Tesla

Tesla Model 3

Montag Special: mit dem IONIQ 6 (und Tesla Model 3) auf der e-engine Normrunde

Elektrolimousinen, die sportlich sind, Platz haben und (weitgehend) bezahlbar bleiben, sind nicht gerade die Norm derzeit. Wer SUVs und Crossover mag, für den gibts genügend Auswahl, bei klassischen Formen hingegen, wächst das Angebot langsamer. Dabei hätten Limousinen dank ihrer aerodynamischen Vorteile eigentlich die Nase vorne wenn es um Effizienz und Sparsamkeit geht (cw des IONIQ 6 0,21!). Nach dem Auslaufen des klassischen Hyundai IONIQ blieb nur noch das kleine Tesla Model 3 mit RWD als recht sparsame Fahrzeugalternative übrig. Seit den letzten Preiskorrekturen der Musk-Company wildert der kleine Tesla zudem in bislang unerschlossenen Gefielden.

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Der IONIQ 6 RWD Testwagen von Autohaus Listle in Augsburg: Große Batterie, 54.660 Euro vor Abzug aller Boni und in Biophilic Blue. Die Farbe kam wegen des trüben Wetters leider nicht zur Geltung.

Auftritt Hyundai IONIQ 6

Der brandneue Hyundai IONIQ 6 kam genau deshalb ein wenig später. Mit dem Wegfall des IONIQ-Klassikers wollten die Koreaner ein Effizienz-Zeichen setzen. Aber Gut Ding will Weile haben, weshalb der Europastart der „etwas anders gezeichneten“ Limousine immer wieder nach hinten verschoben wurde. Aber nun isser da. Und wir packten die Gelegenheit beim Schopfe, den „Sechser“ mit auf die e-engine-Normrunde zu nehmen. Um aber einen Benchmark zu setzen, fuhr ein aktuelles Model 3 RWD mit LFP-Batteriepack mit. Also das „Made in China“ (MIC) Modell. Und das Ergebnis war auch für uns ein bißchen überraschend. Aber der Reihe nach.

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3D-Einparken, kleiner Frunk für Kabel & Co, viel Platz im Fond aber kleiner Verschlag und Kofferraum …

Der RWD-Sechser mit großer Batterie

Das Augsburger Autohaus Listle stellte uns den IONIQ 6 RWD zur Verfügung. Der war unglücklicherweise ein paar Tage zuvor durch Hagel beschädigt worden. Weshalb auch überall kleine Dellen in Dach und „Motorhaube“ zu sehen waren. Äußerst schade und ärgerlich für das Autohaus, denn der Wagen hatte noch nicht mal 700 Kilometer auf der Uhr. Die Basisausstattung wurde durch das TECHNIQ-Paket für 3.100 Euro Aufpreis und die Farbe Biophilic Blue (die eigentlich fast wie Schwarz wirkt) für 660 Euro aufgewertet. Was zu einem Preis von 47.482,50 Euro nach Abzug der Boni führt (54.660 ohne Boni). Damit rangiert der Koreaner fast auf dem Niveau des Tesla Model 3 Performance, das dann gerade mal 2.500 Euro teurer wäre.

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Über 54.000 Euro, und dann dieser Schlüssel? Passt irgendwie nicht zusammen.

Ausstattung

Die Ausstattung des IONIQ 6 lässt in dieser Konfiguration kaum Wünsche offen, ein Glasdach ist allerdings nicht mit inbegriffen. In früheren Artikeln haben wir bereits über die vielen Ausstattungsmerkmale des Sechsers berichtet, weshalb wir nur die eine oder andere Sache erwähnen werden. So sind die Platzverhältnisse im Koreaner weit üppiger als im Model 3. Die Kopffreiheit hinten ist zwar ebenfalls nicht gigantisch, aber doch besser als im Dreier. Die Fondspassagiere haben demnach mehr „Entfaltungsmöglichkeiten“. Die Kniefreiheit ist selbst bei großen Personen vorne (und ganz zurückgefahrenen Sitzen) gigantisch. Wie beim Tesla ist aber der Wagenbogen durch die Batterie so hoch, dass die Unterschenkel nicht auf der Rücksitzbank aufliegen. Das ist eben das Manko der Batterielimousinen.

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16,9 kWh/100 km – nicht übel. Auf der knapp 94 Kilometer langen Normrunde musste sich der Koreaner trotzdem dem Tesla Model 3 RWD in Sachen Verbrauch geschlagen geben.

