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NIU KQi3 Max im Praxis-Test: Überzeugt der Top-Scooter?

Die Max-Variante ist der am umfangreichsten ausgestattete NIU-Scooter. Doch ist der E-Scooter den Preis von 900 Euro wirklich wert? COMPUTER BILD hat den NIU KQi3 Max ausprobiert.

niu kqi3 max im praxis-test: überzeugt der top-scooter?Überzeugt der NIU KQi3 Max bei Fahrspaß und Sicherheit? COMPUTER BILD hat es ausprobiert. Foto: COMPUTER BILD

Testfazit

Wertige Verarbeitung, spritzige Fahrweise selbst am Berg und eine realistische Anzeige bei Ladezeit und Reichweite – bei diesen Punkten überzeugte der NIU KQi3 Max in unserem Praxistest. Allerdings war die Bedienung über den einzelnen Knopf unter dem Display etwas frickelig und die NIU-App könnte übersichtlicher sein. Das regenerative Bremsen machte das Fahren geschmeidiger, doch ein wichtiges Sicherheitsfeature fehlt dem E-Roller: Blinker gibt es nicht und Handzeichen geben ist kaum möglich. Für den Preis von 900 Euro bekommt man einen E-Scooter, der bei Beschleunigung und Reichweite hält, was er verspricht.

Pro

  • Wertige Verarbeitung
  • Gute Motorleistung
  • Hohe Reichweite
  • Helles Licht und viele Reflektoren

Kontra

  • Bedienung per Knopf etwas umständlich
  • Keine Blinker


Sind Bus und Bahn mehrere Kilometer vom Zuhause entfernt, schreckt der Weg zu Fuß oder mit dem Fahrrad so einige Menschen ab. Leichter geht es, wenn ein Motor mithilft – wie etwa bei E-Bikes. Doch die Fahrräder mit Tret-Unterstützung sind oft sperrig und unter 1500 Euro ist selten ein Bike zu bekommen. E-Scooter mit Straßenzulassung sind in der Regel erheblich günstiger und lassen sich zudem platzsparend zusammenklappen. Mitnehmen in den öffentlichen Nahverkehr ist dann kein Problem, solange Sie nicht in einer Großstadt wie Köln oder Berlin wohnen (dort ist das verboten). Der E-Scooter mit der maximalen Ausstattung kostet bei NIU 900 Euro – der NIU KQi3 Max. Doch sind Leistung, Fahrkomfort und Verarbeitung tatsächlich so überzeugend, dass der E-Scooter den Preis wert ist? Das verrät der Praxis-Test von COMPUTER BILD.niu kqi3 max im praxis-test: überzeugt der top-scooter?

So sieht der NIU E-Scooter vor dem Zusammenbauen aus. Das war im Test in wenigen Minuten erledigt. Foto: COMPUTER BILD

E-Scooter ist schnell einsatzbereit

Das Zusammenbauen des E-Scooters war im Praxis-Test schnell erledigt: Die Lenkstange wird mit einer Art Schnellspanner fixiert. Dann muss der Lenker noch mit vier Schrauben befestigt werden. Praktisch: Das nötige Werkzeug dafür liegt bei. Das Design des NIU KQi3 Max ist schlicht und hat wertige Details wie etwa das NIU-Logo an der Lenkstange. Auch der für den Hersteller typische Halo-Scheinwerfer ist dabei. Details in Feuerrot wie etwa die Kabel und ein Pfeil auf der Standfläche runden den modernen Look ab. Der NIU KQi3 Max wirkte stabil – und dieser Eindruck bestätigte sich bei der ersten Fahrt: Nichts klappert oder wackelt, auch nicht beim Fahren über niedrige Bordsteinkanten. Die 9,5-Zoll-Luftreifen fangen einiges an Erschütterungen ab. Aber eine richtige Federung wie etwa beim IO Hawk Legend gibt es nicht.

