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Mittwoch Magazin: Die Akte VinFast – mehr Wert als Daimler&VW zusammen? Warum Stromer 20230 günstiger als Verbrenner sind. Mercedes eröffnet eigene Schnellladeparks

Die Akte VinFast

Der Hype zur Elektromobilität nimmt manchmal seltsame Wendungen. Tesla hat beispielsweise inzwischen eine Marktkapitalisierung von 748,34 Mrd. US-Dollar (691,45 Mrd. Euro). Aktienwerte, so sagt es der Volksmund, sind meistens Wetten auf die Zukunft. In der Vergangenheit haben eine Menge Investoren gegen Tesla gewettet, das ging so lange gut, bis Tesla mit seinen Fahrzeugen abhob und die Aktie in Höhen vorstieß, die den echten Wert des Unternehmens kaum widerspiegeln. Zum Vergleich: Die Marktkapitalisierung von Toyota liegt bei 251 Mrd. Euro, Mercedes-Benz bei 99,73 Mrd. Euro und der VW-Konzern bei 62,76 Mrd. Euro (alle Werte abgerufen am 29.8. 8:15 Uhr). An den gigantischen Wert Teslas hat man sich gewöhnt – Auftritt VinFast.

mittwoch magazin: die akte vinfast – mehr wert als daimler&vw zusammen? warum stromer 20230 günstiger als verbrenner sind. mercedes eröffnet eigene schnellladeparks

CES 2023: Der VinFast VF8 in der Besprechung durch Kyle Conner von „Out of Spec Reviews“.

Aktien-Rallye für VinFast

Das vietnamesische Unternehmen VinFast baut Elektroautos – den VF8. Das Fahrzeug wurde bereits in den USA eingeführt für den läppischen Preis von rund 50.000 US-Dollar. Wir reden hier also nicht über ein günstiges Auto, sondern ein eSUV, das durchaus in der Oberklasse zu verorten ist. VinFast wurde 2017 gegründet, 2018 stellte das Unternehmen die ersten Elektro-Prototypen vor, bis zum 30. Juni 2023 wurden rund 19.000 Fahrzeuge ausgeliefert. Unlängst war das Börsendebüt des Herstellers. Die Aktie schoss auf Werte, die kaum nachvollziehbar sind. Die Marktkapitalisierung des Unternehmens liegt bei 174,88 Mrd. Euro. Wallstreet online und finanznachrichten.de berichten dementsprechend über das Unternehmen und halten es weiterhin für ein riskantes Unterfangen.

Was ist überhaupt dran am Auto?

Hier kommen wir zum pikanten Teil des Unterfangens. Der VinFast VF8 scheint ein recht unausgegorenes Fahrzeug zu sein, das zudem von Kinderkrankheiten geplagt wird. Offenbar ist das Auto viel zu schnell auf die Konsumenten losgelassen worden. Das US-Portal Road&Track titelte über das 2023er-Modell: „Erste Ausfahrt: Der 2023er VinFast VF8 ist inakzeptabel“ und auch andere Publikationen und Videoblogger wie Out of Spec Reviews liessen kaum ein gutes Haar am Newcomer.

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Nach kurzem Zwischenstopp beim vietnamesischen Hersteller VinFast stieß Ex-CEO von Opel Michael Lohscheller zu Nikola Motor. Offenbar stimmte die Chemie hier nicht …

Die Jungs von „Donut“ wollten das genauer wissen

Wenn einige der wichtigsten Fachpublikationen ein Fahrzeug verreissen mag schon was dran sein. Allerdings gibt es auch hier den „Herdentrieb“ und allzu leicht lässt man sich hinreissen mit einem Vorurteil an die Sache heranzugehen. Die Youtuber um den Kanal „Donut“ wollten das genau wissen und haben alle Defizite des VF8 selbst abgearbeitet um zu einem „realistischen“ Ergebnis zu kommen. Man muss sich den Beitrag ansehen, nur so viel sei verraten: einige der Vorwürfe sind wirklich berechtigt. Unter anderem die Nicht-Reaktion des Gaspedals (>1 Sekunde. Da ist der VinFast in der Tat kein „Getaway-Car“ – zu sehen bei 11:00). VinFast scheint die Probleme aber erkannt zu haben und gibt jedem User bei Problemen Boni. So unter anderem, wenn das Auto sich nicht mehr bewegen sollte („gebricked“ ist), gibts dafür 300 US-Dollar. Ab sehen Sie selbst.

e-engine meint: Bei Tesla war die hohe Marktkapitalisierung lange auch nicht nachvollziehbar, man schob vieles auf die Fanblase. Indessen zeigten die Fahrzeuge aber ihre Qualitäten und Musk lieferte (wenn auch öfters äußerst verspätet). Heute sind die Autos vom Preis/Gegenwert fast unschlagbar, das Ladenetz allein zeigt schon, wie durchdacht die Unternehmung ist. VinFast scheint hier aber eine ganz andere Hausnummer zu sein. Der Hype um das Unternehmen scheint völlig unverständlich, liegt doch die Marktkapitalisierung des Newcomers höher als Mercedes-Benz und VW zusammen.

