Tesla überarbeitet Model 3 und Model Y. Die Basis bekommt eine neue Batterie. LFP wird zu LFMP erweitert. Wir fassen zusammen, was bislang bekannt ist.
- LFMP- statt LFP-Zellen
- LFMP: “Anspruchsvoll in der Verarbeitung”
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- Belüftete Sitze, Gigacasting, neue Kameras
- Kein radikaler Wertverlust in Sicht
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2016: Tesla zeigt das Model 3. Die Auslieferung in Deutschland ist 2019 gestartet. Optisch geändert hat sich mit Ausnahme der inzwischen schwarzen Türgriffe und Scheibenrahmen nichts. Stattdessen hat sich Tesla vorwiegend um die Weiterentwicklung des Antriebsstrangs gekümmert. Die Traktionsbatterie wurde mehrfach überarbeitet und das Softwaremanagement sowieso.
(Bild: Tesla)
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Zuerst ist das Model 3 dran. Elon Musk hatte die Limousine im Frühjahr 2016 vorgestellt. Mithin vor sieben Jahren, auch wenn die Elektroautos in Deutschland erst ab 2019 ausgeliefert wurden. Optisch hat sich seitdem nahezu nichts geändert. Okay, die Türgriffe und Scheibenrahmen sind seit einem Refresh in Schwarz statt Silber gehalten. Tesla hat sich stattdessen mehr um die inneren Werte gekümmert. So wird es auch beim Model 3 Highland sein: Die wichtigste Neuerung ist aus unserer Sicht die veränderte Traktionsbatterie in der Einstiegsversion. Das schlichte Model 3 – also ohne Namenszusatz – verwendet zurzeit LFP-Zellen. Mit der Überarbeitung könnten es LFMP-Zellen werden.
LFMP- statt LFP-Zellen
Das Kürzel LFP steht für Lithium-Eisenphosphat. Diese Zellchemie ist in jeder Hinsicht robust: Die Zyklenfestigkeit ist besonders hoch, das Risiko des thermischen Durchgehens ist sehr gering. Niedrig ist allerdings auch die Energiedichte: Der Bauraum zwischen den Achsen des Model 3 ist gut für 491 statt für 602 Kilometer Normreichweite wie beim Model 3 Long Range. Tesla hat sich immer auf die Weiterentwicklung der Traktionsbatterie konzentriert und dauernd an der Steuerungssoftware gearbeitet. So ist es unter anderem gelungen, das schlechte Kälteverhalten von LFP-Zellen so ideal wie möglich zu kompensieren: Eigentlich können LFP-Zellen bei Minusgraden nicht laden. Wenn die Innentemperatur zu niedrig ist, wird der Ladestrom darum zuerst zum Heizen genutzt. Perfekt ist das zwar nicht, aber es funktioniert.
In dieser Prognose verbergen sich LFMP-Zellen hinter dem Kürzel LFP+. LFP und LFMP sind preisgünstig, und das ist in vielen Segmenten am wichtigsten. Tesla wird die LFMP-Zellen wahrscheinlich von CATL beziehen. Auch Volkswagen plant mit dieser Chemie. Allerdings ist die Lebenswirklichkeit der Elektroautos häufig einige Jahre hinter den Erwartungen und Hoffnungen der Nerds zurück.
(Bild: ZSW)
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LFMP: “Anspruchsvoll in der Verarbeitung”
Prof. Dr. Markus Hölzle vom ZSW (Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg) ist Materialspezialist und hatte vor einem Jahr noch auf einen anderen Aspekt hingewiesen: “Die Herausforderung bei der Produktion ist, das Mangan präzise in die Struktur einzulagern. Sonst leiden die Stabilität und die Dauerhaltbarkeit.” LFP sei ein gutmütiges, robustes Material, während LFMP sensibel ist. LFMP ist sowohl bei der Produktion als auch bei der Verarbeitung anspruchsvoll.
