Oldtimer

Wie der Transporter mit GT40-V8 wiederbelebt wurde

Was kommt raus, wenn man einen Transit und einen GT40 kreuzt? Ein Supervan. Der Renntransporter von 1971 hat eine Odyssee hinter sich und Nachahmer gefunden.

wie der transporter mit gt40-v8 wiederbelebt wurde

© Ford
An Ostermontag 1971 hatte dieser Ford Transit Mk1 sein Debüt auf der Rennstrecke von Thruxton. Schon die Räder deuten an, dass mit diesem Transit etwas nicht stimmt.

wie der transporter mit gt40-v8 wiederbelebt wurde

© Ford

Es ist der berühmte Supervan, der statt Milchflaschen oder Gemüsekisten einen V8 im Laderaum hat.

wie der transporter mit gt40-v8 wiederbelebt wurde

© Ford Motor Company

Terry Drury Racing in Rainham hatte den Motor aus einem Ford GT 40 eingebaut.

wie der transporter mit gt40-v8 wiederbelebt wurde

© Ford Motor Company

Mit dem Le-Mans-erprobten V8-Mittelmotor ging der Kastenwagen höllisch gut; er soll im dritten Gang 240 km/h erreicht haben.

wie der transporter mit gt40-v8 wiederbelebt wurde

© Ford Motor Company

Auf den besonderen Antrieb weist ein dezenter Schriftzug am vorderen Kotflügel hin.

wie der transporter mit gt40-v8 wiederbelebt wurde

© Ford Motor Company

Andy Browne besaß den Ford Supervan in den 70ern schon einmal. Nach einer langen Odyssee befindet sich der Renntransporter nun wieder in seiner Obhut.

wie der transporter mit gt40-v8 wiederbelebt wurde

© Ford Motor Company

Er restauriert ihn behutsam mit möglichst vielen Originalteilen. Der Supervan soll jedoch uneingeschränkt straßentauglich sein.

wie der transporter mit gt40-v8 wiederbelebt wurde

© Ford Motor Company

Und nach seiner Vollendung dennoch stark und schnell genug, damit Browne dieses berühmte Bild nachstellen kann.

wie der transporter mit gt40-v8 wiederbelebt wurde

© Ford Motor Company

Auf den ersten Ford Supervan folgten bislang drei weitere. Auf den folgenden Bildern stellen wir sie vor.

wie der transporter mit gt40-v8 wiederbelebt wurde

© Ford

Wie der erste stammte auch der zweite Supervan von der britischen Insel. Der Motorsportchef war ebenfalls der Gleiche: Stuart Turner war 1983 nach einer Pause zu Ford zurückgekehrt.

wie der transporter mit gt40-v8 wiederbelebt wurde

© Ford
1984 präsentierte Ford Supervan Nummer 2. Der bestand aus einem Monocoque, in dem wieder ein Le-Mans-Motor saß: Der 3,9-Liter-Cosworth-V8 kam auf 590 PS. Martin Brundle fuhr damit in Silverstone 283 km/h.

wie der transporter mit gt40-v8 wiederbelebt wurde

© Ford
Nachdem man der Welt eine gewisse Expertise im Bau von Schnelltransportern gezeigt hatte, ließen die Ford-Jungs 1994 einen dritten Supervan vom Stapel.

wie der transporter mit gt40-v8 wiederbelebt wurde

© Ford

Diesmal steckte ein V8 aus der Formel 1 im kastigen Gehäuse. Weil der Motor jedoch öfter kaputtging und nicht jeder damit fahren konnte, flog der raus.

wie der transporter mit gt40-v8 wiederbelebt wurde

© Ford

Statt des V8 kam ein zahmerer Vierventil-V6 rein, der im Grunde seines Motorblocks auf dem Straßenmotor des Scorpio Cosworth basierte. Damit war der Transit immer noch schnell, aber einfacher zu fahren – wie hier zum Beispiel in Goodwood.

wie der transporter mit gt40-v8 wiederbelebt wurde

© Ford
Blick in den Laderaum: Gitterrohrrahmen, Motor, Auspuff.

wie der transporter mit gt40-v8 wiederbelebt wurde

© Ford
Der Motor stammte wiederum von Partner Cosworth.

wie der transporter mit gt40-v8 wiederbelebt wurde

© FOMCC

Der schnelle Transit existiert heute noch; er ist Teil der Ford-Heritage-Werkssammlung im britischen Dagenham.

wie der transporter mit gt40-v8 wiederbelebt wurde

© FOMCC

Der Ford Oldtimer und Motorsport Club Cologne e.V. hat den Supervan 3 auf der Techno Classica 2015 ausgestellt.