Donut | Wir haben das am schlechtesten bewertete Auto in Amerika gefahren

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Die Studie von Strategy& hat für 2030 neue Plattform-Spezifikationen identifiziert. In Kürze: die Reichweite nimmt um 50% , die Ladegeschwindigkeit um 100% zu. Die Kostenreduktion beim Antriebsstrang kann rund -25% betragen.

Studie von Strategy&: Die Zukunft wird elektrisch und günstiger

Mit Studien ist das immer so eine Sache. Sie bleiben im Grunde genommen immer teilweise „Glaskugellesen“. Andererseits zeigen die Indikatoren ganz klar, dass die Zukunft der Mobilität – zumindest in den Kernmärkten des Westens sowie des Fernen Ostens – elektrisch sein wird. Kein OEM kann es sich mehr leisten, die Stromer links liegen zu lassen. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Vorhersagen der Strategy&-Studie

EV-Plattformen bauen ihre Dominanz in allen Pkw-Segmenten kontinuierlich aus – das ist mittlerweile ein Faktum. Im gesamten Ökosystem E-Mobilität könnten somit ab 2030 bis zu 840 Milliarden Euro jährlich umgesetzt werden. Das geht aus der Studie „Technology-differentiating Battery-Electric Platforms” von Strategy&, der globalen Strategieberatung von PwC, hervor. Demnach werden bis 2030 etwa 40% aller Pkw auf BEV-Plattformen basieren. Bis 2040 könnte die Technologie sogar in 70% aller Autos verbaut sein. Die Transformation des Pkw-Marktes erreicht damit eine neue Phase, in der BEV-Plattformen zum entscheidenden Erfolgsfaktor werden und sich OEMs immer stärker über Reichweite, Ladegeschwindigkeit sowie wettbewerbsfähige Preise differenzieren. Technologische Hoheit bei Batteriezellen sowie Elektromotoren gewinnt für die Autobauer folglich enorm an Bedeutung. Relevante Treiber des Wandels wie regulatorische Vorgaben, Druck von Seiten der Finanzmärkte sowie das industriepolitische Ringen zwischen China, Europa und den USA fachen den Kampf um Margen und Marktanteile auch in Zukunft weiter an.

Technologische Fortschritte beschleunigen die Transformation

Bislang wuchs die Elektromobilität vor allem im Premiummarkt und der oberen Mittelklasse – zumindest vom Anschaffungspreis her betrachtet. Nun soll das Einstiegssegment durch günstige (LFP-) Batterien und kosteneffizientere Na-Ionen-Batterien brillieren. Dadurch würden sich die hohen Batteriekosten nivellieren. Zudem werden weiter im Volumensegment die LMFP- und NMC-Zellen zum Einsatz kommen, durch höhere Energiedichten aber größere Reichweiten ermöglichen. Im Premiumsegment wird weiter die NMC-Zelle dominieren. Apropos dominieren: vor allem im Premiumsegment wird in Zukunft das Elektroauto einen Marktanteil von rund 90% erreichen. Im Volumensegment spricht die Stunde von immerhin 80%, während das Einstiegssegment wegen der Kostenoptimierung, die Grenzen hat, nur auf 60% kommen werde.

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LFP-Batterien: günstigere und robustere Batterien (Beispiel: BLADE-Batterie von BYD).

Steigende Reichweiten, sinkende Kosten und schnelleres Laden

Auch die Leistungsdaten der Fahrzeuge werden sich bis 2030 spürbar verbessern. Bis 2030 könnte sich laut Prognosen der Studie die durchschnittliche Ladezeit von BEVs im Vergleich zu heute halbieren sowie die Reichweite um 50% steigen. Die Kosten des Antriebsstrangs könnten sich um bis zu 25% reduzieren. Im Zusammenspiel mit einsetzenden Skaleneffekten in Produktion und Lieferkette, technologischem Fortschritt sowie einer perspektivisch höheren CO2-Besteuerung erreichen BEVs spätestens 2030 ein Gesamtkostenniveau (TCO – Total Cost of Ownership), mit dem sie Verbrennern in allen Segmenten überlegen sind. In einer weiteren Transformationswelle ab 2030 führen technologische Impulse wie Natriumbatterien zu einer noch stärkeren Diversifikation des Marktes. Die Nachfrage nach Batterien für Elektroautos verdoppelt sich zugleich im Zeitraum von 2030 bis 2040 auf 6,5 TWh.

e-engine meint: Natürlich wird sich die Technologie spürbar weiterentwickeln, die Tendenzen sind bereits heute spürbar bzw. in den Forschungslaboren der Welt Realität. Die industrielle Fertigung der Feststoff-Wunderbatterien wird aber noch bis zum Ende des Jahrzehnts dauern. Schon nächstes Jahr jedoch werden Batteriehersteller wie CATL und chinesische OEMs die europäischen Märkte mit günstigeren Produkten fluten. Allerdings dürften Volkswirtschaften, die wie Deutschland auf eine Politik setzen, die Energie spürbar verteuert, hier weniger schnell bei der Transformation sein.

