- Robert Habeck lädt Hersteller und Verbände zum Autogipfel ein – ACEA fordert „dringende Maßnahmen“
- Flottengrenzwerte für 2025 sollen nachjustiert werden – ACEA-Präsident rechnet ansonsten mit hohen Strafen
- Lobbyverband sieht EU in der Pflicht – Infrastruktur und wirtschaftliche Rahmenbetätigungen sind schlecht
- CEO von Stellantis wird deutlich: „Vermeiden, dass wir wie Volkswagen enden“
Schwächelnder Absatzmarkt
Branche drängt bei Habecks Autogipfel auf E-Auto-Wende – „Nicht wie VW enden“
Der schwache Absatzmarkt für Elektroautos und die CO₂-Flottengrenzwerte setzen die Autobranche unter Druck. Vor Habecks Autogipfel fordert der Lobbyverband ACEA eine drastische Kursänderung.
Die finanziellen Reserven der Unternehmen werden durch die hohen Kosten ihrer Elektroauto-Strategien stark belastet. Volkswagen verzeichnete im ersten Halbjahr einen Gewinnrückgang von 14 Prozent (nach Steuern), während BMW einen Verlust von 15 Prozent hinnehmen musste. Die Krise hat längst auch die Automobilzulieferer erreicht: Die schwache Konjunktur in Deutschland und China, die teure Umstellung der Produktion auf Elektromobilität und schließlich auch die schwache Nachfrage nach Elektroautos sind die Hauptgründe für die aktuelle Flaute. Somit steht auch die Bundesregierung unter Wirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) zunehmend unter Zugzwang.
Robert Habeck lädt Hersteller und Verbände zum Autogipfel ein – ACEA fordert „dringende Maßnahmen“
Für Montag hat sein Ministerium zum Autogipfel nach Berlin eingeladen. Neben allen großen Herstellern und Zulieferern werden auch der Automobilverband VDA und die Gewerkschaft IG Metall teilnehmen. Ziel ist es, eine gemeinsame Strategie gegen die stagnierenden Verkäufe zu entwickeln, wie Reuters aus Regierungskreisen erfuhr.
Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat große Aufgaben vor sich. Die deutsche Wirtschaft kommt nicht so recht voran, gleichzeitig erhöht der Ampel-Koalitionspartner FDP den Druck auf Grüne und SPD.
Flottengrenzwerte für 2025 sollen nachjustiert werden – ACEA-Präsident rechnet ansonsten mit hohen Strafen
Luca de Meo, Präsident des ACEA und gleichzeitig CEO von Renault, rechnet mit Sanktionen in Höhe von 15 Milliarden Euro. Ein weiteres Strategiepapier, das seit etwa zwei Wochen in der Branche kursiert, geht von einer einfachen Rechnung aus: Um die EU-Vorgaben zu erfüllen, müsste der Anteil der verkauften Elektroautos bei 25 Prozent liegen. De Meo hält dies jedoch für kaum machbar: Der Absatzmarkt für Neuwagen ist laut ACEA im Vergleich zum Vorjahr um 18,3 Prozent gesunken. In Deutschland sind die Verkäufe sogar um fast 70 Prozent zurückgegangen.
Eine Möglichkeit, die CO₂-Quote dennoch zu erfüllen, wäre der Produktionsstopp von etwa zwei Millionen Autos mit Verbrennungsmotor. Dies würde jedoch laut de Meo Millionen von Arbeitsplätzen gefährden.
Lobbyverband sieht EU in der Pflicht – Infrastruktur und wirtschaftliche Rahmenbetätigungen sind schlecht
Der Lobbyverband sieht jedoch die politischen Gremien in der Pflicht: „Die derzeitigen Regeln berücksichtigen nicht den fundamentalen Wandel im geopolitischen und wirtschaftlichen Klima der letzten Jahre.“ Um die Elektromobilität durchzusetzen und das Überleben der europäischen Autobauer zu sichern, sind infrastrukturelle Veränderungen auf allen Ebenen erforderlich: De Meo kritisiert den Mangel an flächendeckenden Ladestationen, zu hohe Strompreise, eine verfehlte Politik bei Kauf- und Steueranreizen und schließlich auch unsichere Lieferketten für Batterien und Rohstoffe.
Im Gegensatz zu de Meo oder VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch, die die EU-Ziele für zu ehrgeizig halten, kritisiert Carlos Tavares, CEO von Stellantis, eine erneute Kursänderung: „Jeder kannte die Regeln seit langer Zeit, jeder hatte Zeit sich vorzubereiten und jetzt ist es Zeit für ein Rennen.“
CEO von Stellantis wird deutlich: „Vermeiden, dass wir wie Volkswagen enden“
Stellantis, der viertgrößte Autokonzern der Welt, gilt in der Branche als gegenläufige Stimme zu den großen Herstellern wie Volkswagen, Renault oder BMW und trat im Juli 2022 zusammen mit Volvo aus dem ACEA aus. Der Grund für den Austritt beider Auto-Riesen war die offene Ablehnung des ACEA des EU-Verbots von Verbrennungsmotoren bei Neuwagen ab 2035. Stellantis setzt sich für mehr Technologieoffenheit ein und hat angekündigt, ab 2030 keine Autos mit Verbrennungsmotoren mehr zu verkaufen. Der Konzern, der 2021 aus der Fusion der französischen Groupe PSA und Fiat-Chrysler hervorging, umfasst insgesamt 14 Marken und hatte nach dem Zusammenschluss rund 20.000 Stellen abgebaut.
Am Dienstag sprach Tavares gegenüber ntv von „unpopulären Entscheidungen“, die er in jüngster Vergangenheit treffen musste. Diese seien jedoch notwendig gewesen, „um zu vermeiden, dass wir wie Volkswagen enden“.