Was uns sonst noch auffiel

Die Ladeschale für Smartphones ist suboptimal, weil sie keine Begrenzung hat. Zwar hat sie Gumminoppen um ein Telefon zu fixieren, in der Praxis funktioniert das aber nur, wenn man ein Telefon ebenfalls mit Gummihülle hat. Ist dies nicht der Fall, rutscht das Smartphone bei normaler Kurvenfahrt einfach aus der Schale. Die vielen Lenkstockhebel sind ebenfalls gewöhnungsbedürftig. Auch die beiden großen Bildschirme sind etwas Overkill. Der Tesla-Pilot meinte nur, dass ihm das alles zu üppig sei. Nur beim  HUD, das im TECHNIQ-Paket enthalten ist, war er neidisch. Die vielen Knöpfe auf der Mittelkonsole gefallen auch nicht jedem. Aber das ist eben Geschmacksache. Die Kunststoffe sind nicht überall wirklich hochwertig, an den Türen gibts auch viel Hartplastik.

Kofferräumchen

Der Kofferraum ist gemessen an der Gesamtgröße des Fahrzeugs tatsächlich etwas klein, die Ladeluke sogar äußerst beengt. Zwar schließt und öffnet sich der Kofferraum auf Knopfdruck, aber das kann eben nicht die suboptimalen Platzverhältnisse cachieren. Der Frunk ist klein, aber ausreichend für Ladekabel & Co. Der Einkauf will man da ohnehin nicht vestauen, weil das Öffnen der Motorhaube ein echtes „Gefiffel“ ist.

Fahren und Fahrwerk

Das alles hat natürlich mit der Normrunde recht wenig zu tun. Die meisterte der IONIQ 6 tatsächlich mit Bravour, denn sowohl auf den miesen Rüttelstrecken als auch den langgestreckten Kurven brillierte der Koreaner. Bei den kurz aufeinander folgenden Kurvenkombinationen merkte man jedoch, dass unser Tesla-Pilot, der uns folgte, gerne schneller gefahren wäre. Man merkt halt, dass der Koreaner fast 200 kg mehr wiegt. Trotzdem ist die Elektrolimousine ein angenehm und leichtfüßig zu fahrendes Auto, das äußerst leise unterwegs sein kann, und daher als ein idealer Reisewagen gelten darf.

Verbrauch und Einordnung

Der Verbrauch auf der e-engine-Normrunde betrug bei 12°C Außentemperatur sagenhafte 16,9 kWh auf 100 Kilometer. Auf der Autobahn fuhren wir die wenigen Kilometer mit „Vollgas“, was nach Tacho 191 km/h und nach GPS-Messung 189 km/h waren. Der Sechser fährt also ein bißchen schneller als angegeben. Im Vergleich zum IONIQ 5 verbrauchte die Limousine also 1,4 kWh weniger, war aber auch 2 Minuten langsamer auf der Strecke. Die können wir allerdings vernachlässigen, denn wir suchten fast 2 Minuten nach der richtigen Rekuperationseinstellung auf One-Pedal-Driving. Die lässt sich nämlich nicht so leicht wählen – bloßes Betätigen des linken Schaltpaddels wollte zunächst einfach nicht funktionieren.

Und der Tesla?

Tja. Der ist und bleibt in diesem Fall das Maß aller Dinge. 15,2 kWh verbrauchte das gerade mal 4 Wochen alte RWD-Modell. Das sind noch einmal 1,7 kWh weniger – und in diesem Zusammenhang echt beeindruckend. Auf den 1.840 Kilometern, die das kleine Model 3 seit Anfang abspulte verbrauchte der Wagen sogar mit 14,2 kWh auf 100 Kilometer noch weniger. Liegt wohl auch daran, dass der Pilot normalerweise äußerst defensiv unterwegs ist.

montag special: mit dem ioniq 6 (und tesla model 3) auf der e-engine normrundee-engine Fazit: Der IONIQ 6 ist sicher eine gute Alternative gegenüber dem Tesla. Die Platzverhältnisse sind üppiger, die Verarbeitung hier und da besser. Auch die Sensorik des Koreaners ist für diesen Preis angemessener. Radar, Ultraschall und Co. inbegriffen. Beim Fahrspass muss man auf den „richtigen“ Landstraßen-Abschnitten etwas Abstriche machen, denn die 283 PS des Tesla sorgen zusammen mit 200 kg weniger Gewicht durchaus für „dynamischere“ Fahreigenschaften. Die knapp 2 kWh Verbrauchs-Unterschied sehen wir nicht als Manko,  gemessen an den Anschaffungskosten fällt das kaum ins Gewicht. Der IONIQ 6 ist äußerst gelungen und eine formidable Alternative. Preisbewußte und Verfechter von klarem Design hingegen sind mit dem Tesla besser bedient, wenn sie mit den geringeren Platzverhältnissen zurecht kommen. Wir vergeben wie beim  IONIQ 5 viereinhalb Sterne. Die würde auch der Tesla bekommen, weil er bei der Preis-Leistung einfach unschlagbar ist. Die 5 Sterne schafft er deshalb nicht, weil die Sensorik-Ausstattung in unseren Augen nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist. Das soll sich, so munkelt man, allerdings demnächst ändern.

Fotos: Jörn Müller-Neuhaus, Bernd Maier-Leppla

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