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MG4 Electric Xpower: Es lebe der Sport

VW arbeitet noch an einer sportlichen Version seines elektrischen ID3. Wettbewerber MG hat ein solches Power-Modell bereits zu bieten.

Dass der MG4 als direkter Gegner des VW ID3 antritt, sieht man ihm auf den ersten Blick an. Die Verkaufszahlen des China-Stromers sind auch in Europa gut und nach leichten Retuschen hat das Einstiegsmodell der SAIC-Tochter nunmehr Luft für einen sportlichen Zwischenspurt: Im vierten Quartal kommt mit dem MG4 Electric Xpower die vermeintliche GTI-Version mit Stecker.

Der dynamische Chinese bietet in seiner schärfsten Ausprägung nicht nur mächtig Leistung, sondern auch einen variabel ansteuerbaren Allradantrieb für maximales Kurvenvergnügen. Bereits die Leistungsdaten des MG4 Xpower begeistern. Statt 150 kW oder 204 PS leistet das Topmodell des kompakten Chinesen imposante 320 kW oder 435 PS. Wahnsinn!

mg4 electric xpower: es lebe der sport

Wolf im Schafspelz Dem allradgetriebenen MG4 Xpower sieht man die Kraft nicht an. Den auffälligen, zweigeteilten Heckspoiler und den Heckdiffusor tragen auch seine zahmeren Brüder.

Den üppigen Tatendrang kann der MG4 für seinen Vortrieb fahrdynamisch wertvoll an beide Antriebsachsen übertragen. Das ist nicht nur der Sportlichkeit, sondern insbesondere der Souveränität zuträglich. Den Rest erledigt der niedrige Schwerpunkt und eine feinfühlig gesteuerte Kraftverteilung der einzelnen Antriebsräder.

Dezente Sportkanone

Dabei sind dem China-GTI seine Ambitionen kaum anzusehen, denn eine echte Sportskanone präsentiert sich gerade in dieser Liga anders. So sind es nur ein paar kleinere Details wie Räder im Format 18 Zoll, orangefarbene Bremssättel, Schweller und Luftführungen, die den Vitaminriegel namens Xpower von seinem zahmen Bruder abheben.

Die Zurückhaltung zeigt sich übrigens nicht allein beim Auftritt, sondern auch bei der normalen Cityfahrt. Die 320 Kilowatt Maximalleistung, aufgeteilt in 150 kW und 170 kW hinten, spürt man im 4,29 Meter langen Kraftprotz nicht auf den ersten Metern. Er beginnt nahezu lautlos und so lässig, wie man es von der Basisversion kennt.

mg4 electric xpower: es lebe der sport

Mit Bodenhaftung 345 Millimeter große Bremsscheiben und Sportreifen von Bridgestone sorgen dafür, dass der MG4 Xpower nach dem Sprint auch schnell wieder zum Stehen kommt.

Den heißen Vitaminstoß bringt der Chinese erst auf der Landstraße oder Autobahn, wenn der Fahrer das Gaspedal mit mehr Engagement niederpresst. Den Insassen vergeht dann genauso das Hören und Sehen wie den Insassen eines Porsche Taycan 4S nebenan. Lässt sich der Fahrer verleiten, stürmt ein Tornado über Straße und Digitalanzeige. Aus dem Stand spurtet der Sportler in 3,8 Sekunden auf Tempo 100 und der Schub lässt erst bei Tempo 200 nach. Damit ist er noch eine Zehntelsekunde schneller als der nächste Wettbewerber in seiner Klasse, der Smart #1 Brabus. Keine Frage: das ist großer Sport – elektrisch eben und vielleicht optisch etwas zu dezent ins rechte Licht gerückt.

Reichweite schrumpft auf 385 Kilometer

Zum Vergleich: der normale, halb so starke MG4 braucht für den Imagespurt auf 100 km/h mit 7,9 Sekunden doppelt so lange und muss seinen Tatendrang auf der Autobahn bereits bei 160 km/h einstellen. Der zusätzliche Schub und das Mehrgewicht von rund 100 Kilogramm durch den zusätzlichen Motor an der Vorderachse machen sich allerdings bei der Reichweite bemerkbar. Da die Akkukapazität bei den 64 kWh (brutto, netto 59,52 kWh) des bereits bekannten MG4 Luxury verharrt, muss spätestens nach 385 Kilometern eine Ladesäule aufgesucht werden. Der zahme Bruder kann noch bis zu 70 Kilometer weiter rollen. Und leider auch lädt der MG4 Xpower bei weitem nicht so schnell nach wie er seine Insassen in die wohl konturierten Sitze presst: Die maximale Ladeleistung liegt bei 140 Kilowatt. Und die hält er leider auch nur kurze Zeit.

mg4 electric xpower: es lebe der sport

Etwas zu nüchtern Der Innenraum des MG4 Xpower könnte etwas mehr Charme vertragen – und einen etwas größeren Touchscreen auf der Mittelkonsole. Immerhin ist die Bedienung des Elektroautos ganz einfach. Fotos: MG

Der Kraftprotz ohne Sprinterdress mimt gerne auch nur den unaufgeregten Begleiter für den Alltag. Dafür sorgen nicht allein das Fahrwerk und die zahlreichen Fahrerassistenzsysteme, sondern auch der Innenraum, der mehr Charme vertragen könnte. Das gilt für die Kunststoffoberflächen und die mit Diagoalen von sieben und zehn Zoll mäßig imposanten Displays, die gerne ein paar Zoll größer sein könnten.

Die Bedienung des MG4 Xpower funktioniert dagegen problemlos, wenngleich das fehlende Head-Up-Display Vorteile wie Ergonomie, Ablagen und eine gute Sitzposition mindert. Das Platzangebot des mindestens 46.990 Euro teuren MG4 Xpower (ist vorn wie hinten dank eines Radstandes von 2,71 Metern gut, während der Laderaum hinter der manuell zu bedienenden Heckklappe 363 bis 1.177 Liter etwas knapp bemessen ist. Trotzdem: Mehr braucht kein Mensch. Schon gar nicht mehr Leistung.

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