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Wir gehen davon aus, dass CATL dieses Problem gelöst hat und im Ergebnis rund zehn Prozent mehr Reichweite – also rund 550 Kilometer – zu erwarten sind. Tesla nennt keine Zahlenwerte für den Energieinhalt, die Branche geht aber von 66 statt bisher 60 kWh beim Model 3 aus. Beim Model Y Juniper könnten es sogar 72 kWh werden, was wegen der schlechteren Aerodynamik gleichfalls in rund 550 Kilometern Reichweite resultieren würde.
Belüftete Sitze, Gigacasting, neue Kameras
Einen offiziellen Startzeitpunkt für das Tesla Model 3 Highland gibt es nicht. Der Produktion beginnt im dritten Quartal, und die Auslieferung wird zum Jahresende erwartet. Auch optisch tut sich was: Die Front- und Heckleuchtengrafik wird überarbeitet. Etliche notdürftig getarnte Vorserienexemplare sind fotografiert worden. Also doch ein Facelift. In der Tesla-Community werden auch die belüfteten Sitze positiv aufgenommen.
(Bild: Christoph M. Schwarzer)
Das allerdings ist weniger bedeutsam als das, was in der Produktion geplant ist: Wie beim Model Y könnte zum Beispiel der Heckrahmen beim Model 3 aus einem einzigen, großen Strukturbauteil gefertigt werden. Das Stichwort hierfür ist Giga- oder Megacasting. Ziel ist die Vereinfachung und Beschleunigung der Produktion. Das gesparte Geld wird entweder in Gewinn umgesetzt. Alternativ hat Tesla im harten Konkurrenzumfeld oder bei schwacher Nachfrage in der Kalkulation Luft, die Preise zu senken.
Eine weitere technische Änderung könnte die Kameras (Version HW4) betreffen. Wenn zum Beispiel die Auflösung besser ist als bisher, würde die Leistungsfähigkeit des sogenannten Autopiloten verbessert werden. Das Assistenzsystem ist immer wieder durch Fehlfunktionen wie Phantombremsungen aufgefallen. Ob Tesla endlich FSD (Full Self Driving) nach Europa bringt, bleibt Stoff für Diskussionen. Die meisten Tesla-Besitzer wären mutmaßlich froh, wenn der Scheibenwischersensor verlässlicher arbeiten würde oder es wie etwa bei einem Smart #1 einen Wischerschalter im Blinkerhebel geben würde. Es gehört zu den Gerüchten, dass selbst der abgeschafft werden könnte. Schalter auf dem Lenkrad mit einem Pfeil nach links oder rechts würden den linken Lenkstockhebel ersetzen und so vielleicht einige Cents sparen.
Das Model 3 in der Basisversion mit LFP-Zellen und Heckantrieb hat 491 km Normreichweite. Mit LFMP-Zellen könnten es gut zehn Prozent mehr, also circa 550 km, sein. Ähnlich sieht es beim Model Y aus. Erlkönige mit getarnten neuen Scheinwerfern und Rückleuchten fahren bereits herum. Im Innenraum wird es wohl zum Beispiel belüftete Sitze geben, und auch die Kameras sollen verbessert werden.
Kein radikaler Wertverlust in Sicht
Das Tesla Model Y Uniper wird wohl erst 2024 das optische Facelift sowie die LFMP-Zellen und weitere Features bekommen. Es verkauft sich weiterhin sehr, sehr gut und könnte in diesem Jahr eins der weltweit meistverkauften Autos überhaupt werden. Hier hat Tesla einen noch größeren Treffer gelandet als beim Model 3. Wir vermuten aber, dass den jetzt produzierten Tesla Model 3 und Model Y keine radikale Entwertung auf dem Gebrauchtwagenmarkt droht, wenn Highland und Uniper kommen. Sie sind auch aus zweiter Hand meistens gefragter als die Konkurrenten.
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(mfz)