Alfa Romeo

Alfa Romeo muss den Namen ändern

Kurz nach der Weltpremiere hat Alfa Romeo sein neues SUV umbenannt. Statt Milano heißt es jetzt Junior. Der ursprüngliche Name war zum Politikum geworden. Das steckt dahinter:

alfa romeo muss den namen ändern

Da hieß das Auto noch “Milano”: Alfa-Chef Jean-Philippe Imparato bei der Premiere des SUVs in Mailand.

Mit dem Namen des neuen Alfa-Modells war es von Anfang an so eine Sache. Zunächst war kolportiert worden, dass es den Namen eines Alpenpasses bekommen würde – analog zu den beiden anderen SUVs der Italiener, die Stelvio (Stilfser Joch) und Tonale (Tonalepass) heißen.

Brennero (Brennerpass) also? Nein. Als am 10. April im traditionsreichen Automobile Club Milano am Mailänder Corso Venezia die große Premierenfeier stattfand, präsentierte Alfa-Chef Jean Philippe Imparato den künftigen Volumenträger als “Milano” – eine Reminiszenz an die lombardische Heimatstadt der Marke.

Mehr zum neuen Alfa-SUV lesen Sie hier

Doch auch dabei ist es nicht geblieben. Nur wenige Tage nach der Weltpremiere versandte Alfa Romeo eine Nachricht, die man zunächst als verspäteten Aprilscherz zu interpretieren versucht war: Der Milano wird zu “Junior” umbenannt. Bitte was?

alfa romeo muss den namen ändern

Nein, kein Scherz, sondern aus Alfa-Sicht bitterer Ernst. Freiwillig ist die Namensänderung nämlich nicht erfolgt. Dahinter stand vielmehr politischer Druck. Kaum war der Milano ins Scheinwerferlicht gefahren, da hatte Adolfo Urso schon heftigen Protest angemeldet. Urso ist Minister für Unternehmen und “Made in Italy” im Kabinett von Giorgia Meloni; wie seine Regierungschefin gehört er der rechtskonservativen Partei Fratelli d’Italia an. Grund des wirtschaftsministerlichen Missfallens: Der Name “Milano” sei dazu angetan, die Kunden zu täuschen. Denn er suggeriere, dass das Auto in Mailand oder zumindest in Italien produziert werde. Doch das ist nicht der Fall: Tatsächlich läuft das neue Alfa-SUV im polnischen Tychy vom Band.

Name nicht gesetzeskonform

Urso, der unlängst den 15. April zum “Giornata Nazionale del Made in Italy” erklärt hat, zum offiziellen “Made-in-Italy”-Tag also, führt mehr als nur sein persönliches Empfinden an. Vielmehr beruft er sich auf ein Gesetz, das die Herkunftsbezeichnung italienischer Produkte insofern unter Schutz stellt, als sie auch auf italienischem Boden hergestellt sein müssen. Eigentlich bezieht sich das auf landwirtschaftliche Erzeugnisse und andere Lebensmittel, von Parmaschinken bis hin zu Parmesan. Doch Urso betrachtet auch die Modellbezeichnung “Milano” als nicht gesetzeskonform und somit nach italienischem Recht unzulässig.

alfa romeo muss den namen ändern

Alfa Romeo reagierte prompt – und sehr gelassen. “Der Name Milano ist nicht ok? Dann eben Junior!” stand mit gefühltem Achselzucken über der Pressemitteilung, die man an die Medien verschickte. Dass es sich bei der Umbenennung um einen beispiellosen Vorgang handelt, will Alfa-CEO Imparato dennoch nicht verhehlen. “Wir sind uns vollkommen bewusst, dass dieser Moment in die Geschichte von Alfa Romeo eingehen wird”, sagte er. Und: “Wir haben uns zur Namensänderung entschlossen, obwohl wir nicht dazu verpflichtet sind”.  Stefano Odorici, Präsident des Verbands der italienischen Alfa-Händler, fügt hinzu, dass man als “integrative Marke” bestrebt sei, Kontroversen zu vermeiden, welche die “Begeisterung und die enorme Aufmerksamkeit für das neue Fahrzeug” nur beeinträchtigen könnten. Im Klartext: Bloß keine öffentliche Schlammschlacht, die PR-technisch noch desaströser wäre als es die Namensänderung jetzt ist.

Im Konflikt mit Stellantis

Der nationalbewusste Wirtschaftsminister Urso und die rechtskonservative Regierung in Rom befinden sich schon länger im Konflikt mit dem Fiat-Mutterkonzern Stellantis, zu dem neben Opel, Jeep, Peugeot oder Citroën auch weitere italienische Marken wie Fiat, Lancia und Maserati gehören. Nach Auffassung der Politiker lässt Stellantis zu viele Fahrzeuge und Zubehörteile außerhalb Italiens herstellen.

“Junior” hat Tradition

Als es um die Namensfindung für das neue SUV ging, war auch die Fangemeinde der Alfisti befragt worden. Schon damals landete “Junior” ganz weit vorne unter den Favoriten. Der Name passt schließlich in mehrfacher Hinsicht. Einerseits, weil der Ex-Milano und jetzige Junior das kleinste SUV im Alfa-Stall ist. Und andererseits, weil die Modellbezeichnung Tradition hat. Erstmals verwendet wurde sie schon im Jahr 1966, damals für eine Variante des Coupés Alfa Romeo Giulia Sprint GT, die vor allem einen jüngeren Kundenkreis für sich gewinnen sollte. Wenig später folgte ein Spider 1300 Junior, und von 1969 bis 1975 wurde das zweitürige Sportcoupé Alfa Romeo Zagato Junior produziert. Der ganz neue Junior befindet sich also in guter Gesellschaft.

TOP STORIES

Top List in the World