Stammwerk von Volkswagen in Wolfsburg
Die Abhängigkeit von zumindest Teilen der deutschen Industrie vom Markt in der Volksrepublik China wurden über viele Jahre als eine Garantie für hohe Gewinne verstanden. Dies galt im Besonderen für die Automobilindustrie. Heute durchläuft der Markt einen Wandel, der möglicherweise längerfristiger Natur ist und erprobte Strategien auf den Prüfstand stellt. Die Hersteller von Oberklasseautos stellen fest, dass den chinesischen Konsumenten das Geld nicht mehr so locker sitzt wie früher. Und ein Volumenhersteller wie Volkswagen muss konstatieren, dass er auf dem in China stark wachsenden Markt für Elektroautos nur eingeschränkt wettbewerbsfähig ist.
Die Verschlechterung der Lage auf den Exportmärkten ließe sich leichter ertragen, wenn der Heimatmarkt in Ordnung wäre. Das ist er nicht. Die Nachfrage in Europa liegt deutlich niedriger als vor ein paar Jahren, und die hiesigen Hersteller sind nicht in der Lage, kleinere Elektroautos zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten. Auch diese durch zu hohe Produktionskosten verursachten Schwierigkeiten sind struktureller Natur. Die Idee, sie ließen sich durch staatliche Kaufprämien oder andere Markteingriffe bekämpfen, wäre naiv.
Es geht nicht anders: Die Hersteller und die Zulieferer müssen sich auf schwierige Zeiten einstellen. Gerade für einen Volumenhersteller wie Volkswagen wird diese schmerzhafte Anpassung Folgen für die Beschäftigten haben. Die Vorstellung des Betriebsrats, Fabrikschließungen dürften nicht infrage kommen, weil so etwas seit Jahrzehnten nicht vorgekommen sei, blickt in eine Zeit zurück, die vergangen ist. Die Politik muss nicht nur für die Automobilindustrie bessere Rahmenbedingungen schaffen. Eine lenkende Industriepolitik wäre schädlich.