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Andreas Kostelecky: MG Motor & Maxus Motors Austria, „Unser Ziel ist leistbare E-Mobilität“

Seit Jänner 2021 führt Andreas Kostelecky die Asia Car Import Austria GmbH innerhalb der Denzel-Gruppe. Mit MG und Maxus hat er in kurzer Zeit zwei Volltreffer auf dem österreichischen Markt gelandet. Im Interview spricht er über spannende neue Modelle, die Fehler der Europäer im Elektro-Segment und die großen Ambitionen seiner beiden Marken.

Am Beginn ein kleiner Rückblick aus der Sicht des Verkaufs-Profis – ist das Autogeschäft heute noch mit dem von früher vergleichbar?
Ich habe 1989 bei Citroen im Neuwagenverkauf begonnen. Wenn man vergleicht, was es heute für Produkte und Möglichkeiten gibt, war der Verkauf damals noch sehr bodenständig. Es gab kein Internet zur Unterstützung, es ging sehr viel um persönliche Beziehungen. Heute habe ich aber das Gefühl, dass wir wieder dahin zurückkommen.
 
Wie sind MG und Maxus eigentlich nach Österreich gekommen?
Denzel ist schon seit 2006 in China präsent, wir hatten immer einige Marken auf der Shortlist, interessantererweise immer schon Maxus, weil wir in der Denzel-Gruppe mit Ausnahme von Fiat bei Nutzfahrzeugen nichts hatten – die braucht es aber im Vertrieb auch, um Marktschwankungen auszugleichen. Damit war rasch klar, dass wir Maxus machen werden. MG ist uns mehr oder weniger in den Schoß gefallen, weil die Frey-Gruppe damit aufgehört hat.
 
War es bei MG Liebe auf den ersten Blick?
Im September 2020 waren wir in Amsterdam bei MG Europe und schon da sind wir zwei Autos probegefahren, die uns einfach unglaublich beeindruckt haben: Das erste war der Marvel R Electric, weil er ein tolles Innenraumkonzept hat und fahrdynamisch ausgezeichnet ist. Das zweite ein Kombi, der Vorgänger des Modells, das wir heute haben. Mit diesem nicht zu vergleichen, aber wir haben gewusst: Wenn wir als erste Marke einen elektrischen Kombi bekommen, dann ist das eine große Geschichte.
 
Beide Marken sind SAIC-Töchter, läuft da alles über eine Zentrale oder sind das getrennte Welten?
Die Marken sind unterschiedlich organisiert. Mit MG haben wir einen Vertrag mit der Europa-Organisation, mit Maxus einen Vertrag mit der Zentrale in Shanghai.

andreas kostelecky: mg motor & maxus motors austria, „unser ziel ist leistbare e-mobilität“

Neue Marken am österreichischen Automarkt: MG und Maxus forcieren leistbare E-Mobilität.

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Andreas Kostelecky über Maxus: „Da ist uns mit der österreichsichen Post der Abschluss mit einem echten Großkunden gelungen.”

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Maxus hat aktuell die zwei Transporter eDeliver9 und eDeliver3 sowie den Pickup T90 EV im Programm. Vom eDeliver3 (Mitte) hat die Post 700 Stück bestellt.

Wie ist es mit MG bisher in Österreich gelaufen?
Mit MG sind wir jetzt im dritten Jahr in Österreich, und haben dabei eine unglaubliche Reise erlebt. Als wir begonnen haben, hatten wir natürlich Businesspläne – wie entwickelt sich das E-Segment, was wollen wir erreichen, der ganze Blick in die Kristallkugel eben. Wir waren sehr ambitioniert, weil wir im ersten Jahr 1000 Autos verkaufen wollten. Selbst für eine etablierte Marke wäre das mit einem neuen Modell eine Ansage. Damals war der Markt aber noch 330.000 Autos stark – wir haben dieses Ziel dann in einem schrumpfenden, einem 200.000-Auto-Markt geschafft. Mittlerweile liegen wir im Jahr 2023 bei einem Prozent Marktanteil.
 
Wie sieht der MG-Plan für die nähere Zukunft aus?
Gegenüber dem ersten Jahr haben wir unseren Absatz vervierfacht, im zweiten Jahr haben wir 60 Prozent zugelegt, heuer werden es etwa 50 Prozent sein. Irgendwann muss man dieses Wachstum auch konsolidieren, die Versorgungströme müssen mitwachsen, der technische Support, das Backoffice, da steckt viel Aufbauarbeit drin.
 