NIU KQi3 Max performte auch am Berg

Der NIU KQi3 Max bietet einen 450-Watt-Motor und kam damit im Praxis-Test fix auf Touren. Auf gerader Strecke dauerte es um die 6 Sekunden, bis der E-Scooter die maximal erlaubten 20 Kilometer pro Stunde (km/h) erreichte. Auch am Berg (siehe Bild unten) kam der Scooter nicht übermäßig ins Stocken – im Gegensatz zur Sport-Edition dieses Modells. Der NIU KQi3 Max brauchte dafür zwar länger, kam aber auch bergauf auf die 20 km/h. Das dürfte mit daran liegen, dass der Motor für kurze Zeit eine Höchstleistung von 900 Watt abrufen kann. Für besonders herausfordernde Situationen wie Fahren bergauf funktionierte das im Test gut. Der E-Scooter trägt übrigens Personen bis zu 120 Kilogramm (kg) Gewicht. Die Lenkstange ist mit 120 Zentimetern für E-Roller eher hoch. Ein zweiter Testfahrer mit fast 2 Meter Körpergröße stand trotzdem leicht gebeugt. Und die extragroße Standfläche (13 Prozent mehr als andere NIU-Modelle) wurde bei Schuhgröße 46 eindeutig zu eng für beide Füße.niu kqi3 max im praxis-test: überzeugt der top-scooter?

Diese Steigung im Hamburger Westen schaffte der E-Roller locker. Foto: COMPUTER BILD

Laden und Reichweite

Für den nächsten Testpunkt laden die Tester den Akku (Kapazität: 608 Wattstunden; Wh) des Rollers voll auf. Den Ladestand zeigt zwar auch das im Lenker eingelassene Display, doch noch informativer ist hier die NIU-App. Sie zeigte im Test eine Schätzung der Ladedauer an: Rund 3 Stunden soll es dauern, den Scooter von 54 auf 100 Prozent zu laden. Im Test brauchte das tatsächlich ziemlich genau die gezeigte Zeit. Ist der Roller zu 100 Prozent geladen, hat er eine Reichweite von bis zu 65 Kilometern. Die Tester fahren exakt 3 Kilometer und schauen dann auf den Akkustand: Noch 93 Prozent sind übrig und 60 Kilometer (km) Reichweite (siehe Bild unten). Der Test erfolgt im normalen Modus – das könnte erklären, warum der Roller statt 3 ganze 5 km an Reichweite verliert. Denn der Scooter hat auch einen sogenannten E-Saver-Modus. Dabei ist die maximale Geschwindigkeit auf 15 km/h gedrosselt. Erster Eindruck: Die maximale Reichweite lässt sich höchstens in diesem Modus und mit eher leichten Fahrern unter 80 kg erreichen.

Bedienung ist nicht selbsterklärend

Apropos E-Saver-Modus: Um diesen zu aktivieren, muss der Knopf unterhalb des Displays zwei Mal gedrückt werden. Auch um das Licht einzuschalten, muss der Knopf herhalten – einen eigenen Lichtschalter gibt es nicht. Wer den Front- und Rückscheinwerfer zum Strahlen bringen will, drückt drei Mal auf den Knopf. Schade: Per App lässt sich das Licht nicht direkt einschalten. Die App könnte insgesamt übersichtlicher sein. Wer unter den drei Punkten oben rechts ein zentrales Menü für ein Einstellungen vermutet, liegt falsch. Dafür muss der User runterscrollen und den Punkt “NIU Abstimmung” wählen.niu kqi3 max im praxis-test: überzeugt der top-scooter?

Der Knopf unterhalb des Displays vereint viele Funktionen (links), Feinheiten wie das regenerative Bremsen lassen sich in der App (rechts) einstellen. Foto: COMPUTER BILD

Die Fahrt eigenen Wünschen anpassen

In dem genannten Menü lässt sich einstellen, dass etwa der “Kick-to-Start”-Modus nicht mehr aktiv ist. Bei diesem Modus springt der Motor des E-Scooters erst an, nachdem man ein paar Meter weit mit dem Fuß Schwung gegeben hat. Eine zweite Pro-Einstellung ist leider in Deutschland nicht nutzbar: Die App zeigt die Funktion “Auto Cruise”. Fährt man mit dem Scooter fünf Sekunden lang die gleiche Geschwindigkeit, hält der Scooter diese anschließend bis zum nächsten Bremsen. Übrigens nutzt der E-Scooter regeneratives Bremsen: Er gewinnt also dabei Energie zurück, sodass der Akku länger hält. Auch das regenerative Bremsen lässt sich in der App einstellen: Standardmäßig ist der Modus “Schwach” eingestellt, es gibt aber auch “Aus”, “Mittel” und “Stark”.

