganze Serie an AMG-S124er werden. Dafür beschloss er eine entscheidende Anpassung des Motors: Während der mit 190.000 Dollar recht teure Hammer Wagon eine optimierte Variante des M117-Achtzylinders mit zwei obenliegenden Nockenwellen und 32 Ventilen besaß, erfolgte nun die Umstellung auf eine Nockenwelle und 16 Ventile. Dies hatte mehrere Vorteile, so konnte AMG of North America die Motor-Umbauten unabhängiger von Affalterbach bauen und zudem die Fahrzeugkosten deutlich senken. Dennoch sollte The Mallet letztlich das einzige Exemplar seiner Art bleiben, die vorgesehene Serie kam nicht zustande.

Erweiterter Hubraum

Wie Kenner der Mercedes-Modellpalette der 70er und 80er Jahre wissen, war der M117 ab Werk eigentlich niemals in der 124er Baureihe verfügbar. Dementsprechend startete The Mallet sein Leben als 300 TE, unter dessen Haube AMG direkt nach der Auslieferung den aus der S-Klasse der Generation W126 stammenden M117 verpflanzten. Im gleichen Zuge wurden gleich einige Verfeinerungen vorgenommen. Allen voran natürlich die Hubraumvergrößerung auf sechs Liter. Zudem sind die Zylinderkopfe geportet und poliert und es kam eine AMG-Edelstahl-Abgasanlage an Bord. Als Leistung stehen so etwa 314 PS im Datenblatt. Damit war das T-Modell seinerzeit schneller als veritable Sportwagen wie der 911 Carrera, die Corvette, der Ferrari 412 und der Lamborghini Japla! Auch optisch erfuhr das Fahrzeug einige Anpassungen wie etwa die typische schwarze Lackierung samt nahezu aller Anbauteile, AMG-Monoblock-Felgen, damals noch in 16 Zoll, sowie ein veredeltes Interieur mit reichlich Holz, Ledersitzen und AMG-Armaturen. Eine Absolute Besonderheit ist zudem, dass der S124-AMG bis zu sieben Insassen Platz bietet – dank zweier entgegen der Fahrrichtung im Kofferraum platzierter Klappsitze.

Mehrfach umfangreich restauriert

Nach seiner Fertigstellung fungierte The Mallet zunächst etwa ein Jahr lang als Privatwagen von Richard Buxbaum und seiner Frau, ehe er ihn Anfang 1989 an einen guten Freund verkaufte. Später im selben Jahr überließ dieser den AMG auf Buxbaums Drängen dem Car and Driver-Redakteur John Phillips für einen Test. 1992 erfolgte schließlich der letzte Verkauf direkt über AMG of North America, damals mit einem Tachostand von mittlerweile gut 45.000 Kilometern. Auch in der folgenden Dekade wechselte der Wagen noch mehrfach den Besitzer, wobei er zunächst im Chicagoer Umland verblieb. Dies änderte sich, als 2002 ein leidenschaftlicher AMG-Enthusiast als New Jersey The Mallet erwarb, der ihn unbedingt haben wollte, seit er den Car and Driver-Bericht gelesen hatte. Er verordnete seinem neuen Schätzchen erst einmal eine tiefgreifende technische wie optische Aufbereitung, die beinahe 44.000 Dollar kostete. Dabei wurden unter anderem der Motor und das Getriebe neu aufgebaut und das Fahrwerk mit Federn von einem 500 E in Kombination mit Hochleistungsdämpfern installiert. Optisch gab es eine Neulackierung, EU-Spec-Scheinwerfer und das Upgrade auf 17-Zoll-Monoblick-Felgen mit 215/45er und 255/45er Bereifung. Über den Sommer 2015 hinweg erfolgte – initiiert durch einen wiederum neuen Besitzer, der ihn 2014 seiner beindruckenden AMG-Sammlung hinzufügte – eine weitere umfangreiche Auffrischung des 6.0 AMG im Wert von etwa 44.500 Dollar. Diesmal kamen unter anderem neue Frontkotflügel, Verglasungen und Dichtungen sowie ein kleineres Lenkrad von einem späteren 124er an Bord.

Üppiger Auktionspreis

Nicht zuletzt deshalb erstrahlt The Mallet summa summarum auch mehr als 35 Jahre nach seiner Produktion noch in hervorragenden Zustand. So wundert es nicht, dass das AMG-Unikat jüngst für 467.000 Dollar abermals einen neuen Besitzer fand. Dies geschah, wie eingangs angesprochen, im Rahmen einer Versteigerung durch das weltweit renommierte Auktionshaus RM Sotheby’s in Coral Gables bei Miami.

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Tech Facts

Mercedes-Benz S124 300 TE 6.0 AMG

Baujahr: 1988

Karosserie: Kotflügel gezogen, Scheinwerfer vom EU-Modell, vordere Kotflügel erneuert, Dachreling, sämtliche Verglasungen sowie Dichtungen erneuert, Lackierung in Schwarz inkl. nahezu aller Anbauteile

Motor: 6,0-Liter-M117-AMG-V8-Ottomotor, Hubraumvergrößerung, modifizierte 16-Ventil-Zylinderköpfe (geportet und poliert), einfache obenliegende Nockenwelle, Edelstahl-AMG-Abgasanlage, ca. 314 PS

Kraftübertragung: optimiertes Vierstufen-Automatikgetriebe, hinterer Hilfsrahmen und Sperrdifferenzial von der S-Klasse

Fahrwerk: Federn vom Mercedes 500 E mit Hochleistungs-Dämpfern, Custom-Stabilisator

Rad/Reifen: AMG-Monoblock-Leichtmetallfelgen in 17 Zoll mit Michelin Pilot Sport A/S 3-Bereifung in 215/45R17 und 255/45R17

Innenraum: Custom-AMG-Ausstattung mit schwarzem Leder, Holz-Einlagen und AMG-Armaturen, kleineres Lenkrad von späterem W124, Siebensitzer (zwei Sitze gegen Fahrtrichtung im Kofferraum)

Fotos: Jeremy Cliff / Courtesy of RM Sotheby’s

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