Finanzen

Wirtschaft

Wirtschafts-nachrichten

Priorität Stromspeicherung

Die Altech-Gruppe treibt im Industriepark Schwarze Pumpe ihre zwei Energie-Projekte voran.

priorität stromspeicherung

Carsten Baumeister (links) und Daniel Böttcher von Altech in der sogenannten Kalzinierung der Silumina-Versuchsanlage. © Foto: Mirko Kolodziej

Schwarze Pumpe. Silumina Anodes – beschichtetes Anodenmaterial für leistungsfähigere Automobilakkus – und cerenergy – keramische Festkörperakkus für den großindustriellen Einsatz – heißen die beiden Projekte, an denen die aktuell 14-köpfige Belegschaft von Altech in Schwarze Pumpe arbeitet.

Während das Silumina-Versuchswerk im Gründerzentrum Dock³ Lausitz inzwischen komplettiert ist, sind für die benachbarten 14 Hektar Fläche, die Altech erworben hat, zwei Bauanträge bei der Bautzener Kreisverwaltung eingereicht worden. „Wir haben tolle Unterstützung vom Landratsamt “, sagt der verantwortliche Chief Operating Officer Carsten Baumeister.

Die Pläne sehen vor, im zweiten Halbjahr mit dem Bauen beginnen zu können. Die Priorität liegt auf cerenergy, der gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für keramische Technologien und Systeme entwickelten „Salzbatterie“. „Wir haben da zuletzt viel Kraft investiert“, erläutert Baumeister. Er macht jene Bedarfsrechnung auf, die Basis für diese Anstrengungen ist. In Deutschland, sagt er, würden perspektivisch rund 600 Terrawattstunden an Strom pro Jahr benötigt, 560 davon sollten künftig aus regenerativen Quellen kommen. Da Wind und Sonne aber nicht immer dann liefern, wenn der höchste Bedarf besteht, ist Speicherung notwendig – mindestens 20 Terrawattstunden. Und dafür bräuchte es, so der Altech-Manager, ein Vielfaches dessen, was Schwarze Pumpe liefern soll.

Reichlich hundert Gridpacks genannte Container, die mit entsprechenden Modulen bestückt sind und je eine Megawattstunde bereithalten können, sollen zunächst im Jahr hergestellt werden. In einer zweiten Ausbaustufe mit einer Erweiterung jenseits der Südstraße sollen es dann jedoch gar 4.000 Container jährlich werden. Die zugehörigen Schlagworte lauten Netzstabilität, Lastspitzenkappung sowie Industrie- und Ladeinfrastruktur.

Während Carsten Baumeister zu cer-energy aktuell Prototypen der kleinsten Gridpack-Einheiten zeigen kann – längliche, recht schwere Metallröhren; hergestellt beim Joint Venture Partner Fraunhofer IKTS – ist die Silumina-Versuchsanlage im Dock³ deutlich komplexer.

Herausforderung Personal

Sie nimmt samt Labor zwei Abschnitte des Gründerzentrums ein. Bereits im vorigen Jahr war der erste Teil des Werkes, eine Anlage zur Herstellung von Aluminiumchloridlösung in Betrieb genommen worden. Nun läuft die Inbetriebnahme der sogenannten Kalzinierung. Dort wird das flüssige Zwischenprodukt mit technischer Hilfe zur Umhüllung für jene Kügelchen eingesetzt, aus denen das Anodenmaterial besteht. „Wir wissen jetzt, dass es so funktioniert, wie wir uns das gedacht haben; und zwar nicht nur in Teilbereichen, sondern der gesamte Prozess“, sagt Baumeister. Im Endeffekt soll der Werkstoff für eine längere Lebenszeit, höhere Energiedichte, eine bessere Schnellladefähigkeit und letztlich die Steigerung der Akkuleistung sorgen.

Die Altech-Aktivitäten sollen im ersten Schritt unter anderem dazu führen, dass rund 300 Menschen eine Arbeit finden. Und auch dafür, was das bedeutet, hat Carsten Baumeister ein Rechenbeispiel. Bis 2030, sagt er, würden in der Lausitz um die 40.000 Menschen in den Ruhestand gehen, zugleich aber nur 12.000 die Schulen verlassen. Und zum Ersatz für Ruheständler kommen neue Projekte wie jene von Altech und anderen Unternehmen. „Da passiert zu wenig, es ist zu wenig Perspektive“, sagt der Manager. Die erhofften Zuzügler bräuchten mehr als nur eine Arbeit, etwa auch einen Job für den Partner, gute ÖPNV-Verbindungen, Plätze in Schulen für die Kinder, Kultur, Sport und ein insgesamt lukratives Umfeld: „Die Gegend muss attraktiv sein; auch für uns; wenn jemand darüber nachdenkt, ob es beruflich nach Barcelona, Hamburg oder in die Lausitz gehen soll.“ Im nächsten Jahr will Altech mit umfänglichen Trainingsmaßnahmen für die künftige Belegschaft beginnen – von Anlagenbedienern über Logistiker bis hin zur Administration oder Verwaltung. Baumeister denkt sogar schon darüber nach, den Ausbildungsgang zum Industriekeramiker wieder aufleben zu lassen, den es in der Region aktuell nicht gibt. Ein Produktionsstart ist für 2026 vorgesehen.

TOP STORIES

Top List in the World