Oliver Zipse
BMW-Chef: „Das Auto ist kein iPhone auf Rädern“
Las Vegas – BMW-Chef Oliver Zipse sieht das Geschäft seines Unternehmens nicht durch den Vorstoß von Tech-Konzernen in die Autoindustrie bedroht. „Wir haben überhaupt keine Angst vor Tech-Playern, weil wir mit allen zusammenarbeiten“, sagte Zipse am Rande der Technik-Messe CES in Las Vegas.
Die Zukunft der Autobranche liege in der Aufgabe, Hardware und Software miteinander zu verbinden. Dabei müssten die Hersteller die Hoheit über die Daten wahren und „die Kompetenz haben, Systemintegrator zu sein“, betonte Zipse. Die Komplexität der Fahrzeuge sei eine Hürde für die Tech-Konkurrenten: „Das Auto ist kein iPhone auf Rädern.“
Branche in tiefgreifendem Wandel
Zugleich ist das Autogeschäft in einem tiefgreifenden Wandel. Der Übergang zur Elektromobilität bringt neue Fahrzeugarchitekturen – und die Hersteller wollen zusätzlich mehr Geld mit digitalen Diensten über den Autoverkauf hinaus verdienen. Zipse sieht Grenzen für die Bereitschaft der Kunden, Fahrzeug-Funktionen etwa in einem Abo dazuzukaufen: Wenn diese 50.000 Euro für ein Auto bezahlten, „da können sie nicht sagen, da ist noch nicht alles drin“. Und wenn jemand eine verbaute Technik nicht abonniere, „dann haben sie es ja umsonst eingebaut“.
Der BMW-Chef ist skeptisch bezüglich der Marktaussichten heutiger Systeme zum autonomen Fahren, bei denen das Auto in einigen Situationen die Kontrolle übernehmen kann und die Haftung in dieser Zeit beim Hersteller liegt. Nach gängiger Klassifikation wird das als Level 3 des autonomen Fahrens gesehen. Bei Level 4 fährt ein Auto ebenfalls nur unter vorgegebenen Voraussetzungen selbst, ein Eingreifen des Menschen soll aber nicht mehr notwendig sein.
Zipse sieht aktuell den Stand der Technik noch nicht ausreichend für ein Geschäftsmodell: „Ein Level-3-System, egal, ob bei 60, 80 oder 120 Kilometern pro Stunde, das sich ständig im Tunnel abschaltet, bei Regen abschaltet, im Dunklen abschaltet, bei Nebel abschaltet – was soll das? Kauft kein Kunde.“ Niemand wolle auch in den Schuhen eines Herstellers stecken, der in der Haftungsphase etwa bei der Übergabe der Kontrolle zurück zum Fahrer eine Verkehrssituation falsch deute. „Das Risiko gehen wir nicht ein.“ dpa