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Kommentar: Alfa Romeo Milano - Top oder Flop?

Der neue Alfa Romeo Milano* auf einen Blick

  • Erstes Elektroauto von Alfa Romeo
  • Auch als Hybrid und Allrad erhältlich
  • E-Variante mit 410 km Reichweite**
  • Fokus auf Design
  • Marktstart im Herbst 2024
  • Grundpreis (Elettrica) ab ca. 39.000 Euro

*(Alfa Romeo Milano Hybrid (WLTP), Kraftstoffverbrauch kombiniert: 5,2 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 117 g/km; CO2-Klasse: D)²

**(Alfa Romeo Milano Elettrica (WLTP), Stromverbrauch kombiniert: 15,6-15,0 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km; CO2-Klasse: A)²

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Ein Alfa, der eigentlich ein Jeep, der eigentlich ein Opel, der eigentlich ein Peugeot, der eigentlich ein Citroën ist

Es beschlich uns der Gedanke bereits während der Live-Präsentation des neuen Alfa Romeo Milano in, natürlich, Mailand: Irgendwoher kam uns das Design des Vorderwagens bekannt vor. Kurz gegrübelt, fiel uns allerdings kein Vergleich zu einem alten Alfa Romeo ein. Viel eher erinnerte es uns an den Renault Captur und seinen Zwilling, den Mitsubishi ASX. Möglicherweise lag es auch daran, dass beide Fahrzeuge in der gleichen Farbgebung präsentiert wurden: rote Karosserie, schwarz abgesetztes Dach. Da dreht man noch den Alfa-Scudetto-Grill, fertig ist der Mitsubishi, der übrigens schon seit März 2023 auf dem Markt ist.

Im Profil dann, lässt sich eine gewisse Ähnlichkeit zum neuen Lancia Ypsilon nicht verleugnen. Selbst eine vergleichbare blaue Lackierung wird es im Programm des Alfas geben. Doch wen wundert es, dass die Designer und Ingenieure in einem Mehrmarken-Konzern wie Stellantis irgendwann anstehen? Das gefühlt einhundertste Derivat auf dem CMP-Baukasten teilt sich die wesentlichen Komponenten mit einem Jeep, der eigentlich ein Opel, der eigentlich ein Peugeot, der eigentlich ein Citroën ist. Ist es den Turinern also vorzuwerfen, dass der neue Einstieg in die Welt von Alfa Romeo so aussieht, wie er aussieht? Wahrscheinlich nicht.

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Der Aufstieg von Stellantis zum profitabelsten Autobauer Europas

Denn die Konzernpolitik wird ganz woanders gemacht: In Management-Ebenen, die Euro- und Dollar-Zeichen sehen, aber immer weniger an Emotion, Leidenschaft und Fahrspaß denken. Das Ergebnis? Stellantis ist mittlerweile zum profitabelsten Autobauer in Europa aufgestiegen. Da staunt nicht nur Volkswagen. Mundus vult decipi – die Welt will betrogen werden, also soll sie betrogen werden. Das wussten bereits die alten Römer, und so wundert es nicht, dass es den Kunden egal zu sein scheint, wo das Produkt der Begierde herstammt und welche Technik verbaut ist. Hauptsache, es prangt das richtige Markenlogo auf der Haube, und die Marketingabteilung verbreitet auf den sozialen Kanälen den passenden Singsang, das passende Gefühl zum Auto.

Was ist, was kann der Alfa Romeo Milano jetzt eigentlich? Das B-Segment-SUV bildet den Einstieg in die Alfa-Welt und ist das erste reine Elektrofahrzeug der Italiener, wird aber ebenfalls mit elektrifizierten Verbrennern angeboten. Erwähnenswert ist zunächst die vorläufige Top-Variante namens Alfa Romeo Milano Elettrica Veloce, die es auf frontgetriebene 176 kW/240 PS bringt und die Technik des kommenden Abarth 600e (Fahrzeug steht noch nicht zum Verkauf, Homologation ausstehend)² vorwegnimmt. Das bedeutet auch, dass der Milano auf der neuentwickelten Performance-Variante der Common Modular Platform (CMP) aus dem Stellantis-Konzern steht und zum Beispiel ein spezielles selbstsperrendes Differential an der Vorderachse nutzen könnte. Knackpunkt: Wie die “normale” E-Version (115 kW/156 PS) des Milano setzt auch der Veloce auf eine lediglich 54 kWh kleine Batterie. Die WLTP-Reichweite unter Idealbedingungen beträgt etwa 410 Kilometer für die 115 kW-Version. Nachgeladen wird maximal mit bis zu 100 kW DC, von 10 auf 80 Prozent sollen rund 30 Minuten vergehen.

