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Triumph

Test Triumph Rocket 3 Storm R: Heftig voran

Das Bike der Superlative katapultiert einen mit einem kleinen Dreh am Gasgriff selbst aus dem tiefsten Drehzahlkeller nach vorn, fährt ansonsten aber lammfromm.

test triumph rocket 3 storm r: heftig voran

Alleine die Daten klingen gewaltig: 2458 cm3 Hubraum, verteilt auf drei Zylinder. Damit trägt die Rocket 3 Storm R den größten Serienmotor im Motorradbau. Trotzdem ist das 2004 eingeführte Modell kein Exot im Triumph-Programm: Die Triumph Rocket 3 war vorletztes Jahr immerhin die meistverkaufte Triumph in Deutschland. Seit dem vorherigen Modellwechsel vor ein paar Jahren sind davon rund 18.000 Stück weltweit verkauft worden und Triumph hofft, mit der Modellpflege das Interesse aufrecht halten zu können.

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Große Änderungen habe ich daher also gar nicht erwartet. Eine Woche im Sattel der Rocket 3 zeigt: Triumph hat ihre grundsätzlichen Qualitäten nicht angetastet, dafür aber Überflüssiges bereinigt. Den bei solchen Überarbeitungen üblichen Leistungsnachschlag hätte es freilich nicht gebraucht. Bei den Kunden, die das Modell vor allem für seinen Schub schätzen, ist es dennoch ein nicht zu unterschätzendes Argument.

Schub ohne Ende

Die Triumph Rocket 3 Storm R ist in jeder Hinsicht imposant, auch die Leistungsangaben: 182 PS bei 7000/min, das sind 1000/min und 15 PS mehr im Vergleich zur Vorgängerin. Die eigentliche Sensation sind jedoch ihre 225 Nm Drehmoment bei unverändert 4000/min. Das wäre selbst in einem Auto schon ein ordentlicher Wert, er kommt immerhin ohne Turbolader zustande.

Damit kann die Rocket 3 im Test zutiefst beeindrucken. Sie trägt mich sanft mit Tempo 50 im sechsten Gang durch die Innenstadt, ein Vorbild an Laufkultur. Mit dem elektronischen Gasgriff auf Anschlag verwandelt sich das brave Bike: Der einsetzende Druck lässt mich am breiten Lenker festkrallen, der ultrabreite Hinterreifen sucht verzweifelt nach Grip. Die Rocket macht ihrem Namen alle Ehre und katapultiert sich mit scheinbar unerschöpflichem Schub unerbittlich nach vorn – ohne Herunterschalten aus dem Sechsten.

Sportlichere Fahrweise

Die für 2024 überarbeitete Rocket 3 trägt den Beinamen “Storm”. Sie verzichtet auf die barocken Schwünge im Design ihrer Vorgängerin und wirkt so leichter. Das “R” am Schluss der Modellbezeichnung bezieht sich auf die Ausstattung, denn es gibt noch eine “GT”. Drei gewaltige Krümmer ragen weiterhin auf der rechten Seite heraus und zwei armdicke Endschalldämpfer leiten dahinter die Abgase ins Freie, ein weiterer befindet sich aus Platzgründen auf der linken Seite.

Test Triumph Rocket 3 Storm R (7 Bilder)

test triumph rocket 3 storm r: heftig voran

Die Rocket 3 Storm trägt den drehmomentstärksten Motorradmotor im Serienbau. (Bild: Ingo Gach)

Der Hauptunterschied zur Vorgänger-Version: die Rocket 3 Storm R hat ihre Fußrasten weiter hinten, wobei auch diese für einen Naked Bike weit vorne, ungefähr unterhalb der Knie des Fahrers montiert sind. Das ermöglicht eine etwas sportlichere Fahrweise. Die Sitzposition auf nur 773 mm Höhe ist aufrecht und ich muss mich über den langen 18-Liter-Tank strecken, um den Lenker zu erreichen. Dazu gesellt sich ein bequemer Sitz mit einer ausgeprägten Kuhle, auf dem es sich lange aushalten lässt. Das Muscle Bike verfügt sogar über Touring-Qualitäten. Nur die Sozia wird bald auf ihrem knapp bemessenen Sitzbrötchen rumrutschen. Ein netter Gag: Die Soziusfußrasten schließen im eingeklappten Zustand fast bündig mit der Heckverkleidung ab und fallen gar nicht mehr auf.

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Dicke Einarmschwinge

Ein weiteres Merkmal der Rocket ist ihre massiv wirkende Einarmschwinge. An ihr ist der Kennzeichenträger samt Blinkern befestigt, sodass der Blick auf den fetten Hinterreifen auch von oben möglich ist, was einem im Regen allerdings rasch einen dreckigen Rücken bringt. Die Schwinge stützt sich an einem voll einstellbaren Federbein mit 107 mm Arbeitsweg ab. Die in Zug- und Druckstufe variable Upside-down-Gabel am Vorderrad ist mit 47 mm üppig, der Federweg mit 120 mm hingegen eher durchschnittlich.