Lässt sich dieses Tempo mit traditionellen Mitteln in so kurzer Zeit halten?
Wir haben viele neue Dinge probiert. Traditionellerweise hat ein Importeur etwa einen technischen Außendienst – den haben wir nicht. Wir haben Techniker, die bei uns im Büro sitzen, die Werkstätten vor Ort sind mit Diagnose-Notebooks ausgerüstet und unser Mann hier vor Ort kann mit einem TeamViewer-Zugriff nachschauen, was der Techniker in der Werkstätte gemacht hat. Damit bündeln wir die Frequenz hier zentral und damit auch die Erfahrung. Außerdem arbeiten wir mit VR-Brillen. Ist das Auto aus irgendeinem Grund nicht diagnostizierbar, verschicken wir über Nacht mit den Ersatzteilen die Brille, der Techniker vor Ort setzt sie auf und unsere Techniker hier sehen online, was er sieht. Das funktioniert ausgezeichnet, und es tut dem Werkstättennetz gut, hier Alternativen anzubieten.
 
Das Power-Modell MG4 XPower steht schon in Startlöchern, was hat MG sonst noch in der Pipeline?
Es kommt eine Long Range Version des MG4 mit 530 Kilometern WLTP-Reichweite, zusammen mit der hohen Ladegeschwindigkeit eine tolle Sache und vermutlich ab September, spätestens Oktober erhältlich. Für nächstes Jahr ist der Cyberster bestätigt, zur Feier von 100 Jahren MG, ein zweisitziger Sportroadster in der Größe eines 911. Er wurde heuer bereits in Goodwood präsentiert und startet Mitte 2024. Unbestätigt ist noch ein Modell unter dem MG4, mit dem wir nach unten abrunden wollen – aber wir sind zuversichtlich, dass es gelingen wird. Der Cyperster tut viel für die Marke, Brandawareness, Flaggschiff-Status – aber unser Ziel ist leistbare E-Mobilität. Beim MG4 kommen wir aktuell beispielsweise auf einen Kundenpreis von 28.590 Euro, beim 435 PS starken Allradmodell MG4 XPower sind es 41.590 Euro (nach Abzug der Förderung, Anmerkung der Red.).

andreas kostelecky: mg motor & maxus motors austria, „unser ziel ist leistbare e-mobilität“

Andreas Kostelecky über vernachlässigte Volumensegmente: „Die Europäer haben die Dynamik der E-Mobilität unterschätzt”.

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MG ZS EV: Elektrisches Kompakt-SUV mit Verbrenner-Preisen.

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MG5: Erster elektrischer Kombi, für Pragmatiker der nächsten Generation.

andreas kostelecky: mg motor & maxus motors austria, „unser ziel ist leistbare e-mobilität“

Andreas Kostelecky: „Es kommt eine Long Range Version des MG4 mit 530 Kilometern WLTP-Reichweite. Ab September, spätestens Oktober erhältlich.”

Bleiben wir beim Preis – wird MG mit den neuen Modellen da nicht auch abheben?
MG bewegt sich im Schnitt um die 40.000 Euro, vom Marvel, der da die Obergrenze markiert, haben wir im letzten Jahr 700 Stück verkauft. Aber im Elektrosegment geht die Entwicklung sehr schnell, Reichweite, Ladegeschwindigkeit, alle drei vier Monate kommt da ein neues Highlight. Beim Marvel hilft das besondere Design, aber bei der 40.000-Euro-Grenze fühlen wir uns angekommen.
 
Als Spezialist für leichte Nutzfahrzeuge bespielt Maxus dagegen eine ganz andere Zielgruppe.
Da ist uns mit der österreichsichen Post der Abschluss mit einem echten Großkunden gelungen. 700 Lieferwagen eDeliver3 katapultieren uns im E-Nutzfahrzeug-Segment schlagartig nach oben. Zusätzlich haben wir den großen eDeliver9. Es braucht aber auch in dieser Klasse was für’s Herz: Der neue Pickup T90 EV ist genau das, mit dem ganzen Sexappeal dieser Fahrzeuggattung, aber eben ohne Emissionen und mit tollen Offraod-Talenten, obwohl nur mit Hinterradantrieb ausgestattet.
 