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Alfa Romeo Milano Q4 kommt mit Jeep-Technik

Den Einstieg in die Einstiegswelt von Alfa wird hingegen mit einem 100 kW/136 PS starken Mildhybrid-Dreizylinder mit der Zusatzbezeichnung “Ibrida” bestritten. Der Turbomotor wird dabei von einem 21 kW starken Elektromotor unterstützt, der im Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe integriert ist. Wenngleich noch nicht kommuniziert, könnte es für bestimmte Märkte auch einen noch schwächeren Basisbenziner mit Schaltgetriebe geben. Dagegen bereits angekündigt ist die Q4-Allradvariante des Milano. Die Technik stammt derweil, wie könnte es anders sein, von einem Konzern-Geschwisterchen – dem ebenfalls noch 2024 debütierenden Jeep Avenger 4xe (Fahrzeug steht noch nicht zum Verkauf, Homologation ausstehend)². Um im alternden CMP-Baukasten doch noch einen 4×4-Antrieb realisieren zu können, wird der Mildhybrid-Dreizylinder an der Hinterachse um einen weiteren Elektromotor ergänzt.

Über die innere Ausgestaltung eines normalbürgerlichen Alfa Romeo Milano lässt sich derzeit noch wenig berichten. Alfa selbst hat zunächst nur die Veloce-Variante vorgestellt, ausgestattet mit reichlich Alcantara, sehr ansehnlichen Sportsitzen und einem augenscheinlich zu tief platzierten 10,25-Zoll-Infotainment-Bildschirm. Analoge Instrumente sucht man freilich vergebens; stattdessen findet sich das bekannte Digitalcockpit, das wir auch schon aus dem Tonale kennen. Wiedererkannt haben wir zudem allerhand Bedienelemente von Opel und DS, wobei man an anderer Stelle lobend anerkennen muss, dass der Kofferraum mit 400 Litern auf dem Papier mehr Fassungsvermögen bietet als ein Avenger (380 Liter).

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Marktstart und Preise

Wann genau der Alfa Romeo Milano auf den Markt kommen soll, hat der Hersteller genauso wenig verraten wie die Preise. Allerdings ist ein Marktstart (Bestellungen sollen wohl schon möglich sein) in der zweiten Jahreshälfte 2024 wahrscheinlich, und preislich dürfte man sich an den amerikanisch-italienischen Schwestermodellen Fiat 600 und Jeep Avenger orientieren. Ergänzt um einen Alfa-Premium-Obolus. Wir gehen derzeit davon aus, dass die günstigste E-Variante des Milano bei etwa 39.000 Euro und die Hybrid-Variante bei rund 28.000 Euro starten könnte. Das zur Markteinführung angebotene Sondermodell Alfa Romeo Milano Speciale dürfte sich hingegen im Bereich um 45.000 Euro bewegen; für die später folgende Top-Variante Elettrica Veloce könnten sogar 50.000 Euro aufgerufen werden.

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Erste Einschätzung

Die grundsätzlichen Zutaten des neuen Alfa Romeo Milano scheinen auf den ersten Blick nicht verkehrt zu sein. So setzt man auf bewährte Konzern-Technik und bringt neben dem Stromer noch echte Verbrenner und sogar eine Allrad-Variante auf den Markt. Beim Außendesign scheiden sich jedoch die Geister. Es wirkt zu wenig eigenständig, zu wenig offensiv – gerade auch, um eine ausreichende Abgrenzung zu anderen Stellantis-Produkten zu erreichen. Der (mittlerweile auch in den üblichen Social-Media-Kanälen) oft wiederholte Vergleich zum Mitsubishi ASX zeigt zudem eine gewisse Beliebigkeit in der Linienführung. Es bleibt die Hoffnung, dass der Milano zumindest beim Fahren alte Alfa-Gefühle wecken kann. (Text: Thomas Vogelhuber | Bilder: Hersteller)

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