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Fahrlehrer auf dem Motorrad: Bike-to-Bike-Ausbildung immer beliebter

Fahrlehrer auf dem Motorrad: Bike-to-Bike-Ausbildung immer beliebter

fahrlehrer auf dem motorrad: bike-to-bike-ausbildung immer beliebter

Björn Beindorf begleitet seine Fahrschülerin Sophie Gebhard während der Fahrstunde mit dem Motorrad.

Bei der Bike-to-Bike Ausbildung unterrichtet der Fahrlehrer vom Motorrad aus, nicht mit dem Auto. Welche Vor-. und Nachteile das bringt, erklärt uns eine Fahrschülerin.

Lüdenscheid – Ganz nach dem Motto: „Motorradfahren lernt man am besten von Motorradfahrern“ bieten einige Fahrschulen im Märkischen Kreis die sogenannte „Bike-to-Bike“-Ausbildung an. Dabei begleiten die Fahrlehrer ihre Schüler selbst auf einem Motorrad und fahren nicht, wie sonst üblich, im Auto hinterher. Björn Beindorf, Motorradfahrlehrer der Fahrschule Gutke, erklärt die Vorteile.

Laut Beindorf entscheiden sich immer mehr Fahrschüler für diese Form der Ausbildung. Speziell im Frühjahr, wenn die Nachfrage nach Motorradführerscheinen besonders groß ist, um pünktlich zur neuen Saison aufs Bike steigen zu können, sei das „Bike-to-Bike“-Angebot besonders gefragt.

Die „Bike-to-Bike“-Ausbildung stützt sich auf drei zentrale Säulen der Motorradausbildung: Risikomanagement, (Blick-)Technik und Kondition. Auch die Fahrschule Gutke, die Standorte in Brügge, Schalksmühle, Halver und Breckerfeld betreibt, setzt auf dieses Konzept. Beindorf betont, dass ein „direkter Partner, der in jeder Situation auf dem Zweirad dabei ist“, von großem Vorteil sei. Zwar begleite er seine Schüler auf ihren ersten Metern zu Beginn der Ausbildung oft noch zu Fuß, doch im weiteren Verlauf steige er selbst zeitnah auf das Motorrad.

„Es fallen mir eigentlich nur Vorteile ein“, sagt Beindorf. „Außer vielleicht, dass man als Fahrlehrer bei Regen auch nass wird“, scherzt er. Doch sogar das könne ein Vorteil sein: Selbst mit viel Erfahrung in der Begleitung im Auto falle es schwer, nachzuvollziehen, wie sich der Fahrschüler tatsächlich fühlt. „Auf dem Motorrad kann ich spüren, wie stark der Wind ist, und ich kann durch den Helm sehen, was mein Schüler sieht. Vom Auto aus unterschätzt man schnell die Herausforderungen und Kräfte, die wetterbedingt beim Fahren wirken“, erläutert er.

Ängste während der Motorradausbildung

Allerdings gerate die „Bike-to-Bike“-Ausbildung jedoch manchmal an Grenzen, gibt Beindorf offen zu. Speziell wenn es um das Thema Angst geht. „Sobald Ängste bei den Fahrschülern im Spiel sind, macht es keinen großen Unterschied, ob ich auf dem Motorrad sitze oder im Auto hinterherfahre. Da liegt der Fokus dann eher auf dem pädagogischen Teil der Ausbildung.“

Über ein im Helm verbautes Headset kommunizieren die Fahrlehrer mit ihren Schülern und geben Anweisungen, die sofort umgesetzt werden können. Dieses moderne System biete im Vergleich zu älteren Funkheadsets den Vorteil einer stabileren Verbindung und einer permanenten Gegensprechanlage. Eine gesetzliche Regelung zur Ausstattung gibt es jedoch nicht.

Um seine Schüler optimal auf ihre eigenen Zweiradtouren vorzubereiten, setze Beindorf oft auf „Beobachten und Anpassen“. Schwerwiegende Fehler wie schlechte Kurvenlinien oder mangelnde Sichtbarkeit, zum Beispiel durch zu dichtes Auffahren, können direkt korrigiert werden, indem er die richtige Technik vormacht. „Sichtbarkeit kann im Ernstfall schwere Unfälle vermeiden“, betont er.