wie der transporter mit gt40-v8 wiederbelebt wurde

© FOMCC
Das Interieur des Rechtslenkers wirkt zweckmäßig.

wie der transporter mit gt40-v8 wiederbelebt wurde

© FOMCC
Die Armaturentafel ist motorsportlich-spartanisch mit dem Nötigsten bestückt.

wie der transporter mit gt40-v8 wiederbelebt wurde

© FOMCC
Mit dem 300 PS starken Cosworth-Dreiliter erreicht der Supervan 3 eine Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h.

wie der transporter mit gt40-v8 wiederbelebt wurde

© Ford

Nach einer langen Pause folgte 2022 der nächste Ford Supervan – diesmal mit Elektroantrieb.

wie der transporter mit gt40-v8 wiederbelebt wurde

© Ford

Bei seinem Debüt beim Goodwood Festival of Speed war der Schnelltransporter mit einem 2.000 PS starken Antriebsstrang bestückt.

wie der transporter mit gt40-v8 wiederbelebt wurde

© Ford

Danach wurde er zum Supervan 4.2 weiterentwickelt und ging auf Rekordjagd.

wie der transporter mit gt40-v8 wiederbelebt wurde

© Ford

Auf Bestzeiten am Pikes Peak in den USA und …

wie der transporter mit gt40-v8 wiederbelebt wurde

© Ford

… auf Australiens legendärem Mount Panorama Circuit in Bathurst …

wie der transporter mit gt40-v8 wiederbelebt wurde

wie der transporter mit gt40-v8 wiederbelebt wurde An Ostermontag 1971 hatte dieser Ford Transit Mk1 sein Debüt auf der Rennstrecke von Thruxton. Schon die Räder deuten an, dass mit diesem Transit etwas nicht stimmt.

Supervan – das ist die knappe Antwort auf die Frage, was ein Ford Transit und die Le-Mans-Legende GT40 gemeinsam haben. Ostermontag 1971 fuhr der schnelle Transporter das erste Mal. Es folgten weitere Showeinlagen im Rahmen von Motorsportveranstaltungen. Unter anderem ein Auftritt beim Großen Preis von Deutschland 1971, als er die Nürburgring-Nordschleife umrundete.

Doch von vorn. Fords damaliger Motorsportchef Stuart Turner hatte offensichtlich eine britische Auffassung von Humor: Er ließ Terry Drury Racing in Rainham den Motor eines in Le Mans gelaufenen und später ausgebrannten GT40 in den Laderaum eines Ford Transit Mk1 einbauen. Wobei der sonst so brave Lieferwagen nur die Karosserie zur Verfügung stellte: Das Chassis stammte eigentlich vom alten Rennwagenmodell Cooper Monaco und wurde für den Supervan verbreitert.

Supervan Mk1: GT40-V8 statt V4

Statt eines V4-Motors hatte der Transporter nun einen V8 – was auch ein Schriftzug auf dem vorderen Kotflügel ankündigt. Dort, wo sonst Milchflaschen oder Gemüsekisten gestapelt waren, wütete nun ein Fünfliter-Smallblock-V8 mit 425 PS – etwa die zehnfache Leistung des Basismotors. Statt Starrachsen gab es Einzelradaufhängungen rundum. Die stammten ebenso wie die Scheibenbremsen aus der Can-Am-Rennserie. Motor, ZF-Fünfgang-Getriebe und Fahrwerk trug ein Rohrrahmen, der an sechs Punkten mit der Karosserie verschraubt war.

Wie schnell der Supervan fuhr, ist nicht sicher. Doch der Ford Motorsport Oldtimer Club Cologne (FOMCC) geht davon aus, dass der fünfte Gang trotz einer zu langen Übersetzung “wohl eine Spitzengeschwindigkeit von 240 km/h” ermöglichte. Auf dem Ford-Testgelände in Boreham soll der schnelle Transit im dritten Gang 216 km/h erreicht haben. Für den Sprint von null auf 160 km/h (100 mph) genügte es, einmal in den zweiten Gang zu schalten; nach 21,6 Sekunden war die Geschwindigkeit laut einer Messung des britischen Magazins “Autocar” erreicht.

