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Mazda x Suzusan: Wie der Autohersteller japanisches Modedesign für sich entdeckt

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Mazda x Suzusan: Wie der Autohersteller japanisches Modedesign für sich entdeckt

Seine Entwürfe liefen schon bei Dior über den Laufsteg und wurden von Natalie Portman getragen. Wie man seine Kreativität da überhaupt noch weiter, nun ja, beschleunigen kann? Hiroyuki Murase, Gründer des Mode-Labels Suzusan, im Gedankenaustausch mit Jo Stenuit, Design Director von Mazda Motor Europe.

Alles begann genau 9266,53 Kilometer (Luftlinie!) voneinander entfernt. Hiroyuki Murase wuchs zwischen Tokio und Kyoto in dem japanischen Dorf Arimatsu auf. Obwohl es wirklich klein ist (man kann es in nur 15 Minuten komplett durchqueren), ist es seit über 400 Jahren bekannt – für seine „Shibori“-Techniken, ohne die der Kimono nicht der Kimono wäre. Die genauen Details sind gut gehütete Familien-Geheimnisse, die nur von Generation zu Generation weitergegeben werden, doch zusammengefasst geht es bei „Shibori“ um das Handwerk des Abbindens, Färbens und Nähens eines Stoffes. Da einst jede Familie ihre eigene Technik hatte, wurde der Stoff also von Haus zu Haus, von Familie zu Familie weitergegeben – bevor der Kimono also zum Verkauf stand, wanderte er durch bis zu sechs “Werkstätten”. Es gab mehr als 100 Techniken, mehr als 10.000 Handarbeiter: Arbeitsketten wie in einer Fabrik – verbunden aber durch feinste Handarbeit.

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Wenn Tradition auch Zukunft ist

Doch zurück zu Hiroyuki Murase, der sich entschloss, Künstler zu werden, dafür in die Ferne zog (er studierte Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf), um dort wieder zu seinen Wurzeln zu finden: „2008 gründete ich mein Mode-Label Suzusan – und arbeite jetzt mit den 100 Jahre alten ‚Shibori‘-Kniffen meiner Familie. Die Technik stand kurz vor dem Aussterben, da die Handwerker in die Jahre kamen und der Nachwuchs fehlte. Wir haben uns also überlegt, was wir heute anders machen wollen – und was genau nicht. Um ‚Shibori‘ universeller und zeitgemäßer zu gestalten, haben wir es dann in ‚Materialien‘, ‚Techniken‘ und ‚Anwendungen‘ zerlegt, geordnet und neu zusammengesetzt. Es ist doch so: Traditionen gehören nicht einzig der Vergangenheit an, sie begleiten uns auch im Jetzt – und können uns sogar Hinweise auf die Zukunft geben.“

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Traditionen gehören nicht einzig der Vergangenheit an, sie begleiten uns auch im Jetzt – und können sogar Hinweise auf die Zukunft geben. Hiroyuki Murase

„Shibori“ meets Mazda

Das findet auch Jo Stenuit. Der Belgier befindet sich genau am andere Ende der Luftlinie – zumindest, wenn er sich gerade im Designstudio von Mazda in Oberursel bei Frankfurt aufhält. Dort formt der Europa-Designchef von Mazda mit seinem Team – ebenso nach traditionellen Prinzipien der japanischen Ästhetik – das Innere und Äußere von Autos, jüngst des Mazda CX-60: „Wie Hiroyuki entwerfen auch wir Designs, die auf einer Kunstform basieren, die schon von Weitem erkennbar ist. Bei Suzusan ist es die ‚Shibori‘-Technik, bei Mazda die ‚Kodo‘-Philosophie.“ Wörtlich aus dem Japanischen übersetzt bedeutet „Kodo“ die „Seele der Bewegung“ – es geht um einen Designansatz, der Fahrzeuge als lebendige Wesen betrachtet.

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Jo Stenuit

Ist das Kunst – oder ein Auto?

Von Skizzen ausgehend, werden zunächst die Emotionen, die das jeweilige Fahrzeug letztendlich hervorrufen soll, mit Ton in eine dreidimensionale Skulptur gebracht. Diese Form wird erst dann zu einem digitalen Modell, wenn sie perfekt ausbalanciert ist; also eine dynamische Ausdruckskraft besitzt – und dadurch eine menschliche Verbindung ermöglicht. Bei seinem Besuch des Mazda Designstudios entdeckt Hiroyuki Murase als Erstes einen Vorentwurf davon, den Jo Stenuit und sein Team für den Mazda CX-60 verantworteten: „Holz, Stein, Garn und Stahl: Die Skulptur wurde mit nur wenigen Materialien hergestellt, aber besticht sofort durch ihre flexible Form – und scheint beinahe in der Luft zu schweben. Dieser Designprozess, bei dem das Konzept von der Kunst ausgehend in ein funktionales Auto umgewandelt wird, ist wunderbar erfrischend. Wie sich etwa der Umriss im reflektierten Licht wölbt … Die Karosserie zeichnet tatsächlich das Kunstwerk nach.“