Auch gebe es spezielle Techniken, die beim Fahren in Kurven wichtig seien, wie das „Schräglagenfahren“. Dabei wird das Motorrad leicht geneigt, um die Kurve zu nehmen. Dies trägt dazu bei, dass der Fahrer besser im Gleichgewicht bleibt und sicherer fahren kann. Auch das könne er vormachen.

Klaus Schwabe, selbst Fahrlehrer und Autor des Fachbuchs „Der Motorrad-Coach“, äußert sich auf Anfrage ebenfalls positiv zur „Bike-to-Bike“-Ausbildung: „Vom Auto aus Motorradfahrten zu begleiten, das macht genauso wenig Sinn, als würde der Skilehrer mit der Pistenraupe mitfahren.“ Er sieht viele Vorteile in der Methode und vertritt die Meinung: „Wenn Motorradausbildung, dann Bike to Bike.“

Fahrschülerinnen berichten über ihre Erfahrungen

Sophie Latton, eine frühere Fahrschülerin von Beindorf, bestätigt die Vorteile der „Bike-to-Bike“-Ausbildung: „Ich konnte bei einem Experten abschauen, wie weit ich das Motorrad neigen kann und wie ich am besten Kurven fahre. Das hat mir die Angst genommen, einfach umzukippen!“ Für Sophie Latton war der Motorradführerschein ein großer Schritt zur Unabhängigkeit. Seit sie vor fast einem Jahr ihren A1-Motorradführerschein erhalten hat, sei die Schalksmühlerin deutlich unabhängiger. Besonders auf dem Land, wo Mobilität eine große Rolle spielt, habe ihr das Motorradfahren neue Freiheiten eröffnet.

Ähnlich wie ihre Namensvetterin Sophie Latton, ist auch Sophie Gebhardt begeistert von der „Bike-to-Bike“-Ausbildung. Die 16-Jährige, die aktuell ihren 125er-Führerschein macht und oft von ihrem Wohnort Schalksmühle nach Breckerfeld zum Stall muss, erzählt: „Eigentlich gefällt mir alles.“ Ihr Vater habe schon früh die Leidenschaft für das Motorradfahren in ihr geweckt. Viele ihrer Freunde fahren ebenfalls Motorrad. Obwohl sie nicht explizit nach der „Bike-to-Bike“-Methode gesucht hatte, war sie schnell überzeugt: „Ich konnte mir vorher nicht vorstellen, wie es ist, vom Motorrad aus begleitet zu werden. In der Praxis hat es dann aber sehr gut funktioniert.“

fahrlehrer auf dem motorrad: bike-to-bike-ausbildung immer beliebter

Ein Slalom-Parkour soll Fahrschülern eine sichere Fahrweise beibringen.

So sei Fahrerlehrer Beindorf je nach Situation mal vor und mal hinter ihr gefahren. „Es war sehr praktisch, dass ich das teilweise erstmal beobachten konnte“, so Gebhardt. Ein weiterer Vorteil sei die direkte Kommunikation: „Ich hatte anfangs total Angst vorm Schalten. So konnte ich dann immer nachfragen, in welchem Gang er gerade fährt.“ An einer Ampel stehend, zeigte ihr Beindorf direkt an seinem Motorrad, wie sie am besten schalten sollte. „Es ist sehr auf Augenhöhe. So fühlt es sich schon in der Fahrschule an, als würde man mit Freunden fahren. So wie es auch später ist“, fügt sie hinzu.

Der einzige Wermutstropfen für Sophie Gebhardt war der langwierige Führerscheinantrag, der aufgrund von Verzögerungen beim Straßenverkehrsamt viel Zeit in Anspruch nahm. Doch nun freut sie sich, bald den Führerschein in Händen zu halten und durch die Region kurven zu können. Dabei sieht sie die „Bike-to-Bike“-Ausbildung als eine wertvolle Erfahrung, die ihr Selbstvertrauen im Straßenverkehr enorm gestärkt habe. „Ich fühle mich viel sicherer, weil ich weiß: Ich bin hier nicht die Einzige auf einem Motorrad.“ ANN-KATHRIN BÜTTNER

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