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Camping wie anno dazumal: Oldtimer-Fan sammelt historische Wohnwagen

Originale aus alter Zeit

Camping wie anno dazumal: Oldtimer-Fan sammelt historische Wohnwagen

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Ein Original auf zwei Rädern: der Westfalia Camping 335-4. Hajo Giesecke hat ihn eigenhändig restauriert.

Hajo Giesecke aus Neubruchhausen hat eine Vorliebe für historische Wohnwagen und ist stellvertretender Vorsitzender des Camping-Oldie-Clubs. Der Interessengemeinschaft gehören 500 Mitglieder an. Am ersten Augustwochenende kommen einige von Ihnen zum Sommertreffen auf den Campingplatz Ringmar. Und sie öffnen die Türen für Besucher.

Neubruchhausen – Als leidenschaftlicher Fan historischer Wohnwagen nimmt Hajo Giesecke aus Neubruchhausen einiges in Kauf. Unter anderem die in seinen Augen sehr hässlichen Bezüge der Polsterbänke. „Die mochte ich noch nie!“ Sie befinden sich in seinem Lieblingswohnwagen.

Ein Widerspruch? Keineswegs. „Wer einen VW-Käfer aus den 1950ern kauft, würde doch auch nicht das Interieur rausreißen und Sitze aus einem Golf einbauen“, zieht Giesecke einen treffenden Vergleich. Und so ist es eben auch mit dem Innenleben des Suleica 500. Originalität ist dem 62-Jährigen wichtig.

Der Oldtimer des Campingliebhabers aus Niedersachsen zieht die Blicke auf sich

Der Suleica 500 – Su-lei-ca steht übrigens für Super-leicht-Caravan – stammt aus den 60er-Jahren und war damals ein Luxuswohnwagen. Hajo Giesecke hat ihn 1997 gezielt gekauft und in liebevoller Hingabe restauriert. „Als unsere Kinder auf der Welt waren, musste etwas Größeres her. Der Suleica war und ist unser absoluter Traumwohnwagen“, sagt der Campingliebhaber. Auch heute noch. Erst letztes Jahr seien er und seine Frau damit nach Dänemark und Schweden gereist.

Unterwegs ist das Ehepaar selten allein. So ein Oldtimer zieht die Blicke auf sich, erst recht, wenn auch das dazugehörige Equipment stimmt. So stammen beispielsweise auch Liegestuhl und Sonnenschirm aus den 70ern. Die seien zwar nicht ganz so bequem wie moderne, dafür aber stilecht.

Hajo Giesecke restauriert die historischen Wohnwagen eigenständig

„Neue Wohnwagen sind austauschbar. Da ist einer wie der andere. Historische Luxuswohnwagen bestechen durch ihre individuelle Form“, schwärmt der 62-Jährige. Wohnwagen waren früher leichter und kleiner, „da mussten funktionelle und sehr praktische Lösungen gefunden werden“. So ist der Suleica beispielsweise eine Dreiraumwohnung auf Rädern. Eltern- und Kinderschlafbereiche können separiert werden. Es gibt eine Küche und ein kleines Bad.

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Spüle und Kocher funktionieren noch tadellos. Und obendrein gibt es jede Menge Stauraum.

Die Liebe zum Camping hat sich bei Hajo Giesecke sehr früh entwickelt. „Obwohl meine Eltern nie mit uns zelten waren“, erzählt er. Mit 15 fuhr er das erste Mal mit Mofa und Zelt los. Nach Ringmar. „Es war herrlich!“ Mit 18 folgte ein VW-Bus in Schokobraun, danach kamen viele weitere Fahrzeuge. Alle hat Hajo Giesecke stets eigenhändig restauriert. „Ich hatte kein Geld für neue Autos.“ Und so musste er kreativ werden. „Ich habe mir alles selbst beigebracht.“

Den ersten Wohnwagen erwarb Hajo Giesecke für einen Kasten Bier

Der erste Wohnwagen war nicht mehr als eine kleine Kugel mit Bett und Küchenzeile. Der stand in Barrien und hat einen Kasten Bier gekostet, erzählt Giesecke. Erst später erfuhr er, dass davon nur 20 Stück gebaut worden waren. Sechs Monate dauerte die Restaurierung. Als er damit fertig war, trat er dem Camping-Oldie-Club bei. Das war 1993.