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Design, das Hand (und Fuß) hat

Als Hiroyuki Murase erstmalig auf den Design Director von Mazda Motor Europe und seinen Schaffensort trifft, fühlt er – im Vorübergehen an Schuhen, Hölzern, Textilien und Fäden – eine tiefe Verbindung: „Uns gemein ist der Respekt vor der Handarbeit. Bei der japanischen Schönheit geht es nicht so sehr um Wertschätzung als vielmehr um den Gebrauch. Von der Schere über Essstäbchen bis hin zum Geschirr – die Schönheit von etwas Handgemachtem findet sich in vielen alltäglichen Bereichen des Lebens wieder und ist etwas, womit wir jeden Tag in einfacher Form in Berührung kommen. Ich bezeichne Japan gerne als das ‚Land der Hände‘, in dem die Handarbeit eng in das tägliche Leben integriert ist, sich in allem wiederfindet, was hergestellt und benutzt wird. Japan hat eine sehr reiche Kultur in Bezug auf die Materialien, die wir im täglichen Leben mit unseren Fingern berühren.“

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Ich bezeichne Japan gerne als das “Land der Hände”, in dem die Handarbeit eng in das tägliche Leben integriert ist. Hiroyuki Murase

„Ein Auto zu entwerfen ist natürlich ein industrieller Prozess, der an zusätzliche Bedingungen wie Sicherheit und Stabilität geknüpft ist. Dennoch spüre ich hier den großen Respekt vor der Handarbeit“, sagt der Gründer des Mode-Labels Suzusan. Doch es ist noch mehr als der geteilte Respekt vor händischer Kreation: „Etwa die Details der Verkleidungen, die sich erst so richtig auftun, wenn man selbst im Mazda CX-60 sitzt, und die Oberflächen, die nicht einfach schrill oder laut, sondern auf das Wesentliche reduziert sind, sowie die Materialien, die sorgfältig ausgewählt wurden und mit den Fingern ertastbar sind – sie alle vermitteln den Eindruck eines aufrichtigen Designs. Jo erklärte mir zudem, dass sogar die visuell leicht verständliche Gestaltung – im Gegensatz zu dem sonst häufig mit Knöpfen und Anzeigen überladenen Cockpit – die Anzahl der Unfälle verringern kann.“

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Warum Design auch Sushi ist

Doch neben den Gemeinsamkeiten fallen Hiroyuki Murase auch Differenzen auf – gerade wenn es um Massenproduktion im Gegensatz zu Einzelanfertigungen wie den seinen geht: „Ich bin überrascht, dass es mehr als fünf Jahre dauert ein Auto zu entwerfen. Jedes einzelne Detail zu berücksichtigen ist in sich natürlich schon ein irrsinniger Prozess – es ist für mich ein bisschen wie der Kontrast zwischen einem Kurzstreckenlauf (wie den halbjährlichen Kollektionen in der Mode; Anm. d. Red.) und einem Marathon. Als Designer interessiert mich grundsätzlich jedoch viel mehr der Prozess als das fertige Produkt. Bildlich gesprochen: Wenn man an der Sushi-Theke sitzt und die schnellen Hände des Kochs beobachtet, verändert sich damit auch später der Geschmack des Sushi im Mund – und nur auf diese Weise lassen sich letztendlich auch neue Dinge über die Zubereitung lernen.“

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Japans Handwerk ohne Grenzen

Das letzte Augenmerk legt der in Düsseldorf lebende Japaner bei seinem Ausflug nach Oberursel erneut auf das Textildesign. Dabei geht es um „Kaichou“ – ein Element der Harmonie, das die verschiedenen Materialien (wie Ahornholz, Nappaleder, Chrom und japanische Stoffe) miteinander verbindet –, und um „Musubu“, die Kunst des Bindens, die beim Mazda CX-60 etwa eine aufwendige helle Naht vor einem schmalen, dunklen Schlitz im Cockpit inspirierte: „In Japan ist es seit Langem eine Kultur, die Schönheit in Formen zu sehen, die erst mit dem Schatten, ja, der Dunkelheit sichtbar werden. Genau in diesem Kontext finde ich es wunderschön mir vorzustellen, wie auch die Schatten der feinen Naht im Mazda CX-60 rhythmisch schweben, während man nachts eine dunkle Straße entlang braust und die orangefarbenen Straßenlaternen hinter einem wegfliegen.“ Denn das Handwerk kennt keine Entfernung – erst recht nicht im neuen Mazda CX-60.

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