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Von Drohnen zu E-Bikes: Chinesischer Hersteller DJI will expandieren

Elektromobilität Von Drohnen zu E-Bikes: Chinesischer Hersteller DJI will expandieren

Es sei ein „natürlicher Schritt“, dass man jetzt auch E-Bikes baue, so Sprecher des chinesischen Drohnen-Herstellers DJI. Alle wichtige Komponenten – Antrieb, Batterie, Software – seien bei E-Bikes ähnlich wie bei Drohnen. Ob sich das Gefährt dann auf zwei Rädern fortbewegt oder herumfliegt, sei eigentlich Nebensache, ist sich das Unternehmen sicher.

von drohnen zu e-bikes: chinesischer hersteller dji will expandieren

DJI positioniert sich vor allem als Hersteller von Antriebssystemen für E-Bikes und hat beispielsweise auf der diesjährigen Eurobike sein „Avinox“-System vorgestellt, das im E-Bike Amflow zum Einsatz kommt. (Bild: DJI)

Ob das so einfach ist, muss sich erst noch zeigen. Nicht zu leugnen ist aber, dass mit dem Eintritt des international erfolgreichen Technologiekonzerns DJI in den Markt für E-Bikes die Konkurrenz für bislang etablierte Player noch einmal härter wird, unter anderem für Zulieferer wie Bosch oder Bike-Hersteller wie Shimano. DJI positioniert sich vor allem als Hersteller von Antriebssystemen für E-Bikes und hat beispielsweise auf der diesjährigen Eurobike sein „Avinox“-System vorgestellt. Mit der gleichzeitigen Entwicklung eines kompletten E-Bikes mit Markennamen „Amflow“ will das Unternehmen nun seine technischen Fähigkeiten validieren. Der Drohnenhersteller drängt aber bisher vor allem als Zulieferer von Antrieben auf den B2B-Markt.

Auch in Deutschland im Handel

Zur Begriffserklärung: Die E-Bikes, von denen hier die Rede ist, sind Fahrräder mit elektrischem Hilfsmotor, wo das Strampeln mit Strom unterstützt wird und wie sie in Europa vor allem als Sportgeräte populär sind, nicht die in China vorwiegend verbreiteten “elektrischen Fahrräder“, die komplett von der Batterie angetrieben werden. Das neue „Amflow PL e-bike“ von DJI, das ab Ende dieses Jahres auch in Deutschland in den Handel kommen soll, ist eine Demonstration der technologischen Fähigkeiten von DJI. Dank des neuen E-Antriebs Avinox hat es ein maximales Drehmoment von 120 Nm und kann bei Bedarf bis zu 1000 Wt an Leistung beisteuern, womit sich auch steile Berghänge erklimmen lassen.

Es kommt wahlweise mit 600- oder 800-Wh-Batterien. Die letztere ist dank Galliumnitrid-Technologie sehr schnell wieder aufladbar. Der Motor läuft äußerst leise. Ein moderner OLED-Touchscreen zeigt die Route an. Und dennoch ist das ganze Gefährt dank seines nur 2,27 kg wiegenden Rahmens aus Karbonfasern relativ leicht für so ein High-End-E-Bike. Es wiegt insgesamt 19,2 kg. „Unsere Expertise in Batterie- und Motortechnologie, die wir in Drohnen und Kamera-Stabilisierungs-Systemen gesammelt haben, hat uns zur Entwicklung von Avinox geführt,“ betont Christina Zhang, die bei DJI für die Strategie zuständig ist. „Es ist ein natürlicher Schritt für DJI, in dieses Feld zu expandieren.“

Auch chinesische Hersteller können Premium

Nach unbestätigten Berichten zufolge dürfte der Preis für das neue Amflow PL zwischen 7.000 und 12.850 Euro liegen, je nach Ausstattung. Damit macht DJI den Herstellern von Sport-E-Bikes im Premium-Bereich direkte Konkurrenz, darunter etwa Specialized, Bosch eBike, Trek oder auch den E-Bike-Angeboten von Porsche, Lamborghini oder BMW. Bislang hatten vor allem günstigere E-Bikes aus China begonnen, den Markt in Nordamerika und Europa zu erobern. Hersteller wie Tenways, Aventon, Urtopia oder Velotric überzeugen durch gute Preis-Leistungsverhältnisse. Im Jahr 2022 hat China bereits 9,66 Millionen E-Bikes exportiert.

Doch ähnlich wie bei Stromern, wo chinesische Hersteller zunehmend auf den Premium-Markt drängen, helfen ihnen dabei ihre daheim schon recht weit entwickelten Lieferketten für sämtliche Komponenten der Elektromobilität, von der Batterie über den Elektroantrieb bis hin zur Steuerungselektronik. Nirgendwo sonst kann derzeit im Bereich der E-Mobilität so gute Qualität zu so niedrigen Kosten produziert werden wie in China.

Halbleiter made in China

Bei E-Bikes sind zudem nicht die leistungsstärksten Chips erforderlich, über deren Boykotte man in den USA gerade hofft, die unliebsamen Konkurrenten aus dem Reich der Mitte noch möglichst lange klein zu halten. Die Halbleiter, die in China selbst produziert werden können, reichen für E-Bikes völlig aus.

Der Weltmarkt für E-Bikes wächst gleichzeitig so stark, dass er selbst für international erfolgreiche Drohnen-Produzenten interessant wird. Auch in China selbst, wo bislang eher die besagten elektrischen Fahrräder als Transportmittel populär sind, wächst gerade der Sportmarkt für E-Bikes mit hohen Preisen.

Bis 2030 könnte dieser Markt mit jährlichen Anstiegen von 10 Prozent auf ein globales Volumen von mehr als 100 Milliarden Euro wachsen, prognostiziert ein Bericht von Allied Market Research. Das ist sehr viel Markt – sogar ein noch größerer Markt als der für Drohnen im Verbraucher-Segment, sollten diese Vorhersagen eintreffen.  (se)

* Henrik Bork, langjähriger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau, ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking.

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