Der Camping-Oldie-Club

Seit 1988 gibt es den Camping-Oldie-Club. Der Interessengemeinschaft gehören etwa 500 Mitgliedsfamilien und etwa 700 historische Campingfahrzeuge an. Die Teilnehmer kommen viermal im Jahr zusammen. Immer an verschiedenen Orten. Das Sommertreffen in Ringmar organisiert der 2. Vorsitzende Hajo Giesecke aus Neubruchhausen. Angemeldet haben sich bereits 70 Mitglieder. Die freuen sich über Besuch – öffnen am Samstag, 3. August, ihre Türen und bieten Einblicke in die Campingwelt früherer Zeiten. Campingplatzbetreiber Jakob Melzel versorgt die Besucher mit Speisen und Getränken. Eingebettet in das Programm ist ein Flohmarkt für Oldtimer-Zubehör.

Über diesen kam er 2019 zu einem ganz besonderen Schmuckstück: einem Westfalia Camping 335-4 aus dem Jahr 1960. „Der ist aus Stahlblech – handgearbeitet.“ Das mache ihn ungeheuer stabil, aber auch ziemlich schwer. „Ein Taxifahrer aus Hessen war damit 14 Mal in Italien, 1975 legte er den Wohnwagen still“, berichtet Giesecke. Erst 2019, nachdem der Vater gestorben war, erinnerten sich die Kinder an den Wohnwagen im Schuppen. Sie nahmen Kontakt zum Oldie-Club auf und fragten, ob Interesse an dem Oldtimer besteht.

Westfalia-Wohnwagen stand 44 Jahre vergessen in einem Schuppen

Hajo Giesecke holte das Vehikel mit dem Trailer ab und war entsetzt. „Der war total verrostet.“ Er brachte es aber nicht übers Herz, ihn dort zu lassen. „Ich habe drei Monate nur geschliffen“, erinnert er sich. Im Inneren hat Hajo Giesecke nichts verändert: Fliegenvorhang, Läufer, Spüle, Zwei-Flammenkocher und selbst die Vorhänge sind original. „Der Stoff ist schon etwas dünn, deshalb hat meine Frau weißen Unterstoff drunter genäht.“

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Viermal im Jahr kommt der Camping-Oldie-Club zusammen.

Mit diesem Schmuckstück fährt Hajo Giesecke übrigens zum Oldtimertreffen nach Ringmar. Erwartet werden an dem ersten Augustwochenende etwa 70 historische Campmobile. Die Gemeinschaft liebt es, ihre Fahrzeuge einem Publikum zu präsentieren. Deshalb wird es am Samstag, 3. August, ab 14 Uhr einen Tag der offenen Tür für die Öffentlichkeit geben. „Dann dürfen die Fahrzeuge auch angeschaut werden“, sagt Giesecke. „Unsere Türen stehen offen.“

Zu sehen sind nicht nur Wohnwagen, sondern auch Wohnmobile, Zelte, und Klappwohnwagen, die mindestens 30 Jahre alt sind. So einen hat übrigens auch Giesecke – er besitzt insgesamt vier historische Wohnwagen. Neben dem Suleica und dem Westfalia restauriert er derzeit einen Hartmann Fawobo – Fa-wo-bo steht für Fahren-Wohnen-Bootfahren. „Bei dem Modell lässt sich das Dach abnehmen und kann als Boot genutzt werden“, erklärt der Oldtimerfreund.

Außerdem nutzt er einen Fendt aus den 70ern. „Der fährt nicht gut, weil er die Tendenz hat zu steigen, sieht aber skurril aus. Über der Deichsel befindet sich das Bett“, beschreibt Giesecke das Fahrzeug und fügt hinzu: „Eigentlich ist er pottenhässlich.“ Aber als leidenschaftlicher Oldie-Fan nimmt man eben einiges in Kauf.

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