Odyssee und Restauration

Als der Supervan seine PR- und Marketing-Aufgaben erfüllt hatte, begann für ihn eine lange und wenig glorreiche Odyssee. Terry Drury entfernte alles Wertvolle an ihm, darunter den Antriebsstrang, und ließ nur die Karosserie samt Rädern übrig. 1973 kaufte der damalige Ford-Nachwuchs-Ingenieur Andy Browne, der Terry Drury kannte, die Hülle des Renntransporters für 500 Pfund. Dieselbe Summe zahlte Browne dem ursprünglichen Erbauer für ein Transaxle-Getriebe. Für sein Vorhaben, den Supervan regulär auf der Straße fahren zu können, baute er erst einen 4,7-Liter-V8 samt neuer Abgasanlage ein und ließ ihn im nächsten Schritt zu, versteuerte und versicherte ihn. Ein paar Jahre behielt er ihn, bevor er den Supervan in den späten Siebzigerjahren verkaufte.

Viele Jahre danach – Browne war bereits in Rente – spürte er den originalen Supervan wieder auf. “Ich ging zu den Überresten und war mir sicher, dass es sich um den Lieferwagen handelte, der mir gehört hatte”, sagt der Brite. “Es war nicht einmal ein Lieferwagen – nur eine Bodengruppe, ein Stück Stirnwand und einige Teile eines Fahrgestells, die zerschnitten worden waren.” Er kaufte den Supervan – beziehungsweise das, was davon übrig war – erneut und startete einen behutsamen Wiederaufbau mit Originalteilen.

Erneut nimmt er Änderungen vor, damit sich der Supervan problemlos auf der Straße nutzen lässt. Beispielsweise vergrößert er den Öffnungswinkel der Fahrertür, die sich ursprünglich aufgrund der breiten Reifen und Radläufe nicht komplett aufschwingen ließ. Ganz fertig ist die Restaurierung des betagten Renntransporters noch nicht, doch Andy Browne hat bereits große Pläne damit: “Wenn er fertig ist, möchte ich das Foto von ihm auf drei Rädern bei voller Geschwindigkeit nachstellen”, sagt der Ingenieur. Die Leute sollen erleben, was mit dem Auto damals möglich war. “Ich kann es kaum erwarten!”

Supervan 2 mit Cosworth-V8

Der Supervan war auf diversen Veranstaltungen unterwegs und kam laut FOMCC immer gut an. Nachdem Stuart Turner 1983 zu Ford zurückgekehrt war, gab es sogar einen Nachfolger: Der Supervan 2 auf Basis des Transit Mk2 war noch einmal schneller. Der Motor war wieder ein V8, ebenfalls aus einem Le-Mans-Auto. Der 3,9-Liter-DFL-Cosworth-V8 aus dem C100 leistete 590 PS. Der dreimalige Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart nannte diesen Transit “sicherlich den schnellsten Lieferwagen, den ich je gefahren bin”.

Nach seinem Einsatz für Ford Motorsport war der Supervan 2 laut FOMCC für den Mineralölkonzern BP, die Ölmarke Duckhams und den Reifenhersteller Goodyear unterwegs. Formel-1-Fahrer Martin Brundle soll später mit dem Renn-Transit in Silverstone 283 km/h gefahren sein. Keine Überraschung: Das Fahrverhalten bei dieser Geschwindigkeit sei abenteuerlich gewesen.

Supervan 3: V8 aus Schumis F1

Kein Grund für Ford, nicht noch einen Schritt weiterzugehen und einen neuen Supervan zu bauen. Auf Basis eines Transit Mk3 erschien 1994 die dritte Auflage. Diesmal steckte ein Formel-1-Motor im Rohrrahmen. Mit dem Cosworth-V8 waren Schumacher und Senna während der Saison 1993 unterwegs. Der 3,5-Liter-Motor leistet bei 13.000/min 650 PS. Im Vergleich dazu wirken Front- und Heckspoiler dezent. Die 13-Zoll-Reifen sind vorn 10, hinten 12 Zoll breit, eine Brembo-Kohlefaserbremse verzögert den Transporter. Weil der Motor immer wieder ausfiel und das Auto schwer zu fahren war, installierte Ford später einen Dreiliter-V6-Vierventiler. Der Dreiliter-Motor mit Trockensumpfschmierung leistet 299 PS. Das reicht für immerhin 240 km/h.

Ford Pro Electric Supervan

Der bisher leistungsstärkste Supervan führte den Elektroantrieb in die Familie ein (siehe Video nach dem ersten Absatz). Nachdem er 2022 beim Goodwood Festival of Speed mit 2.000 PS debütierte, entwickelte er sich später zum SuperVan 4.2 mit weniger Gewicht und verbesserter Aerodynamik. Daraufhin begann er, Rekorde zu brechen: Auf Bestzeiten am Pikes Peak in den USA und auf Australiens legendärem Mount Panorama Circuit in Bathurst folgte im Juli 2024 Platz eins beim berühmten Bergrennen von Goodwood.

TOP STORIES

Top List in the World