Motorrad

Yamaha Tracer 7 GT im Test: Unbeschwert auf Reisen

Eine Reise auf dem gut ausgestatteten Tourer zeigen Komfort, Handlichkeit und Verbrauch perfekt kombiniert, und das zu einem unterdurchschnittlichen Preis.

yamaha tracer 7 gt im test: unbeschwert auf reisen

(Bild: Ingo Gach)

Wer mit dem Motorrad auf Reisen gehen will, muss nicht zwangsläufig zu teuren Schwergewichten wie der BMW R 1300 GS, KTM 1290 Super Adventure oder Ducati Multistrada V4 greifen. Es gibt wunderbar leichte Tourenmotorräder, die eine Urlaubsreise zur Erholung werden lassen. Ein Paradebeispiel dafür ist die Yamaha Tracer 7 GT. Sie ist Yamahas Angebot in der preisgünstigen Mittelklasse, das keine nennenswerten Komforteinbußen mit sich bringt. Wir haben sie auf einer 2300 km langen Reise getestet.

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Auch die Tracer 7 GT wird von Yamahas brillantem und inzwischen hunderttausendfach bewährtem CP2-Motor angetrieben, der so auch in MT-07, Ténéré 700, R7 und XSR 700 eingebaut wird. Der Zweizylinder mit 270 Grad Hubzapfenversatz verfügt über 689 cm3 Hubraum und erreicht maximal 73 PS bei 8750/min. Hört sich für verwöhnte Tourenfahrer erst einmal nach wenig an, doch die Tracer 7 GT hat zwei Trümpfe im Ärmel. Erstens ist ihr Motor erfrischend drehfreudig und bietet mit 68 Nm bei 6500/min noch guten Durchzug, kann also durchaus schaltfaul gefahren werden. Zudem ist er fast vibrationsfrei und geht wunderbar geschmeidig ans Gas. Zweitens ist die Tracer 7 GT mit 203 kg vollgetankt ausgesprochen leicht für einen Tourer. Dank dieser Kombination erweist sich die Tracer 7 GT als erfreulich handlich und kann auf Landstraßen sogar sportlich bewegt werden.

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Schlank, aber gut schützend

Die Designer vermieden erfolgreich eine für viele Tourer typischen behäbige und übergewichtige Erscheinung. Eine eher schmale Halbschalenverkleidung gewährt einen bemerkenswert guten Schutz, nicht zuletzt wegen der steil aufragenden Scheibe, die an der GT höher und breiter ist als an der Basis-Tracer 7. Die schmalen Handprotektoren funktionieren erstaunlich gut, obwohl sie ein wenig nach Spoilern aussehen. Wind und – ab einer gewissen Geschwindigkeit – auch Regen leiten sie zuverlässig über die Hände. Mit den schmalen LED-Tagfahrleuchten hat die Yamaha einen dezent aggressiven Look, die beiden darunter befestigten kleinen LED-Scheinwerfer leuchten nachts die Straße sicher aus.

Yamaha Tracer 7 GT (8 Bilder)

yamaha tracer 7 gt im test: unbeschwert auf reisen

Die Yamaha Tracer 7 GT bietet viel Urlaubstauglichkeit für wenig Geld. (Bild: Ingo Gach)

Etwas zu weich im Kern

Kommen wir zu dem für Tourenfahrer ungemein wichtigen Kriterium Komfort. Tatsächlich erweist sich die Sitzergonomie der Tracer 7 GT als ausgesprochen kommod. Die Fußrasten lassen einen entspannten Kniewinkel zu, ohne zu tief angebracht zu sein, ein Aufsetzen in Kurven gibt es nicht einmal bei forcierter Fahrweise. Der Lenker ist in der Höhe perfekt positioniert und weist eine gute Kröpfung auf, so dass die Handgelenke nicht unnatürlich abgewinkelt werden müssen. Der Fahrer thront in 840 mm Sitzhöhe, was für Staturen ab 1,70 m ausreichend niedrig ist, um mit beiden Füßen Bodenkontakt zu halten. Auf der breiten Sitzbank – mit Kontrastnähten und “Tracer”-Logo verziert – ließe es sich eigentlich lange aushalten, breit genug ist sie, aber der Kern wurde etwas zu weich gewählt. Was sich zunächst bequem anfühlt, sitzt sich nach ein paar Stunden doch durch. Als sehr gut bewährt sich der Windschild, er hält Wind und Wetter zuverlässig vom Oberkörper fern. Er lässt sich mit einer Hand während der Fahrt in der Höhe verstellen und in der oberen Position reduziert er die Windgeräusche deutlich.

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Reichlich Platz für Gepäck

Ein weiterer wichtiger Punkt für den Tourenfahrer: Gepäckunterbringung. Hier glänzt die Tracer 7 GT serienmäßig nicht nur mit einem soliden und großzügig dimensionierten Gepäckträger (aus Stahl, kein Kunststoff), sondern auch mit zwei 20 Liter großen Hartschalenkoffern, deren Vorderseite in Fahrzeugfarbe lackiert ist und die sich mit dem Zündschlüssel verriegeln lassen. Für unsere Urlaubstour konnten wir reichlich Gepäck auf der Tracer 7 GT verstauen, auch Zelt und Schlafsack. Im Zwei-Personen-Betrieb muss allerdings die maximal erlaubte Zuladung von 174 kg im Auge behalten werden.

