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Der Rezessions-Racer 962 CR

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350-km/h-Sportler mit Porsche-Technik: Schuppan 962 CR

Der Schuppan 962 CR ist der brutalste Supersportler der 90er, den Porsche nie gebaut hat. Die Flunder mit Le-Mans-Technik flog mit etwa 350 km/h über die Autobahn, zerschellte aber an den überheblichen Plänen ihrer Väter.

Anfang der 90er-Jahre schien in der Automobilwelt alles möglich: Der Kalte Krieg war vorüber, man tastete sich zaghaft an die Elektromobilität heran, Supersportler schossen wie Pilze aus dem Boden und in der Formel 1 fuhren sich Ayrton Senna und Michael Schumacher in die Herzen der Motorsportfans. Da wollte auch ein weiterer (ehemaliger) Rennfahrer Geschichte schreiben: Der Australier Vern Schuppan hatte 1983 in einem Porsche 956 die 24h von Le Mans gewonnen, sich mit dem Nachfolgemodell Porsche 962 bei der All-Japan Sports Prototype Championship im Land der aufgehenden Sonne unsterblich gemacht und wollte den 962 nun als Straßenversion für Superreiche erlebbar machen. Dessen Name: Schuppan 962 CR.

Dafür hatte sich Schuppan mit einer japanischen Investorengruppe zusammengetan, die auch die Exklusivrechte am Verkauf des auf 50 Exemplare limitierten Sportlers übernehmen sollte. Eine extrem hohe Auflage für ein Erstlingswerk, dessen Preis von 1,5 Mio. US-Dollar sogar den wenige Monate später enthüllten McLaren F1 um eine halbe Million übertreffen sollte. Und als wäre das nicht schon hochtrabend genug, entwickelte die in Großbritannien ansässige Firma parallel den Schuppan 962 LM, der tatsächlich in Le Mans an den Start gehen sollte. Doch noch bevor es so weit kommen konnte, erwischte eine Rezession die Wirtschaft Japans. Die Investorengruppe bekam kalte Füße, kündigte alle Verträge mit Schuppan und überließ die junge Firma dem Bankrott.
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Der Porsche 911 GTS (2024) im Fahrbericht (Video):

Dabei hätte der Schuppan 962 CR das Zeug zu einer illustren Karriere gehabt: Seine Kohlefaser-Karosserie zeichnete niemand Geringeres als Michael Simcoe, der seit 2016 als Designchef bei GM angestellt ist. Darunter saß ein ebenfalls aus Kohlefaser gefertigtes Chassis, das zwecks nutzbaren Innenraums etwas breiter war als beim historischen Vorbild Porsche 962. Unter der komplett nach hinten klappenden Motorhaube fand sich reinrassige Renntechnik: Der doppelt aufgeladene Sechszylinder-Boxer basierte auf dem Triebwerk der amerikanischen IMSA-Serie und leistete 608 PS (447 kW). Damit sollte der 980 kg schwere Supersportler in 3,5 s auf 100 km/h sprinten und je nach Angabe zwischen 340 und 370 km/h schnell sein. Offizielle Tests konnten diese Wunderwerte aber nie bestätigen.

Bis 1992 hatten lediglich vier Schuppan 962 CR die Werkshallen in Buckinghamshire im südöstlichen England verlassen. Beim hier gezeigten Modell handelt es sich um das allerletzte Exemplar. Mecum Auctions bot es 2024 in Monterey an, bekam es aber nicht verkauft. Hier wiederholt sich die Geschichte: CR Nummer vier wurde nach seiner Fertigstellung zu den Investoren nach Japan geliefert, dort im Zuge der rechtlichen Streitigkeiten um die gekündigten Verträge aber nicht ausgeliefert. Stattdessen flog das Auto geradewegs zurück nach Heathrow (England), wo es Vern Schuppan 1995 ganz pragmatisch an seinen Nachbarn verkaufte. Dort verblieb das Auto beinahe 30 Jahre lang. Allerdings erhielt der 962 CR erst 2006 eine Straßenzulassung, nachdem eine optimierte Motorsteuerung zwecks Einhaltung der Abgasgrenzwerte, neue Scheinwerfer, ein abklappbares Lenkrad und straßenverkehrstaugliche Reifen montiert wurden.

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Schuppan 962 CR

Der Schuppan 962 CR sollte die Performance des dominanten Langstrecken-Renners Porsche 962 auf die Straße bringen.

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Wegen wirtschaftlichen Schwierigkeiten konnte Schuppan nur vier der 50 geplanten Exemplare fertigen.

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Das von Michael Simcoe erdachte Design besitzt gewisse Porsche-Anleihen und wirkt doch sehr eigenständig.

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Tag der offenen Tür(en): Wie beim Rennwagen präsentiert sich auch beim CR die Technik äußerst zugänglich.

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Von hinten könnte es sich beim 962 CR auch um den Nachfolger des Porsche 959 handeln.

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Das zweckmäßige Cockpit geriet dank eines verbreiterten Chassis etwas breiter und damit nutzbarer als im Rennwagen.

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Der doppelt aufgeladene Boxermotor stammt aus der IMSA-Serie und leistet im Schuppan 608 PS (447 kW).

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