“Reduce to the max” war vorgestern. Die neuen Smart haben nichts mehr mit dem ursprünglichen Gedanken gemeinsam. Der neue Smart #5 ist mit 4.70 Meter länger als ein Land Rover Defender 90. Und hat mit 594 PS (437 kW) mehr Leistung als alles, was Range Rover im regulären Angebot hat.
Noch nicht lange ist es her, da wäre es lächerlich gewesen, einen Range Rover mit einem Smart zu vergleichen. Heute ist das anders. Denn der Smart #5 ist grösser, länger, höher, breiter und fetter geworden als jemals ein Smart zuvor. Und dringt damit in andere Sphären vor.
Noch weiss man nicht genau, welche Antriebsvielfalt und Ausstattungsprogramm es geben wird: Bekannt ist lediglich, dass die Geely-Plattform, auf welcher der neue Smart aufbaut, entweder 400-Volt- oder 800-Volt-Technik verbaut bekommt. Die Gerüchte verdichten sich zur höheren Spannung, da er mit dem Polestar 4 in enger Verwandtschaft ist. Neben einer kostengünstigen LFP-Version sollen auch verschiedene Batterievarianten angeboten werden, darunter eine leistungsfähigere NMC-Variante. Die stärkeren Modelle könnten über 437 kW/594 PS und Allradantrieb verfügen.
Wer bereits die Brabus-Varianten der China-Smarts erleben durfte, weiss, dass die neuen Smart-Besitzer nicht mit Leistung geizen. Die grösste Batterie des #5, so munkelt man, fasst satte 100 kWh, was im WLTP-Zyklus für rund 600 Kilometer gut sein soll. Vielleicht wird es auch wieder kleinere Pro-Varianten mit Heckantrieb und weniger Schmackes (250 kW/340 PS) geben.
Deutschland Design, China Technik
Das Design dürfte wieder vom Partner Mercedes-Benz kommen. Die kantige Karosserie und der grosszügige Radstand sorgen für viel Platz im Inneren. Ein bisschen fühlt man sich an den aktuellen GLB erinnert.
Der Smart #5 wird auch auf gröberes Gelände ausgerichtet sein – so die Theorie. Details wurden noch keine verraten. In der Summit Edition gibt es jedoch viele Offroad-Gadgets, Dachträger, Kunststoffradläufe und Zusatzboxen an der C-Säule. Doch solange es in der Wüste keine Ladestationen gibt, wird der Traktor-Smart mit dem Summit-Editions-Paket einfach ein böse schauendes Stadtmobil bleiben.
Avatar-Löwe
Drinnen gibt’s weniger “Mad Max”, sondern mehr Elektrobaukasten und viele Designelemente aus den beiden anderen Geely-Smarts. Der breite Fernseher wirkt wie die „Brücke“ eines Schiffes. Ein 10,3-Zoll-Vollfarb-Ultra-HD-LCD-Bildschirm hinter dem Lenkrad und zwei 13-Zoll-AMOLED-2,5K-Displays sorgen für ausreichend Bildschirmzeit. Obendrein gibt es noch ein Augmented-Reality-Head-Up-Display. Natürlich darf auch der KI-Sprachassistent zum Witzen Erzählen nicht fehlen. Aber auch Musik, Nachrichten, Klima und Navigation sollen über die Sprache gesteuert werden.
Nach Fuchs (#1) und Cheetah (#3) soll nun ein Avatar-Löwe im Hashtag-Fünfer Einzug erhalten. Dazu kommen elektrisch verstellbare Ledersitze, Dekoreinlagen und eine zigfach verstellbare Ambientebeleuchtung. Der Fünfplätzer soll laut Hersteller ein Kofferraumvolumen von 1’530 Litern besitzen.
Preise sind, wie so vieles, noch ein Geheimnis. Was die vielbeschäftigten Politiker aus Brüssel noch an Strafzöllen ausknobeln werden, ist unklar, denn schliesslich wird der #5 wie seine Kollegen in China zusammengebaut.
In die Glaskugel geschaut
Smart will sich nicht mehr mit Kleinstwagen-Dimensionen zufriedengeben. So möchte man aus dem Schatten von Fortwo und Forfour lösen und mit neuen Fahrzeugen neue Kunden gewinnen. Aber ganz mit der Vergangenheit zu brechen, traut man sich dann doch nicht. So hört man die chinesischen Spatzen von den Dächern pfeifen, dass über ein Comeback des E-Kleinstwagens nachgedacht wird. Schliesslich wurde eine Lücke zwischen #1 und #3 offen gehalten. Back to the roots, reduce to the max?
Text: GAT
Bilder: Smart