- Center of Automotive Management und Cisco Studie untersucht Erwartungen von Autofahrern zur Cybersecurity
- Angst vor manipulierten digitalen Schlüsselsystemen
- Deutsche Hersteller genießen Vertrauen
- Immer größere Angriffsfläche
- Einwilligung in die Verwendung von Daten zu Werbezwecken
- Anforderungen an Datenschutz und Regulierung
Center of Automotive Management und Cisco Studie untersucht Erwartungen von Autofahrern zur Cybersecurity
Vernetzte Fahrzeuge bringen vielen Vorteile mit sich, bieten aber auch Einfallstore für Hackerangriffe. Cybersecurity im Fahrzeug ist daher ein wichtiges Thema, um das sich die Fahrzeughersteller kümmern sollten. Das ergab die Studie „Automotive Cyber Security – Consumer Attitudes“ des Center of Automotive Management in Kooperation mit Cisco zu Einstellungen und Erwartungen von Autofahrern in Deutschland in Bezug auf die Cyber-Sicherheit von Fahrzeugen.
Die neue Studie Automotive Cyber Security – Consumer Attitudes vom Center of Automotive Management in Kooperation mit Cisco zeigt auf, dass 77 Prozent der befragten Autofahrer Cybersecurity im Fahrzeug als wichtiges Thema sehen, um das sich die Fahrzeughersteller kümmern sollten. (Bild: frei lizensiert bei Pixabay)
Viele Autofahrer sind der Ansicht, dass vernetzte Fahrzeuge Sicherheitsrisiken mit sich bringen. 42 Prozent der in der vom Center of Automotive Management (CAM) und Cisco erstellten Studie, befragten Autofahrer sind besorgt über einen Cyberangriff auf ihr Fahrzeug, 40 Prozent sehen dabei Software-Updates als potenzielle Gefahr. 77 Prozent empfinden Cybersicherheit als wichtiges Thema, um das sich die Hersteller kümmern sollen.
Angst vor manipulierten digitalen Schlüsselsystemen
„Mit der zunehmenden Vernetzung und Automatisierung von Fahrzeugen verschärfen sich die Gefahren und Risiken durch Hacker-Angriffe. Die Nutzung von Online-Diensten, Streaming Apps, das Laden von Elektroautos oder etwa Bezahlsysteme im Auto schaffen immer neue potenzielle Angriffsflächen für Hacker“, so Christian Korff, Mitglied der Geschäftsführung bei Cisco Deutschland. Holger Unterbrink, Technical Leader bei Cisco Talos Intelligence Group ergänzt: „Cyberangreifer gehen inzwischen äußerst professionell vor. Rund um den Bereich Automotive hat sich eine eigene Hacker-Industrie entwickelt, die hochgradig arbeitsteilig und skrupellos agiert. In komplexen IT-Systemen der Fahrzeugbranchen haben Angreifer gute Chancen, Sicherheitslücken zu finden.”
Deutsche Hersteller genießen Vertrauen
Im Durchschnitt beurteilen nur 22 Prozent der befragten Studienteilnehmer die Qualität der Cyber-Sicherheit von Fahrzeugen der Automobilhersteller als „gut“ oder „sehr gut“. Dabei sehen die Befragten allerdings große Unterschiede zwischen den untersuchten 19 Marken. Das größte Vertrauen in die Qualität der Cybersecurity legen die Befragten in heimische Fahrzeughersteller wie Mercedes-Benz (54 Prozent) und BMW (51 Prozent) und auch Volkswagen (44 Prozent). Tesla belegt mit 40 Prozent Zustimmung Platz sechs in der Wertung. Die chinesischen Marken – MG (26 Prozent), BYD (29 Prozent) und NIO (25 Prozent) – landen auf den letzten Plätzen. Auch hier denken die jüngeren Autofahrer etwas positiver.
