Die Affäre um Kungeleien im Verkehrsministerium zieht immer weitere Kreise. Wenige Tage nach dem Rauswurf eines Abteilungsleiters stoppt das Haus nach SPIEGEL-Informationen komplett die Bewilligung von Wasserstoffförderung.
Das Bundesverkehrsministerium bewilligt vorerst keine Gelder für Wasserstoffförderung mehr. Ein entsprechendes internes Schreiben von Staatssekretär Stefan Schnorr liegt dem SPIEGEL vor. Bis auf Weiteres dürften auch keine Verträge zu diesem Thema eingegangen werden, heißt es weiter. »Etwaige Änderungsbescheide zu laufenden Förderprojekten bedürfen ebenfalls einer Freigabe durch die Staatssekretärsebene«, schreibt Schnorr zudem.
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Auslöser der Affäre waren Berichte vom »Handelsblatt«, später auch der SPIEGEL, Lobbycontrol und weiteren Medien, wonach der Abteilungsleiter für Wasserstoff, Klaus Bonhoff, 2021 Wasserstoffprojekte mit einer Summe von rund 1,5 Millionen Euro gefördert habe. Ausschlaggebend könnte eine persönliche Nähe gewesen seien: Bonhoff ist befreundet mit Werner Diwald vom Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellenverband. Beide kennen sich gut, sie duzen sich und waren schon gemeinsam im Urlaub.
Das Ministerium leitete daraufhin unter Federführung von Schnorr eine interne Untersuchung ein, deren Ergebnis Ende 2023 den Verdacht der Vetternwirtschaft zunächst nicht bestätigte. Infolge eines SPIEGEL-Berichts über vertrauliche E-Mails zwischen Diwald und Bonhoff wurde dieser am Donnerstag schließlich doch von seinen Aufgaben entbunden.
In den vergangenen Tagen wurde zudem ein zweiter Verdachtsfall bekannt: So pflegten auch der bayerische Unternehmer Tobias Brunner und dessen Lebensgefährtin und Geschäftspartnerin Christiane Heyer eine erstaunliche Nähe zu Bonhoff. Das Verkehrsministerium unterstützte beide beim Bau einer Wasserstofffabrik mit über 72 Millionen Euro.