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„Ihr guter Stern auf allen Ladesäulen“? Mercedes-Benz plant weltweites Ladenetzwerk für Alle, aber mit speziellen Annehmlichkeiten für die Kunden des Hauses.

Mercedes-Benz: eigene Schnellladeparks mit bis zu 400 kW Ladeleistung

Mercedes-Benz eröffnet im Herbst die ersten eigenen Schnellladeparks und setzt damit die weitreichenden Pläne zum Ausbau der globalen Ladeinfrastruktur um. Ab Oktober gehen die ersten Mercedes-Benz Charging Hubs in Atlanta (USA), Chengdu (China) und Mannheim (Deutschland) in Betrieb. Bis Ende 2024 strebt Mercedes-Benz den weiteren Ausbau des globalen Schnellladenetzes auf über 2.000 Ladepunkte an. Das langfristige Ziel ist es, bis zum Ende des Jahrzehnts mehr als 2.000 Charging Hubs mit über 10.000 Ladepunkten zu schaffen.

Für alle Kunden offen – aber Mercedes-Kunden haben Vorteile

Das Ladenetzwerk steht Fahrerinnen und Fahrern von allen Fahrzeugmarken offen. Mercedes-Benz Kundinnen und Kunden genießen dabei besondere Vorteile, zum Beispiel die Reservierungsfunktion zur Reduzierung von Wartezeit über den Dienst Mercedes me Charge. Das Mercedes-Benz Schnellladenetz wird hier nahtlos integriert und ergänzt die über 1,3 Mio. Ladepunkte, zu denen Nutzerinnen und Nutzer bereits heute weltweit Zugang haben. Mithilfe des intelligenten Navigationssystems von Mercedes-Benz werden die Ladestationen direkt in die Routenplanung integriert, um den optimalen Weg zum Laden zu weisen. Um das Ladeerlebnis noch bequemer zu gestalten, werden die Ladestationen weitere Komfortmerkmale bieten wie beispielsweise den Dienst Plug & Charge. Dieser ermöglicht Mercedes-Benz Kundinnen und Kunden ab Einstecken des Ladekabels eine automatisierte Abwicklung des Lade- und Bezahlvorgangs.

Bis zu 400 kW Ladeleistung

Mit diesem Ladenetz setzt Mercedes-Benz neue Standards für schnelles, komfortables und grünes Laden von Elektrofahrzeugen. Die Ladestationen bieten – abhängig von der Region – Ladeleistungen von aktuell bis zu 400 kW, bereitgestellt über die jeweils gängigen Ladesysteme CCS1, CCS2, NACS und GB/T. Dank eines intelligenten Lademanagements kann jedes Fahrzeug mit seiner maximalen Kapazität geladen werden. Dadurch reduziert sich die Ladezeit für Kundinnen und Kunden auf ein absolutes Minimum.

e-engine meint: Hätte man früher haben können. Offenbar scheint man den gleichen Weg wie Tesla gehen zu wollen um das Ladeerlebnis positiver zu gestalten. Die Standortauswahl ist ebenfalls besonders. Mercedes-Benz legt Wert auf ein „angenehmes und sicheres Kundenerlebnis“. Die geplanten Ladeparks sollen sich an Hauptverkehrsknoten oder eigenen Mercedes-Benz Niederlassungen befinden und sollen in naher Umgebung weitere Annehmlichkeiten wie Aufenthaltsmöglichkeiten, Restaurants und Sanitärräume bieten. Um die Sicherheit zu gewährleisten, ist vorgesehen, die Ladeparks mit Überwachungskameras auszustatten. An ausgewählten Standorten geben intelligente Lichtmasten, neben angemessener Beleuchtung, durch funktionale LED-Elemente Informationen zu Verfügbarkeit des Ladepunkts sowie Ladestatus des Fahrzeugs und Überdachungen sorgen zusätzlich für Witterungsschutz.

Wir fragen uns allerdings, wo das enden wird. Werden zukünftig die OEMs die früheren Tankstellen-Firmen ablösen? Wird der Ladepark der Zukunft ebenfalls nach Markengesichtspunkten auftreten? Ist der Strom aus Mercedes-Ladesäulen dann ebenfalls „Premium“? Wir werden sehen …

Fotos: Donuts (Youtube Stills), Out of Spec Reviews (Youtube Stills), VinFast, Mercedes-Benz, istock, Nikola Motor, Strategy& (Chart), BYD

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