So fährt sich der Scooter

Im normalen Modus ließ sich der Scooter sportlich fahren. Der Sparmodus war dagegen eher gemächlich und auch die Beschleunigung war nicht so rasant. Für Anfänger eignet sich dieser Modus allerdings gut – und auch wenn der Akku fast leer ist. Beim Praxis-Test stellten die Tester das regenerative Bremsen auf “Mittel”. Einen tatsächlichen Gewinn bei der Reichweite war nicht wahrnehmbar. Allerdings ließ sich mit diesem Modus vorausschauender fahren, weil vom Gas gehen direkt auch eine merkliche Bremsung bedeutet. Der NIU KQi3 Max hat zwar ein Dreifachbremssystem (Scheibenbremse vorne und hinten und Elektrobremse hinten). Doch bei voller Geschwindigkeit bremsen fühlte sich nicht immer zu 100 Prozent stabil an.

E-Scooter: Die beliebtesten Modelle im Vergleich

Platz 1

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SOFLOW

SO3 Pro

Platz 2

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KSR Group

Shell Ride SR-5S EKF

Nicht verfügbar!

Platz 3

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Ninebot by Segway

eKickScooter Zing C20

Platz 4

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S01 Pro

Platz 5

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Xiaomi

Mi Electric Scooter 3 (20 Kmh)

Platz 6

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KickScooter E2 E

Platz 7

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Digger

ES3 jubelt

Platz 8

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A-TO

Ultron Air schwarz

Platz 9

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ePowerFun

ePF-1 mit Straßenzulassung

Platz 10

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Grundig

ERG02 black

Komplette Liste: E-Scooter: Die beliebtesten Modelle im Vergleich

Leider gibt es keinen Blinker

Ein zweiter Punkt, der das Sicherheitsempfinden der Testenden beeinträchtigte: Der E-Scooter hat keine Blinker wie etwa der SoFlow So One Pro oder der Xiaomi Electric Scooter 4. Den Arm auszustrecken wie beim Fahrrad, um Abbiegen anzuzeigen, ist nur bedingt möglich: Mit links geht es, aber rechts muss der Finger auf dem Gas bleiben, damit der E-Scooter gleichmäßig fährt. Hier wäre der Tempomat-Modus (“Auto Cruise”) praktisch gewesen für ein besseres Fahrgefühl. Immerhin bei Dunkelheit kann der E-Scooter überzeugen: Er warf einen weiten Lichtkreis aus dem Frontscheinwerfer auf die Straße und auch das rote Bremslicht hinten war gut sichtbar. Zusätzlich hat der Scooter orange Reflektoren seitlich an der Lenkstange und mittig auf den Rädern.

Wie gut lässt sich der Scooter transportieren?

Der E-Scooter lässt sich zusammenklappen, indem ein Hebel unten an der Lenkstange umgelegt wird. So lässt er sich in einem Kofferraum verstauen oder auch etwas handlicher tragen. Allerdings ist der Roller mit 21 kg kein Leichtgewicht. Ihn ein, zwei Stockwerke in die Wohnung zu tragen, mag gerade noch gehen. Doch für längere Wege wäre das Schleppen eher mühevoll. Da der Scooter einen fest verbauten Akku hat, sollten Sie sich also vor dem Kauf überlegen: Wie bekomme ich das Gerät ohne Schweißausbrüche an die nächste Steckdose? Wer weit oben wohnt, greift besser zu einem leichteren E-Scooter: Der NIU KQi Air X zum Beispiel wiegt nur rund 12 kg.NIU KQi KQi3 Max bei Media Markt für 1030 Euro Zum Angebot

NIU KQi3 Max Test-Fazit

Wertige Verarbeitung, spritzige Fahrweise selbst am Berg und eine realistische Anzeige bei Ladezeit und Reichweite – bei diesen Punkten überzeugte der NIU KQi3 Max im COMPUTER BILD-Praxis-Test. Allerdings war die Bedienung über den einzelnen Knopf unter dem Display etwas frickelig und die NIU-App könnte übersichtlicher sein. Das regenerative Bremsen machte das Fahren geschmeidiger, doch ein wichtiges Sicherheitsfeature fehlt dem E-Roller: Blinker sind nicht vorhanden und Handzeichen geben ist kaum möglich. Für den Preis von 900 Euro (direkt beim Hersteller derzeit ausverkauft) bekommt man einen E-Scooter, der bei Beschleunigung und Reichweite hält, was er verspricht. Testeindruck: gut.

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