20.09.2024 13:27 Uhr | Lesezeit: 4 min
Wirtschaftsminister Robert Habeck besuchte am Freitag das VW-Werk Emden. © Foto: picture alliance/dpa | Sina Schuldt
Bei VW drohen Werksschließungen. Wirtschaftsminister Habeck schaltet sich ein mit einem Appell an das Management. Aber auch zur Absatzflaute auf dem E-Auto-Markt äußert sich der Grünen-Politiker.
von dpa
Bei VW geht die Angst um
“Die Angst ist natürlich groß”, sagte Kai Fuhlhage, Vertrauensmann der IG Metall. Zusammen mit ein paar Kolleginnen und Kollegen nahm er Habeck vor einer Halle in Empfang. Auf einem Plakat stand: “Alle unsere Standorte müssen bleiben.”
VW hat in der Kernmarke VW Pkw mit hohen Kosten zu kämpfen. Der Autobauer hat die seit Jahrzehnten geltende Beschäftigungssicherung mit den Gewerkschaften in Deutschland aufgekündigt, Werksschließungen und betriebsbedingte Entlassungen stehen zur Debatte. Dagegen gibt es erbitterten Widerstand von Betriebsrat und IG Metall. In der kommenden Woche beginnt die VW-Tarifrunde.
Nachfrage nach E-Autos bricht ein
Nach einem Bericht des “Manager Magazins” könnte der angeschlagene Konzern mittelfristig bis zu 30.000 Stellen in Deutschland abbauen. Das Unternehmen bestätigt die Zahl nicht. Der Gesamtbetriebsrat betonte: “Diese Zahl entbehrt jeglicher Grundlage und ist einfach nur Schwachsinn.”
Habeck will gegensteuern
Der Minister nahm sich bei dem Werksbesuch ein paar Minuten Zeit, um mit den VW-Mitarbeitern zu sprechen. Er wünschte gutes Durchhaltevermögen und viel Kraft in der “bedrohlichen Zeit”. Nach einem Rundgang durch eine Produktionshalle sagte Habeck, VW müsse einen Großteil seiner Aufgaben selbst lösen. Er sagt aber auch: Die Kostenstruktur herunterzubringen, bedeute nicht, dass man “kaltherzig” über die Belegschaft hinweggehe und Standorte infrage stelle.
Minister will “Marktsignale” setzen
Krise nicht nur bei VW
Die deutschen Hersteller kämpfen mit schwachen Absatzzahlen und hohen Kosten für den Umstieg auf den E-Antrieb. Das lässt die Gewinne schmelzen. Volkswagen meldete im ersten Halbjahr 14 Prozent weniger Überschuss, bei BMW ging es um fast 15 Prozent nach unten, bei Mercedes-Benz um fast 16 Prozent. Auch bei den Automobilzulieferern ist die Krise angekommen. Zugleich sind neue Wettbewerber wie Tesla und Hersteller aus China in den Markt gedrängt.
Kurs Richtung E-Mobilität
VW-Vertriebsvorstand Martin Sander sagte, das Unternehmen sei fest davon überzeugt, dass die Elektromobilität die Zukunft sei. Volkswagen werde weiter investieren, um seine E-Auto-Flotte auszubauen. Die Entwicklung der E-Mobilität verlaufe aber langsamer als ursprünglich gedacht. Hersteller und Politik müssten Hand in Hand arbeiten und sich klar zur E-Mobilität bekennen.
Habeck nahm den Ball auf. Er schwärmte in Emden von den “super Produkten”. Die Politik müsse Kurs halten und E-Mobilität sowie Klimaziele nicht infrage stellen – es dürfe keinen Zickzack-Kurs geben. “VW hat sich entscheiden, diesen Weg in die Zukunft zu gehen, wir sollten das Unternehmen dabei unterstützen.”
Das zielt auf die Union und ihren Kurs beim Verbrenner. Die EU-Staaten und das Europaparlament hatten ein Aus für Neuwagen mit Diesel- und Benzinmotoren ab 2035 besiegelt. Konkret gilt dann, dass Neuwagen kein Kohlendioxid mehr ausstoßen dürfen, wie es bei der Verbrennung von Benzin und Diesel entsteht. Ausnahmen werden für sogenannte E-Fuels erwogen, die die Atmosphäre nicht mit zusätzlichem CO2 belasten–- die Union fordert, das Aus für den Verbrennungsmotor ab 2035 zurückzunehmen.
Habeck sieht Kostenvorteile bei E-Autos
Habeck sprach von technologischen und preislichen Vorteilen bei E-Autos, erwähnte zum Beispiel steuerliche Vorteile. Es lohne sich heute schon, ein Elektroauto zu kaufen. Außerdem erwartet er, dass wegen einer niedrigeren Inflation und höherer Lohnabschlüsse die Binnennachfrage wieder anzieht.