Ein 4×4 wird in diesem Segment aber zweifellos öfter nachgefagt.
Dafür kommt nächstes Jahr der Maxus GST, ein Allrad-Pickup, der mit dem T90 aber nicht verwandt ist. Er ist großer und ein vollkommen neues, eigenständiges Auto und ein echter Allrounder.
 
Die europäische Automobilindustire kämpft mit schwächelnden Elektroverkaufszahlen, günstige E-Mobilität gibt es bis dato kaum. Was wurde da falsch angedacht?
Die Europäer haben die Dynamik der E-Mobilität unterschätzt. Nicht nur in Europa, sondern vor allem auch in China, weil sie dort richtig Federn lassen. Was die Europäer dort derzeit erleben, ist schlichtweg ein Desaster. Damit fehlen einfach die Volumen. Man hat versucht, sich nach oben zu retten, auf 70.000 bis 90.000 Euro oder noch mehr, und hat dafür die unteren, die volumenstarken Segmente ignoriert.

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„Für 2024 ist der Cyberster bestätigt, zur Feier von 100 Jahren MG, ein zweisitziger Sportroadster in der Größe eines 911″. Dennoch betont …

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… Andreas Kostelecky: „Der Cyperster tut viel für die Marke, Brandawareness, Flaggschiff-Status – aber unser Ziel ist leistbare E-Mobilität.”

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Beim MG4 sind Kundenpreise ab 28.590 Euro möglich, beim 435 PS starken Allradmodell MG4 XPower 41.590 Euro (nach Abzug der Förderung).

Wie wird das in Europa, wenn demnächst auch die Kaufförderungen für Privatpersonen gestrichen werden?
Der Rückgang ist auch jetzt schon getrieben vom schrittweisen Auslaufen der Förderung. Von einer Markdurchsättigung sind wir ja weit weg, wie haben über 5 Millionen Fahrzeuge in Österreich und davon vielleicht 120.000 elektrisch, da ist ja praktisch noch nichts passiert. Es wird jedenfalls immer schwieriger werden, noch unter die 30.000er-Hürde zu kommen.
 
Wie geht es bei MG und Maxus auf dem österreichischen Markt weiter?
Wir verkaufen ZS elektrisch, MG4 und MG5 ungefähr gleich viel. Die Erwartung, dass der MG4 dem ZS etwas wegnimmt, Kannibalisierung innerhalb der Marke, passiert nicht. Das gibt uns Stabilität, und trotz dem Druck, den wir heuer als Branche insgesamt hatten, haben wir heuer bisher toll verkauft, immer mehr, als wir zugleich ausgeliefert haben.
Bei Maxus ist die Unbekanntheit der Marke die große Herausforderung. Nicht für die großen Player wie Post, ÖBB und so weiter – die haben keine Berührungsängste, fahren auf die IAA, kennen die neuen Marken, für die ist Maxus kein Exot. Die österreichische Post hat Maxus schon seit drei Jahren in Ungarn im Einsatz. Aber bei den Einzelkunden, den Bäckermeister etwa, da ist die Herausforderung, dass wir in den Markt kommen.
 
Zurück zum Internen – was unterscheidet ihr Team von anderen?
Wir haben zwei Dinge, die uns extrem gut tun: Da ist einmal, neu zu sein, frisch zu sein, ganz andere Ambitionen zu haben, die ganze Teamaufstellung. Wir haben auch einfach laufend Erfolgserlebnisse, das treibt uns positiv voran.
 
In aller Kürze am Schluss: Wie lautet Ihr persönliches Ziel für die beiden Marken?
Vorerst einmal zwei Prozent Marktanteil für MG. Und für Maxus lautet das Ziel den Stockerlplatz, den uns der Großauftrag beschert hat, zu verteidigen.

Andreas Kostelecky ist Geschäftsführer von MG Motor Austria und Maxus Motors Austria – gebündelt in der Asia Car Import Austria GmbH, Teil der Denzel-Gruppe.

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Gekommen, um zu bleiben: Die neuen Elektro-Spezialisten haben ambitionierte Ziele. Andreas Kostelecky nennt …

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… „vorerst einmal zwei Prozent Marktanteil für MG” …

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… „und für Maxus lautet das Ziel den Stockerlplatz, den uns der Großauftrag der Post beschert hat, zu verteidigen.”

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