Das größte Vertrauen in die Qualität der Cybersecurity legen Autofahrer in heimische Fahrzeughersteller. (Bild: CAM)
„Das Vertrauen von EndkundInnen in Automarken wird künftig daran gemessen, wie sie mit Cybersecurity umgehen und Angriffe von außen verhindern. Es existiert heute eine starke Diskrepanz zwischen einer steigenden Zahl an Cyber-Angriffen auf vernetzte Autos und der geringen Kommunikation und Transparenz der Automobilhersteller zum Thema Cyber Security“, so Prof. Dr. Stefan Bratzel und betont: „Die Fallhöhe der deutschen Marken ist jetzt natürlich am höchsten: Sollten die Erwartungen in Cybersicherheit an sie nicht erfüllt werden, entfällt ein wichtiges Kaufkriterium und Kunden könnten auch andere Marken stärker in Betracht ziehen.“
Immer größere Angriffsfläche
Zu den am meisten genutzten Online-Diensten zählen die Smartphone-Kopplung (46 Prozent) und Verkehrsdaten für Navigationsdienste (39 Prozent). 20 Prozent der Fahrer nutzen regelmäßig Smartphone-Apps eines Fahrzeugherstellers, beispielsweise zur Fernsteuerung von Fahrzeugfunktionen. Allerdings setzen viele bisher nur einen Bruchteil der verfügbaren Connectivity-Features in ihren Fahrzeugen ein. Funktionen wie Video-Streaming, Bezahlsysteme oder Online-Spiele im Multimedia-System des Fahrzeugs nutzt die Mehrheit der FahrerInnen nicht. Die Altersgruppe 18 bis 34 Jahre stellt eine Ausnahme dar: Hier macht der Anteil bereits ein Drittel aus, während er insgesamt bei 20 Prozent liegt. Audio- und Video-Streaming sowie Online-Spiele nutzen sie etwa doppelt so häufig – wahrscheinlich aber auch nur als Beifahrer. Zudem nutzen jüngere Menschen deutlich häufiger Bezahlsysteme im Fahrzeug.
Stand vom 15.04.2021
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Sehr unterschiedlich ist das Nutzungsverhalten auch nach Automarken: Auffällig ist die deutlich überdurchschnittliche Nutzung von Online-Diensten bei Fahrzeugen von BMW und Audi. Bei Mercedes-Fahrern ist die Nutzung der Online-Dienste dagegen noch deutlich geringer. Spitzenreiter der Online-Nutzung sind Tesla-Fahrer. Bei Fahrern von Volumen-Herstellern spielt vor allem die Smartphone-Kopplung eine wichtige Rolle. Ansonsten ist die Nutzungsrate der Dienste bei fast allen Volumenmarken deutlich niedriger.
Anforderungen an Datenschutz und Regulierung
Je mehr vernetzte Dienste im Auto im Einsatz sind, desto mehr Daten werden ausgetauscht. Beim Thema Vertrauen in Sachen Datenschutz zeigen sich ähnliche Ergebnisse wie bei der Qualitätseinschätzung der Cybersicherheit: Am meisten Vertrauen in die Gewährleistung des Datenschutzes genießt Mercedes, denen 39 Prozent ein „hohes oder sehr hohes Vertrauen“ attestieren, gefolgt von BMW (37 Prozent) und Volkswagen (32 Prozent). Die drei chinesischen Marken MG (17 Prozent), BYD (16 Prozent) und NIO (16 Prozent) belegen erneut die letzten Plätze. Für chinesische Automobilhersteller in Deutschland könnte sich hier ein Problem auftun: 43 Prozent der Befragten geben an, dass die Datensicherheit schon heute ein Ausschlusskriterium für den Kauf eines Fahrzeugs aus China ist. Nur 22 Prozent haben dagegen keinerlei Datensicherheitsbedenken beim Kauf eines Autos einer chinesischen Marke.
Wenn es darum geht, wie größeres Vertrauen in die Sicherheit vernetzter Fahrzeuge ermöglicht werden soll, gibt es klare Vorstellungen. Gerichtet an die Hersteller erwarten Autofahrer vor allem eine stärkere Verschlüsselung der Daten und regelmäßige Software-Updates. Auch transparente Informationen über Sicherheitsmaßnahmen sind wichtig. Vom Gesetzgeber erwarten die Befragten andere Schwerpunkte. Folgende Maßnahmen werden besonders gefordert: Automobilhersteller sollten verpflichtet werden, Cyber-Vorfälle zu veröffentlichen, Transparenzpflicht zur Verwendung von Kundendaten und ein Verbot der Nutzung von Informationen wie Fahrzielen oder Geschwindigkeit durch die Hersteller. „Automobilhersteller sind Cyberangriffen nicht hilflos ausgeliefert. Im Gegenteil, es gibt viele konkrete Maßnahmen, die sie ergreifen können und die AutofahrerInnen auch erwarten“, resümiert Christian Korff. „Eine hohe Verschlüsselung ist heutzutage technisch leicht umzusetzen – egal ob für das Öffnen des Fahrzeuges oder die Videokonferenz im Auto.“ (se)