Bewährter Rahmen

Yamaha setzt beim Chassis der Tracer 7 GT auf den bewährten Brückenrohrrahmen der MT-07. Er ist leicht, obwohl er aus Stahl besteht. Auch die 41 mm dicke Telegabel mit einem Cartridge-System stammt aus dem Naked Bike und kann in Vorspannung und Zugstufe eingestellt werden. Nachdem die Vorspannung geringfügig erhöht wurde, funktionierte sie auf 130 mm Federweg ausgezeichnet, zeigte sich schluckfreudig und komfortabel. Selbst bei einer Vollbremsung geht die Gabel nicht auf Block. Hinten bietet die Tracer 7 GT mit 142 mm mehr Federweg als die MT-07, ein Zugeständnis an den Einsatzzweck. Einstellbar ist das hintere Federbein nur in der Vorspannung, dennoch liefert es zumindest im Solo-Betrieb mit Gepäck keinen Grund zur Kritik.

Yamaha Tracer 7 GT (7 Bilder)

yamaha tracer 7 gt im test: unbeschwert auf reisen

Schwinge und Räder stammen, ebenso wie der Rahmen, vom Naked Bike MT-07. (Bild: Ingo Gach)

Auf Handlichkeit getrimmt

Yamaha wählt mit einem Radstand von 1460 mm einen guten Kompromiss zwischen Handlichkeit und Geradeauslaufstabilität, zumal die Schwinge seit der letzten Überarbeitung 60 mm länger ist. Für einen Tourer steht die Gabel mit 65 Grad ziemlich steil und 90 mm Nachlauf klingt eher nach einem Sportler. Daher verwundert es nicht, dass die Tracer 7 GT locker in Schräglage und flott durch die Kurven geht. Unterstützt wird sie dabei von den vorzüglichen Michelin Road 6 GT, die für ihre Handlichkeit und guten Nassgrip bekannt sind. Experimente mit der Reifendimension wagte Yamaha nicht und beließ es bei den üblichen 120/70-17 vorne und 180/55-17 hinten, was der Tracer 7 GT ein sehr breites Spektrum an Reifenfabrikaten eröffnet.

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Endlich TFT-Display

Die Bremsen stellen den Tourenfahrer absolut zufrieden. Die beiden vorderen Bremszangen mit 298-mm-Bremsscheiben verzögern stets zuverlässig ohne Fading-Erscheinungen, das ABS regelt in feinen, fast unmerklichen Intervallen. Hinten unterstützt eine Einkolben-Bremszange mit 245-mm-Bremsscheibe. Im Cockpit präsentiert die Tracer 7 GT seit letztem Jahr – endlich – ein TFT-Display. Es fällt mit fünf Zoll zwar nicht gerade riesig aus, aber für die nötigsten Informationen reicht es, verschiedene Fahrmodi kann sie ohnehin nicht bieten. Das Display lässt sich in den zwei Versionen “Touring” und “Sport” darstellen, wobei letztere an der Tracer 7 GT nicht wirklich einleuchtet. Über die App “MyRide” kann das Smartphone gekoppelt werden, aber die Benachrichtigung über den Eingang von Anrufen und Emails stört während der Fahrt und ein Navi kann das TFT-Display bedauerlicherweise nicht wiedergeben. Leider hält Yamaha bei der Tracer 7 GT an dem unpraktischen Drehrädchen rechts am Lenker fest, um durch das Menü zu scrollen. Sobald der Daumen dafür benutzt wird, ruckelt die rechte Hand am Gasgriff und die Fahrt wird ungemütlich.

Sehr geringer Verbrauch

Doch das ist schon so ziemlich der einzige ernsthafte Kritikpunkt an der Tracer 7 GT. In einigen Kategorien kann die Yamaha sogar ausgesprochen glänzen. 17 Liter Tankinhalt gilt unter Tourern eigentlich als nicht sonderlich üppig, aber das Geheimnis der Tracer 7 GT liegt in ihrem geringen Verbrauch. Meist liegt er bei rund vier Litern auf 100 km, doch auf einer entspannten, mehrstündigen Landstraßenetappe sank der Konsum im Schnitt sogar auf 3,4 Liter. Bei gleichbleibender Fahrweise wäre die Tracer 7 GT sagenhafte 500 km weit gekommen. Wer es eilig hat, wird aber auch nicht enttäuscht, die verkleidete Yamaha rennt 200 km/h auf der Autobahn und schützt ihren Piloten dennoch ordentlich vor dem anbrandenden Fahrtwind.

Ausgezeichnetes Preis-Leistungsverhältnis

Die Tracer 7 GT gibt es schon ab 10.674 Euro und ist trotzdem serienmäßig schon gut auf die Tour vorbereitet: Koffersystem, Gepäckträger, großer Windschild, Komfortsitz, großzügige Sozius-Haltegriffe und im Cockpit können über einen USB- und einen 12-Volt-Anschluss elektronische Geräte aufgeladen werden. Wahlweise kann die Tracer 7 GT in “Midnight Black” mit golden lackierten Rädern, als “Icon Performance” in silber und schwarz mit blauen Rädern oder als “Phantom Blue” in mattblau mit gold eloxierten Felgen geordert werden. Für den Kleinkram auf der Reise empfehlen wir noch den Tankrucksack für 247 Euro aus dem Yamaha-Zubehör, der eigentlich von SW-Motech stammt und sich in Sekundenschnelle über das Quick-Lock-System abnehmen lässt.

Die Tracer 7 GT ist der schlagende Beweis, dass auf langen Reisen kein fünf Zentner schweres Adventure-Bike für über 20.000 Euro nötig ist. Die Yamaha überzeugt selbst mit Gepäck beladen durch ungewöhnliche Handlichkeit und niedrigen Verbrauch. Nach der 2300-km-Tour können wir ihr das Prädikat “ausgezeichnetes Preis-Leistungsverhältnis” verleihen.

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