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Boykott? Sparpaket bei KTM lässt Wogen hochgehen

boykott? sparpaket bei ktm lässt wogen hochgehen

KTM-Chef Stefan Pierer steht auf der Kostenbremse: Teile der Produktion werden verlagert, auch in der Entwicklung fallen Jobs weg.

Motorradhersteller KTM trennt sich von bis zu 500 Mitarbeitern im Innviertel. Begründung: Kostennachteile in Europa, ein langsameres Entwicklungstempo als in Asien, dazu stotternde Nachfrage in den USA. Verstehen können das Sparpaket nicht alle. Die Reaktionen sind teils heftig.

Obwohl der Umsatz im Vorjahr auf 2,66 Milliarden Euro kletterte und ein Gewinn vor Zinsen und Steuern in Höhe von 160 Millionen Euro gemacht wurde, hat die Pierer Mobility ein Sparpaket geschnürt: Mindestens 300 Mitarbeiter in der Produktion sowie in der Forschung und Entwicklung in Mattighofen und Munderfing müssen gehen, weil es in Asien gegenüber Europa Kostenvorteile gibt und dort auch die Entwicklungsgeschwindigkeit für E-Mobilität höher ist. Jetzt könnten aber sogar bis zu 500 Jobs wegfallen, weil die Nachfrage vor allem in den USA stottert.

„Dann soll er sein Zeug auch in China oder Indien verkaufen“Das Kostenreduktionsprogramm beim Motorradhersteller mit den Marken KTM, Husqvarna, MV Agusta und GasGas lässt die Wogen hochgehen. Auf krone.at wird heiß diskutiert: „Bei Subventionen kräftig zugreifen und kaum sind ein paar dunklere Wölkchen am Himmel sofort Personalabbau, Standortverlegung“, ärgert sich einer.

In Richtung Eigentümer Stefan Pierer schreibt ein anderer: „Dann soll er sein Zeug auch in China oder Indien verkaufen.“ Der Ärger reicht so weit, dass manche einen Kaufboykott andenken und das mit „Da brauch ich keine KTM mehr“ deutlich machen.

„Obwohl 160 Millionen Gewinn erwirtschaftet wurde, müssen die Arbeiter herhalten, um noch mehr Gewinn zu erzielen. Man sollte auch Verantwortung für alle Mitarbeiter übernehmen“, fordert ein Leser auf krone.at ein. Verständnis für die mit Kostenvorteilen in Asien begründeten Schritte gibt’s aber auch. „Österreich ist als Produktionsland zu teuer geworden“ und „Die Lohnnebenkosten lassen unsere Firmen abwandern“, wird etwa kommentiert.

Wegen einer Lebensversicherung in Liechtenstein musste er Steuern nachzahlen; als Großspender von Sebastian Kurz machte er von sich reden; Subventionen für die KTM Motohall in Mattighofen gerieten ebenfalls in die Kritik …

Stefan Pierer mag vieles sein, entschlossen, erfolgshungrig, aber eines ist er sicher nicht: Everybody’s Darling. Der 67-Jährige gehört heute zu den reichsten Österreichern. Dass bei der Pierer Mobility, zu der die Motorrad-Marken KTM, Husqvarna, GasGas und MV Agusta, aber auch ein E-Bike-Segment gehören, nun bis zu 500 Mitarbeiter gehen müssen, dafür bekommt er jetzt sein Fett weg. Dass er dabei nur die Gewinnmaximierung im Sinn hätte, gehört zu den freundlicheren Vorwürfen.

Muss man deshalb mit ihm Mitleid haben? Nein. Mit seinen harschen Worten für Politik(er) und die EU sucht der Unternehmer immer wieder das Licht der Öffentlichkeit und riskiert es damit auch, kritisiert zu werden, wenn bei ihm etwas nicht so rund läuft.

Wer austeilt, muss auch einstecken: Dass es für den Jobabbau im Innviertel, wo KTM seit 2011 den Personalstand fast verdreifacht hat, Gegenwind geben wird, war klar. Vor lauter Pierer-Bashing wird dabei gerne vergessen, dass Regulierungswut und enorme Kostensteigerungen Europa ins Hintertreffen bringen und damit nicht nur KTM unter Druck gerät, sondern auch andere Firmen verstärkt im Ausland investieren. Was das am Ende bedeuten wird? Jobmotor wird’s keiner sein.

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