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Miniaturautos von Wiking: Für Marine und Fahrschulen

miniaturautos von wiking: für marine und fahrschulen

Das Leben im Modell: Auch das Geschehen an einer Tankstelle lässt sich in Szene setzen.

Spielzeug bildet immer auch Zeitgeschichte ab, gleich, ob es sich um die düsteren oder die positiven Kapitel vergangener Jahrzehnte handelt. Das gilt auch für das neue Sammlerkabinett des Hessischen Puppen- und Spielzeugmuseums in Hanau Wilhelmsbad. Anhand von Leihgaben eines privaten Sammlers, Exemplaren aus den eigenen Beständen und weiteren Stücken des Kurators Frank Blache führt die Ausstellung durch ein wechselhaftes Kapitel der Spielzeuggeschichte von den Dreißigerjahren bis heute. „Autos für die Hosentasche“ ist die Ausstellung überschrieben, die mehrere Hundert Objekte aus der Produktion des Unternehmens Wiking präsentiert.

miniaturautos von wiking: für marine und fahrschulen

Die Miniaturmobile sind reich an der Zahl: In Hanau lässt sich derzeit allerlei geschichtsträchtiges Spielzeug bestaunen.

Ein Blick auf die Verkaufsplattform Ebay macht deutlich, wie angesagt die Miniaturmodelle bis heute sind. Besonders begehrt sind die Exemplare, die bis zum Tod des Unternehmensgründers Friedrich Karl Peltzer im Jahr 1981 entstanden sind. Als teuerstes jemals gehandeltes Wiking-Modell gilt laut Internet ein um das Jahr 1949 im Spielwarenhandel als Serienmodell verkaufter Sattelzug. In einer Auktion erzielte er im Jahr 2022 den Rekordpreis von 15.000 Euro, heißt es.

Für Kenner zählt die Wiking-Modellbau GmbH & Co. KG zu den ältesten und bekanntesten Herstellern von Kunststoff-Modellfahrzeugen, die zu einem großen Teil in einem Maßstab hergestellt wurden, der zu Modelleisenbahnen passte. Daher sind die Wiking-Fahrzeuge mit Zubehör oft als lebensechte Dekoration in Modelleisenbahnanlagen zu finden. Nach dem Tod des Gründers übernahm die Sieper-Gruppe in Lüdenscheid das Unternehmen.

Immer detailreichere Miniaturen

Den Anfang der Fertigung von Miniaturmodellen in Kiel in den Dreißigerjahren machten nicht Autos, sondern kleine Schiffe als Lehr- und Anschauungsmaterial für Marineschulen. Das ist in der Ausstellung auch anhand des Zubehörs wie Hafenlageplan, Kränen, Bojen und Lagerhäuschen zu sehen. Zwar waren die Miniaturschiffe aus Metallguss für die Aufbewahrung in der Hosentasche zu schwer, dennoch gewannen sie laut Blache zunehmend auch als Spielzeug an Bedeutung. Wohl aus diesem Grund wurden sie von den Vierzigerjahren an aus Kunststoff hergestellt. Die Produktion von Schiffen und auch Flugzeugen aus Metallguss stellte Wiking schließlich ein.

Bei Sammlern sind die Schiffe und die dazugehörigen Dekorationsplatten nach wie vor beliebt. So soll eine Platte mit elf Schiffsmodellen in einer Auktion im Jahr 2000 mehr als 8000 Euro erzielt haben. Während des Zweiten Weltkriegs wurden von Wiking neben Automodellen auch zunehmend Militärfahrzeuge im Miniformat gefertigt.

Ein Wiking-Modell zum Autokauf dazu

Nach Kriegsende stellte Wiking laut Blache zunächst Kämme, Knöpfe und andere Gebrauchsgegenstände aus Plastikspritzguss her. Doch bald schon produzierte man aus diesem Material wieder Miniaturen, die in den Folgejahren immer stärker bis ins Detail den Originalen entsprachen, nur eben im Kleinformat. Ein grundlegender Entwicklungsschritt war die Verglasung der Autofenster mit durchsichtigem Plexiglas: Die Modelle erhielten damit auch Inneneinrichtungen wie Lenkrad oder Sitze, weil man sie sehen konnte.

Entscheidend für den Erfolg war die überaus erfolgreiche Zusammenarbeit mit Volkswagen. In den Fünfzigerjahren habe kein Autohändler einen Wagen verkauft, ohne ein Wiking-Modell dazu zu schenken, sagt Museumsleiterin Victoria Asschenfeldt. Damals waren die Wiking-Modelle nicht nur im Spielwarenhandel zu bekommen, sie wurden auch beliebte Werbegeschenke.

Neben Personenwagen gab es Busse und Lastwagen in verschiedenen Ausprägungen. Eindrucksvoll ist in der Ausstellung die Zusammenstellung von Feuerwehrfahrzeugen mit und ohne Drehleitern, die die Vielseitigkeit der Wiking-Produktion belegen. Dabei geht es immer wieder um die Nutzung als Schulungsmaterial. Gemeinsam mit Stadtplänen, anderen Spielunterlagen und Haus-Modellen aus Papier sowie Verkehrszeichen wurden die Wiking-Modelle zu einem Verkehrserziehungs-Spielzeugsystem, so Asschenfeldt.

Im Zuge von Wirtschaftswunder und steigendem Verkehrsaufkommen entwickelte das Unternehmen laut Blache Verkehrstische für Fahrschulen mit Plänen von Straßen mit Holzhäusern und Verkehrszeichen. So konnten Verkehrsszenen mit den Autos nachgestellt werden. Mit der Zeit wurden die Tische ausgefeilter und wurden mit Fußgängern, Radfahrern und Ampeln ausgestattet.

Zur Ausstellung gibt es im Museum eine ­Begleitbroschüre, zusammengestellt von ­Kurator Frank Blache. Informationen unter www.hpusm.de.

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