Wohnmobile

Immer mehr Ducato-Wohnmobile mit Getriebeschäden

Die Neungang-Wandlerautomatik hatte bislang viele Fans. Allerdings treten immer häufiger Probleme mit dem komfortablen Schaltgehilfen auf. Wer ist besonders betroffen und was sagt Stellantis? promobil fragt nach.

immer mehr ducato-wohnmobile mit getriebeschäden

© Ingolf Pompe

Immer häufiger treten Probleme mit dem komfortablen Schaltgehilfen des Fiat Ducado auf.

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Das im Fiat Ducato 8 eingesetzte Automatikgetriebe wurde zusammen mit ZF entwickelt und in einem Chrysler-Werk in den USA hergestellt.

Als Fiat im Sommer 2019 das von nicht wenigen Reisemobilfahrern eher ungeliebte automatisierte Schaltgetriebe namens Comfort-Matic in Rente schickte und durch eine moderne Neungang-Wandlerautomatik ersetzte, war die Freude groß. Denn die 9-Speed setzte dem vormals ruckartigen Hoch- und Runterschalten der Gänge endlich ein Ende. Von nun an wechselte die “echte” Wandlerautomatik galant und unbemerkt die Gänge, was dank der neun Übersetzungsstufen nahezu stufenlos vonstattenging. Das verschaffte dem Ducato einen enormen Komfortgewinn.

Außerdem verpasste Stellantis seinem neuen Automatikgetriebe eine Start-Stopp-Funktion, was bei manchen Fahrern zumindest anfangs für Verwunderung sorgte, wenn an der Ampel plötzlich der Motor ausging und beim Treten des Gaspedals wieder ansprang.

Häufige Ausfälle der Automatik im Fiat Ducato

Entwickelt wurde die Wandlerautomatik mit dem Namen 4HP20 in einer Zusammenarbeit zwischen Stellantis und dem bekannten Friedrichshafener Getriebespezialisten ZF, der auch für viele Pkw-Modelle Automatikgetriebe liefert. Das Exemplar für den Ducato wird allerdings nicht am Bodensee gefertigt, sondern in einem Chrysler-Werk in den USA, nach den Plänen von ZF.

Der Stellenwert des Fiat Ducato als Reisemobil-Basis ist groß. Im diesjährigen Report des Caravaning Industrie Verband ist zu lesen, dass im Jahr 2023 der Fiat mit insgesamt 20.567 Einheiten das meistgenutzte Basisfahrzeug war. Umso schwerer fällt es ins Gewicht, wenn am bewährten Ducato gehäuft Ausfälle aufzutreten scheinen. Eine nicht unerhebliche Anzahl an Rückmeldungen von promobil-Lesern nährt den Verdacht, dass sich Probleme mit dieser Neungang-Wandlerautomatik im Fiat Ducato der Serie 8 häufen.

Eine ganze Reihe von Ducato-Fahrern berichten von Ausfällen ihrer Automatik – ganz unabhängig vom Aufbauhersteller –, und das auch bei geringer Laufleistung und relativ jungen Fahrzeugen. Unglücklicherweise passieren solche Ausfälle oft ausgerechnet im Urlaub auf Tour, weit weg von zu Hause, weit weg von der heimischen Werkstatt.

Herausforderungen bei der Reparatur

Claudia und Jörg Burger beispielsweise sprechen in ihrer Leser-Zuschrift an die promobil-Redaktion von einer vierwöchigen Odyssee mit ihrem Reisemobil auf Ducato-Basis, die sie Geld, Nerven und nicht zuletzt wertvolle Urlaubszeit gekostet hat. Auch Günter Gläß klagt sein Leid und schreibt, dass seit seiner von Werkstattbesuchen gespickten Reise durch Frankreich und Spanien das Wohnmobil mit Automatikgetriebe nun ungenutzt daheim im Carport stehe. Oft zieht sich die Reparatur in die Länge. Fiat-Professional-Werkstätten fühlen sich teils nicht für Reisemobile zuständig, insbesondere bei Integrierten. Zudem stocke die Lieferung von Ersatzgetrieben.

Sogar manche Reisemobil-Hersteller beklagen sich und berichten von Fällen, in denen Kunden mit einem kaputten Automatikgetriebe im Urlaub stranden. Der Ball wird dann von den Händlern weiter an die Aufbauhersteller gespielt, die aber ebenso überfordert sind und nur auf den Basisfahrzeughersteller verweisen können.

Bei Fiat-Stellantis sei das Thema bis zum Zeitpunkt unserer Anfrage noch nicht aufgepoppt, heißt es. Dort seien zwar mehrere Fälle von Schäden am Automatikgetriebe des Ducato 8 registriert, allerdings betrachtet das Unternehmen das noch nicht als gehäuftes Auftreten.

Ausfälle aufgrund hohen Gewichts

Die Burgers vermuten, dass die Ausfälle mit dem hohen Gewicht der betroffenen Reisemobile zusammenhängen, da es sich meist um Modelle mit mehr als 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht handelt. Das deckt sich mit vielen Angaben in Zuschriften und User-Beiträgen diverser Internetforen. Von Stellantis kommt dazu der Hinweis, dass gerade Käufer größerer und schwererer Fahrzeuge gerne zur Automatik greifen. Bei nahezu hundertprozentiger Ausstattung solcher Modelle mit Automatikgetrieben seien Ausfälle einfach in Relation wahrscheinlicher.

Oft kündigen sich die Getriebe-Probleme mit einem gelben oder roten Warnlämpchen an. Man solle den “Motor überprüfen lassen” oder das “Getriebe überprüfen lassen” oder es heißt schlicht “Getriebeöl überhitzt”, ehe der Ducato in den Notlauf übergeht oder gar nicht mehr fährt.

Letztlich landet das Reisemobil in der Werkstatt, wo der Schaden inspiziert wird. Muss ein neues Getriebe her, werde das zwar nicht über Nacht geliefert, die zwischenzeitlichen Schwierigkeiten bei der Lieferbarkeit seien aber überstanden, so Stellantis. Nach Prüfung und Freigabe, die bei einem so teuren Ersatzteil notwendig sei, bekäme der Händler innerhalb von ein, zwei Wochen das neue Getriebe geliefert. Bei Fiat will man sich immerhin um die Probleme mit der 9-Speed noch mal gezielt kümmern.

Das eigene Fahrzeug über Wochen und Monate nicht nutzen zu können, ist für Betroffene höchst ärgerlich. Nur ein schwacher Trost: Im neuen Ducato 9 kommt ein neues Automatikgetriebe mit acht Fahrstufen zum Einsatz.

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