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MG3 Hybrid+: Fahrbericht

Kleinwagen lohnen sich nicht, werfen nicht genug Gewinn ab – sagen viele europäische Autobauer. Der günstige MG3 Hybrid+ beweist als Mini mit sparsamem Vollhybrid, dass es auch anders geht.

Zu aufwendig in der Entwicklung, zu teuer in der Produktion und zu schwach in der Rendite – Kleinwagen, so wollen uns Europas Autobosse weismachen, rechnen sich nicht mehr. Stattdessen ziehen sie uns immer mehr Geld aus der Tasche, selbst wenn wir kein E-Auto kaufen. Ein konventioneller VW Polo startet mittlerweile bei 21.590 und ein Opel Corsa als Benziner bei 20.300 Euro.

Ein Kleinwagen für unter 20.000 Euro

Doch es geht offenbar auch anders, und es sind mal wieder die Chinesen, die uns zeigen, wie. Dabei machen die doch angeblich nur noch auf elektrisch. Doch während tatsächlich immer mehr europäische Kleinwagen ausgemustert werden und es zuletzt nach über 40 Jahren sogar den Ford Fiesta erwischt hat, kommt aus dem SAIC-Konzern jetzt ein nagelneuer MG3 nach Westen.mg3 hybrid+: fahrbericht

Mit 4,11 Meter Außenlänge entspricht der MG3 dem Format des Skoda Fabia, beim Kofferraum bleibt er 139 bis 209 Liter zurück.

Bild: SAIC Motor Corporation LimitedDer sieht nicht nur schmuck und mit seiner weit heruntergezogenen Motorhaube sowie den als “Hunting Eyes” gezeichneten Scheinwerfern vergleichsweise sportlich aus. Er bietet auch bei 4,11 Metern Länge und 2,57 Meter Radstand innen hinreichend Platz, auch wenn der Kofferraum mit 241 bis 983 Litern (ohne die 25 Ablagen im Innenraum) nicht sehr üppig ausfällt. Dafür blamiert der MG3 die europäische Elite beim Preis. 19.990 Euro nennen die Chinesen für den vorläufigen Einstieg – und dabei ist der MG3 weder schwächlich noch ein Sparbrötchen.

Im MG3 steckt viel Plastik und viel Ausstattung

Das Cockpit des Basismodells zeigt zwar viel Plastik, doch haben die Designer das zumindest hübsch mit einem fast schottischen Karo-Muster dekoriert. Natürlich sind die Instrumente digital, und selbstredend prangt über der Mittelkonsole ein großer Touchscreen für Navi, Klima & Co, auf dem serienmäßig auch Apple CarPlay und Android Auto laufen. Und obwohl es eine kabellose Ladeschale fürs Smartphone gibt, finden sich im Auto auch gleich noch vier USB-Ports.mg3 hybrid+: fahrbericht

Ab Basis gibt es im MG3 Hybrid+ viele Assistenten – unter anderem adaptiver Tempomat, Notbremssystem und Frontkollisionswarner.

Bild: SAIC Motor Corporation LimitedBei den Assistenzsystemen haben die MG-Ingenieure ebenfalls geklotzt und nicht gekleckert, selbst wenn man die meisten gleich wieder ausschaltet, weil sie wie so oft bei den Chinaautos viel zu pingelig sind und einen mit ihrem bimmelnd und fiepend erhobenen Zeigefinger schnell nerven.

    Fast 200 PS beschleunigen ordentlich

    Der Clou allerdings ist der Antrieb. Denn statt eines rappeligen Dreizylinders wie bei den europäischen Einstiegsmodellen gibt es bei MG den ersten Vollhybriden der Marke. Dem 102 PS starken und 1,5 Liter großen Verbrennungsmotor steht eine E-Maschine mit stolzen 136 PS zur Seite, der Akku besitzt eine Kapazität von 1,83 kWh. Damit erreicht der MG3 Hybrid+ auch ohne den im Atkinson-Zyklus mager laufenden Vierzylinder immerhin 80 km/h, kann tatsächlich eine signifikante Strecke stromern und hält so am Ende viel länger still als zum Beispiel ein Renault Clio oder ein Toyota Yaris.mg3 hybrid+: fahrbericht

    Der 1,5-Liter-Vierzylinder bringt es im Verbund mit der E-Maschine auf 195 PS – damit kann der MG3 durchaus flott unterwegs sein.

    Bild: SAIC Motor Corporation LimitedAus gutem Grund gibt es deshalb anders als bei vielen hybriden Konkurrenten auch einen eigenen EV-Modus unter den drei Fahrprofilen. Und flotter fühlt er sich obendrein an. Schließlich gehen die beiden Motoren im Tandem mit 194 PS zu Werke, bringen den Kleinwagen in 8,0 Sekunden auf Tempo 100, brauchen von 80 auf 120 km/h fünf Sekunden und schaffen 170 km/h Spitze. Anders als etwa der neue Suzuki Swift, der ja ebenfalls ein Hybrid ist, aber eine halbe Klasse darunter fährt, klingt der MG3 dabei sehr viel kultivierter und fährt engagierter. Natürlich ist er keine Rennsemmel, fühlt sich aber erwachsen und souverän an.

    Der Vollhybrid kann auch echt sparsam

    Dabei ist der MG3 trotz hoher System- und flotter Fahrleistungen vergleichsweise sparsam, gönnt sich im Normzyklus 4,4 Liter und war bei unserer Testfahrt mit hohem Autobahn- und eher geringem Hybrid-Anteil mit guten fünf Litern zufrieden. So wird der Hybrid gleichermaßen zum Appetitzügler und zum Powerbooster. Den Fahrer überrascht er dabei mit einer Anzeige, die selten geworden ist: Obwohl der Tank nur 35 Liter fasst, liegt die Reichweite schnell mal bei über 600 Kilometern.mg3 hybrid+: fahrbericht

    Spritknauser: Laut WLTP soll der MG3 Hybrid+ nur 4,4 l/100 km verbrauchen. Wir kamen auf unserer Testfahrt mit gut fünf Litern hin.

    Bild: SAIC Motor Corporation LimitedMit dem MG3 Hybrid+ bieten die Chinesen für 19.990 Euro ein Auto, das sie in Wolfsburg oder Köln selbst für 5000 Euro mehr nicht gestemmt bekommen, auch Hybrid-Weltmeister Toyota verkauft den Yaris erst ab 25.500 Euro. Und spätestens nach den Sommerferien kommt der MG3 als reiner Verbrenner – der dürfte dann kaum mehr als 17.000 Euro kosten.

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