Ein unorthodoxes TFT-Display lässt sich in der Neigung einstellen. Eine gute Option, falls das Abdeckglas mal die Sonne spiegelt. Im mittigen Kreis wird Geschwindigkeit und Drehzahl angezeigt und in den beiden gekrümmten, seitlichen Displays diverse weitere Informationen, die über den Joystick am linken Lenkerende auch gewechselt werden können.

Das vorangegangene Modell im Test

Schlupfregelung bitte nicht ausschalten

Die Rocket 3 Storm R verfügt über die Modi Rain, Road, Sport und Rider wobei schon der Regen-Modus ordentlich anschiebt, aber die Schlupfregelung entsprechend früh eingreift. Bei Nässe sollte der Fahrer auch tunlichst den Regen-Modus wählen, denn obwohl die Elektronik das Drehmoment-Monster gut im Griff hat, kann auch sie die Grenzen der Physik nicht überwinden. Gänzlich vermeiden sollte der Pilot, im frei konfigurierbaren Rider-Modus die Schlupfregelung abzustellen. Was die 225 Nm dann in Sekundenschnelle mit dem Hinterreifen anstellen, kann man sich ausmalen.

Lockeres Einlenken

Was mich überrascht, ist die Lockerheit, mit der die Rocket 3 Storm R sich einlenken lässt, trotz des langen Radstands von 1677 mm, die mit 62,1 Grad eher flach stehenden Gabel und die breiten Reifen – vorne im 150er- und hinten im 240er-Format. Natürlich agiert sie nicht auf dem spielerischen Niveau einer Triumph Street Triple, aber dennoch stellt sie den Piloten in Kurven nie vor ernsthafte Herausforderungen, außer dass sie etwas weitere Linien anstrebt.

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Unerschütterlich in Schräglage

Die Schräglagenfreiheit ist durch die relativ hoch positionierten Fußrasten größer als an anderen Muscle-Bikes. Allerdings erweist sich die Rocket als straff gefedert, allzu löchrig sollte die Fahrbahn nicht sein. Sie liegt unerschütterlich in Schräglage und auch der Kardanantrieb zeigt beim Gasanlegen keine negativen Einflüsse. Die Schaltarbeit reduziert sich auf der Rocket 3 Storm R auf ein Minimum. Dabei lässt sich ihre Anti-Hopping-Kupplung erfreulich leicht ziehen, keine Selbstverständlichkeit bei den üppigen Dimensionen der Kupplung, die sie für das unüblich hohe Drehmoment benötigt.

Beachtliche Drehfreude

Ebenfalls bemerkenswert an dem Dreizylinder-Motor der Rocket ist, dass er trotz seines gewaltigen Hubraums eine beachtliche Drehfreude zeigt. Bis zur Nennleistung bei 7000/min durcheilt die Nadel die Drehzahlmesserskala sehr zügig. So stehen ziemlich bald 236 km/h auf dem Tacho, auch wenn es effektiv “nur” 222 km/h sind. Es ist die nichtendenwollende Heftigkeit, mit der die Triumph vorwärts marschiert, die einem Ehrfurcht einflößt. Die beiden Bremssättel vorn (Brembo-Stylema) mit den 320-mm-Bremsscheiben verzögern die ohne Besatzung immerhin 317 kg schwere Maschine zum Glück auf höchstem Niveau, das ABS arbeitet dabei feinfühlig. Seltenheitswert hat die Dimension der hinteren Bremsscheibe mit ihren 300 mm Durchmesser.

Test Triumph Rocket 3 Storm R (8 Bilder)

test triumph rocket 3 storm r: heftig voran

Triumph hat seine Rocket 3 überarbeitet. Sie bietet nun noch mehr Power. (Bild: Ingo Gach)

Hohes Prestige, knappe Ausstattung

Dass die Rocket bei ihrem Hubraum kein Spritsparwunder ist, dürfte klar sein. Bei halbwegs gesitteter Fahrweise verbraucht sie 6,1 Liter auf 100 km, sonst aber auch mal neun, der serienmäßige Tempomat kann da hilfreich sein. Ihre sonstige Grundausstattung geht noch so gerade in Ordnung, so hat sie Keyless-Entry, hinterleuchtete Schalter, Berganfahrassistent und einen USB-Ladestecker, aber leider kein Connectivity-Modul. Das kostet unverständlicherweise extra. Die Rocket 3 Storm R gibt es ab 25.895 Euro in blau/schwarz, rot/schwarz oder grau/schwarz. Für das Geld erhält der Käufer nicht nur das Bike mit dem größten Serienmotor und viel Prestige, sondern auch einen trotz der extremen Motorisierung voll alltagstauglichen angenehmen Begleiter im Alltag und auf der Landstraße.

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