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Das kann der neue Bulli: Erstmals unterwegs mit dem VW California

Breiter und länger: Der New California ist am Start. Bei einer Probefahrt besticht er mit zweiter Schiebtüre und neuen Maßen. Die wenigen Zentimeter machen den großen Unterschied. Parkhaus-tauglich bleibt er trotzdem.

das kann der neue bulli: erstmals unterwegs mit dem vw california

Unter die Sommersonne Sloweniens lud Volkswagen Ende August um sein Kultmobil in neuem Gewand und mit frischem Innenleben zu erproben. Die Ausfahrt mit dem New California, wie er jetzt heißt und ab jetzt bestellt werden kann, geht über Stock und Stein, entlang dem Fluss Soča und endet dort, wo sich der Campervan am wohlsten fühlt, am Meer. Nur ist es nicht, seinem Namen entsprechend, ein Strand in Kalifornien, sondern in Kroatien (Umag). Diese Location steht dem zur Verfügung gestellten Modell „Ocean“ aber auch ganz ausgezeichnet. Er ist eben ein waschechter Beach-Boy.

Plug-in-Hybridantrieb möglich

Neu ist, dass der New California vorerst mit drei Motorvarianten ausgestattet ist. Neben einem 204 PS starken TSI-Benziner und einem 150-PS-TDI-Diesel gibt es mit dem eHybrid 4Motion erstmals einen Plug-in-Hybridantrieb für einen Campingbus. Die Serpentinen der slowenischen Passstraße über den Vršič packt der New California in der Diesel-Variante spielend. Er besticht mit extrem leichtgängiger Lenkung. Auf der Langstrecke bewähren sich die Assistenzsysteme. Es gibt einen Abbiegeassistenten sowie ein Feature für teilautomatisiertes Fahren. Der Kleine fährt sich also sehr relaxed.

Apropos Größe: Es fällt nur dem genauen Beobachter sofort auf, der New California ist größer als sein Vorgänger. Das neue Modell basiert auf dem Multivan in der Langversion. Damit hat er eine Länge von 5173 mm (zum Vergleich, der Vorgänger war 4904 mm lang). Und auch ein wenig breiter ist er mit 1941 mm geworden (Vorgänger: 1904 mm). Die Höhe ist aber mit 1990 mm inklusive des abgesenkten Aufstelldaches identisch mit dem Vorgänger und damit ist er wieder Parkhaus-tauglich. Eines der Argumente für die Anschaffung des Multivans, weil er so eben auch ein komplett stadttauglicher Begleiter bleibt und als Ganzjahresfahrzeug eingesetzt werden kann.

Endlich zwei Schiebtüren

Für Aufsehen sorgt man mit der neuen Version des „Bulli“, wie ihn seine Fans liebevoll nennen und der seit 1988 produziert wird, allemal. An der Spitze des Vršičpasses kommt es zum Erfahrungstausch mit einem T4-Fahrer. Das Vorgänger-Model aus den 90er-Jahren erscheint im Vergleich zum 2024er recht kantig. Der New California erntet Lob beim Passanten. „I like the second door“, sagt der T4-Fahrer und verweist damit auf wohl die allerwichtigste Erneuerung. Schiebetüren gibt es jetzt auf der linken und rechten Fahrzeugseite. Man ist hier dem Vorbild der Mitbewerber gefolgt. Volkswagen erfüllt damit den Wunsch vieler Camper, das Raumgefühl großzügiger zu gestalten. Und die Idee geht auf. Tatsächlich wirkt der Van bei geöffneten Türen ungleich geräumiger.

Das ist sicher auch dem größeren Radstand von 3124 mm geschuldet. Dieser sorgt für noch mehr Platz an Bord als im Vorgänger. Ist das Dach geschlossen, ergibt sich eine Innenhöhe von 1297 mm. Bei geöffnetem Aufstelldach vergrößert sich dieses Maß auf 2108 mm.

Dünne Matratze, gute Auflagen

Angeboten wird das neue Modell in den Varianten „Multivan California“, „Beach“, „Beach Camper“ (mit Mini-Küche im Heck) sowie „Coast“ und „Ocean“ (jeweils mit voller Küchenzeile auf der Fahrerseite). Alle verfügen über das Aufstelldach, das beim Testmodell „Ocean“ elektrohydraulisch gesteuert wird. Das noble Feature macht sich bezahlt. Im Camp an der kroatischen Küste bei Umag ist das Bett im Dachgeschoss binnen weniger Sekunden aufgestellt. Ist man erst mal im Himmelbett, entdeckt man die oben integrierten LED-Leselampen und 45-Watt-USB-Schnittstellen fürs Handy. Beim Schlafkomfort hat VW noch nachgebessert. Ein Federtellersystem statt Lattenrost macht sich bezahlt. Die auf den ersten Blick verstörend dünne (vier Zentimeter!) Matratze ist tatsächlich komfortabel. Die Liegefläche (2054 mal 1137 mm) für zwei Erwachsene ausreichend. Wer unten schlafen will, faltet eine Klappmatratze über die zurück gestellten Einzelsitze. Die Fläche ist mit 1980 mal 1060 mm ein wenig kleiner geworden, aber das macht insofern nichts, weil man wohl kaum je in Vier-Personen-Besatzung in diesem Van urlauben wird. Für Kinder reicht es allemal. Der Aufbau ist ein wenig langwierig – zumindest im Vergleich zum Aufstelldach.

Auch der Klappstuhl ist gewachsen

Mitgedacht hat man beim Display im Wohnraum, über das alle Camper-Funktionen (von Klima bis Lichtleisten) gesteuert werden können. Stellt man in den Camper-Modus, springen die Scheinwerfer nicht bei jeder Bedienung der Schiebetüren an. Beleuchtung hat es dennoch ausreichend. LED- und Ambientebeleuchtungen versorgen Küche, Garten und Co..

Das alles hat seinen Preis, nur man legt sich in Österreich noch nicht genau fest. Nur so viel ist bekannt: Der Multivan California wird bei knapp unter 70.000 Euro starten. Wie hoch der Preis für den für Camper top ausgestatteten „Ocean“ sein wird, weiß man hingegen noch nicht ganz genau. Es ist aber damit zu rechnen, dass er dem sechstelligen Bereich ziemlich nahe kommen wird.

Nach der Nacht am Meer besticht der New California dann mit perfektem Ausblick aus dem Dachfenster, das mit und ohne Moskitonetz geöffnet werden kann (seitlich gibt es jeweils kleinere Netzvarianten). Das ist gewohnt genial. Beim Abbau heißt es dann aber Konzentration. Wer den Stoff nicht einklemmen will, muss das üben. Da könnte noch nachgebessert werden.

In einem Bereich hat man das schon gemacht. Es ist ein kleines Detail für Laien, aber die Welt für einen Camper. Die Wohnmobil-Bauer aus Wolfsburg haben den mitgelieferten Klappstühlen eine höhere Lehne verpasst. Diese waren bisher nur begrenzt gemütlich, weil man immer die Stange im Rücken hatte. Insider wissen Bescheid. Gemütlicher angelehnt schmeckt der Kaffee vor dem neuen Bulli dann auch gleich noch viel besser.

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