BMW

Finanzen

Wirtschaft

Wirtschafts-nachrichten

CES: Zukunftsspielereien von BMW

ces: zukunftsspielereien von bmw

Premiere: BMW-Chef Oliver Zipse auf der CES in Los Angeles.

Oliver Zipse legt die Messlatte sehr hoch, als er seine Keynote-Rede im Pearl Theater des Palms-Hotels in Las Vegas beginnt. Man könne nicht hierherkommen, ohne eine „echte Sensation“ dabeizuhaben. Und dies meint der Vorstandschef von BMW dem Publikum präsentieren zu können, als wenig später „Dee“ auf die Bühne rollt. Es ist ein futuristisches, wenn auch im Design minimalistisches Auto, mit dem der Münchner Konzern seine Vision für ein digitales Fahrerlebnis der Zukunft zum Ausdruck bringen will.

Dee kann sprechen und tut das an diesem Abend mit einer Frauenstimme. Sie sagt, sie sei „mehr als ein Auto“, nämlich eine „ultimative Begleiterin“. Sie spricht mit Zipse („Danke, Oliver“) und blinzelt mit ihrem Scheinwerfer, der auch als eine Art Display fungiert. Zipse schwärmt, Dee sei „die beste Sache, seit das Rad erfunden wurde“. Eine Moderatorin sagt, das Auto habe eine „digitale Seele“, es könne auf dem Scheinwerfer Mimiken darstellen. Irgendwann kommt auch Arnold Schwarzenegger auf die Bühne und erinnert daran, dass aus Science-Fiction schon oft Realität geworden sei.

ces: zukunftsspielereien von bmw

Neu auf der CES: „BMW i Vision Dee“ – BMWs Vision für ein digitales Fahrerlebnis der Zukunft.

Digitale Erlebnis im Vordergrund

BMW setzt an diesem Abend auf der CES in Las Vegas viel auf Spielereien und Spezialeffekte. Aber Zipse beteuert, Dee sei mehr als „nur ein weiteres Show-Auto“. Das Fahrzeug, dessen Name für „Digital Emotional Experience“ steht, solle eine Richtung für die „Neue Klasse“ vorgeben, BMWs künftige Generation von Elektroautos. Die ersten Autos aus dieser Gruppe, eine Limousine und ein kompakter sportlicher Geländewagen (SUV), sollen 2025 herauskommen. „Alles, was Sie heute Abend gesehen haben, ist viel näher an der Wirklichkeit als Sie sich das vielleicht vorstellen.“

Dee ist sowohl im Inneren als auch im Äußeren „reduziert gestaltet“, wie BMW es ausdrückt, weil das digitale Erlebnis im Vordergrund stehen solle. Es gibt aber einen optischen Knalleffekt: Das Auto kann seine Außenfarbe wechseln. BMW bringt damit wieder eine Technologie zum Einsatz, die schon auf der CES im vergangenen Jahr vorgeführt wurde. Damals gab es aber nur einen Wechsel zwischen schwarz, weiß und Grautönen. Dee kann 32 verschiedene Farben annehmen und zeigt sich auf der Bühne in Las Vegas unter anderem in blau, gelb und lila. Am auffälligsten im Fahrzeuginneren ist das digitale Display, das sich über die gesamte Frontscheibe erstrecken kann. Es lässt sich auf fünf Stufen einstellen, angefangen von einem rein analogen Blick über einzelne digitale Elemente bis hin zu einer vollständig virtuellen Anzeige. Das Display wird über Sensoren auf dem Armaturenbrett bedient.

BMW setzt auf einen Baukasten

„In Zukunft wird die physikalische mit der digitalen Welt zusammenwachsen“, sagt BMW-Chefdesigner Adrian van Hooydonk, der Dee die Form einer kompakten Limousine gegeben hat, die ein wenig an das legendäre Design der 02-Serie aus den 1970er Jahren erinnert. Dass Dee auch einen gestalterischen Hinweis auf die vollelektrischen BMW der nächsten Jahre geben könnte, haben schon bei einer Vorabpräsentation in Moosach bei München sowohl Zipse als auch van Hooydonk vehement bestritten: Es handele sich um ein Visionsfahrzeug, nicht um eine Designstudie. Doch einiges, was Dee auf der CES in puncto Elektrifizierung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit zeigt, wird der BMW-Kunde schon bald in den nächsten Modellen der weiß-blauen Marke erleben.

Die „Neue Klasse“ soll bei BMW den Schwerpunkt des Antriebs auf die E-Mobilität verschieben. Dann sollen im neuen Werk im ungarischen Debrecen die ersten vollelektrischen Limousinen im Format des BMW 3er vom Band rollen. Dazu setzt BMW auf einen Baukasten, für den erstmals eine 800-Volt-Antriebsarchitektur entwickelt wird und in dem Batterien mit Rundzellen zum Einsatz kommen. Von den neuartigen Zellen verspricht sich der Konzern eine um bis zu 30 Prozent höhere Ladegeschwindigkeit und eine bis zu 30 Prozent größere Reichweite der Autos. Deshalb werden in der zweitgrößten ungarischen Stadt, die an der Grenze zu Rumänien liegt, zusätzlich knapp 1 Milliarde Euro in eine Fabrik für Hochvoltbatterien investiert.

Auch für das autonome Fahren soll die „Neue Klasse“ vorbereitet sein. BMW hat in den Vereinigten Staaten bereits die Zulassung für die Assistenzsysteme der selbstfahrenden Limousinen seiner 7er-Reihe bekommen. So kann der Fahrer eines BMW i7 bis zu einem Tempo von 140 km/h auf der Autobahn die Hände vom Lenkrad nehmen und den Computer steuern lassen, inklusive Spurwechsel (Level 3 des autonomen Fahrens). Einzige Bedingung: Er muss binnen zehn Sekunden die Kontrolle des Fahrzeugs übernehmen können. Ansonsten kann er im Internet surfen, Zeitung lesen oder Netflix schauen.

Nach Einschätzung der Fachleute von McKinsey können die fortgeschrittenen Fahrassistenzsystemen eine bedeutende Umsatzquelle für die Automobilindustrie werden. Dem Markt für Assistenzsysteme und autonomes Fahren trauen sie jährliche Steigerungsraten von 15 bis 20 Prozent zu, so dass der Umsatz von heute 50 Milliarden Dollar auf 300 bis 400 Milliarden Dollar im Jahr 2035 wachsen dürfte. Der größte Teil des Umsatzes entfällt dann aber auf Level 4-Funktionen, also das fahrerlose Fahren unter bestimmten Bedingungen. Die heute noch hohen Kosten von rund 5000 Dollar pro Fahrzeuge dürften sich mit Zunahme der Fahrzeuge verringern. „Der Traum vom fahrerlosen Auto ist nicht ausgeträumt“, sagt McKinsey-Partner Kersten Heineke. „Zwar haben einige Unternehmen den Marktstart ihrer vollautonomen Fahrzeuge verschoben, aber insbesondere bei fortgeschrittenen Fahrassistenzsystemen der Level 2 und 3 sehen wir große Sprünge und zunehmend mehr Autos mit diesen Funktionen auf der Straße.“

TOP STORIES

Top List in the World