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Harley Days in Dresden: "In meinem Kleiderschrank sehe ich nur Harley, Harley, Harley"

Am Wochenende finden die Harley Days in Dresden statt. Eberhard Grohmann hat vor 27 Jahren den lokalen Harley-Club gegründet. Dort geht es um mehr als nur Motorräder.

“Dresden Chapter Germany”-President Eberhard Grohmann: Bald wird er tausende Gleichgesinnte bei den “Harley Days” treffen. © Matthias Rietschel

Dresden. 350 Kilogramm Gewicht, ein Hubraum von 1.900 Kubik, fast 100 PS: Eberhard “Ebs” Grohmann liebt die großen Maschinen. Seit 27 Jahren ist er President (Eigenschreibweise) vom Harley-Davidson-Club und dem “Dresden Chapter Germany”.

“Wenn man Harley fährt, dann hat man auf der ganzen Welt Freunde”, sagt Grohmann. Er freut sich schon auf die kommenden Tage, denn dann kommen die Freunde zu Besuch: In Dresden finden wieder die Harley Days statt, dann brettern tausende Gleichgesinnte durch die Stadt. Alleine im vergangenen Jahr besuchten laut den Organisatoren mehr als 5.000 Biker die Landeshauptstadt. Grohmann und das “Dresden Chapter Germany” werden einen eigenen Stand bei den “Harley Days” haben und mehrere der Ausfahrten organisieren.

Schnelle Brille, Schnorres, Leder-Kutte: “Ebs” hat sein Leben dem Motorradfahren verschrieben. © Matthias Rietschel

“In den Neunzigern hast du einmal im Monat eine Harley auf der Straße gesehen”

Eberhard Grohmann hat sich Stück für Stück an die Harleys herangearbeitet. 1991 kauft er sich zunächst ein kleines Yamaha-Gefährt, die Motorrad-Leidenschaft beginnt. Schnell werden die Zweiräder größer und lauter. 1995 siedelt sich ein Harley-Händler in Dresden an, Grohmann kauft eine Maschine, kommt ins Gespräch.

Wenig später fragt ihn der Händler, ob er nicht das “Dresden Chapter Germany” aufbauen will, also einen lokalen Ableger, einen Motorrad-Club in Dresden. Grohmann sagt zu. Und widmet sein Leben den Harleys. “Damals in den Neunzigern, da hast du vielleicht einmal im Monat eine Harley auf der Straße gesehen”, sagt er. “Ich war von Anfang an fasziniert, vom Mythos, von der Maschine.” Damit meint er auch den unverkennbaren Motorensound, wenn man den Zündschlüssel dreht: Die Harley brüllt martialisch beim Zündschlüssel drehen. “Für mich klingt das wie Musik”, sagt er.

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Auch optisch hat sich “Ebs” dem amerikanischen Motorradhersteller verschrieben: “Wenn ich in meinen Kleiderschrank schaue, dann sehe ich da nur Harley, Harley, Harley.”

Mehr als Kutten und Bikes: “Wir sind eine Familie”

Mittlerweile ist Grohmann 68 Jahre alt. Vorbei sind die Zeiten, in denen er als Fachberater Gewürze in Deutschland und Osteuropa vertrieben hat. 91 Biker zählt das “Dresden Chapter Germany” heute. Bei Treffen kommen sogar einige Mitglieder aus München, Berlin oder dem Spreewald nach Dresden.

Am Lenker seines Bikes verblassen jetzt langsam ein gutes Dutzend Armbändchen. Grohmann hat sie bei Biker-Treffen überall in der Welt gesammelt. “Ein paar sind auch schon abgefallen”, sagt er. Sein Helm ist übersät mit Stickern: “Nockalmstraße” steht da, oder “Grossglockener” – legendäre Routen, die man in Biker-Kreisen kennt.

“Ebs” und seine Biker-Freunde waren schon in Milwaukee, auf Malaga, in Sizilien, Schottland und Irland. Heute, als Rentner, hat er viel mehr Zeit für solche Ausfahrten. Die längste Tour führte ihn und weitere Chapter-Mitglieder gut 10.000 Kilometer von Skandinavien bis ans Nordkap.

Klebrige Souvenirs: “Ebs” Helm ist mit Stickern übersät, die an vergangene Ausfahrten erinnern. © Matthias Rietschel

Im “Dresden Chapter Germany” dreht sich aber nicht nur alles um Kutten, Motorräder und Ausfahrten. Mitglieder, die nicht mehr fahren können, bekommen das Abzeichen “Veteran”. Sie bleiben Teil des Clubs und werden weiter einbezogen. So auch die Angehörigen verstorbener Club-Mitglieder. “Das gehört dazu, wir sind eine Familie”, sagt Grohmann.

Bereits mehrmals haben die Biker zudem Spenden gesammelt. Als 2021 das Ahrtal überflutet wird, sammeln die Fahrer laut Grohmann 8.000 Euro bei den “Harley Days”. Zur Spendenübergabe fährt eine Formation nach Nordrhein-Westfalen. Auf einem Bild aus dieser Zeit sind elf breitschultrige Männer mit Sonnenbrillen und Lederkluft zu sehen, die den Check an zwei weißhaarige Damen überreichen. Auf einem Gartentisch stehen noch die Porzellantassen von der gemeinsamen Kaffeerunde.

Die Biker organisieren zudem Ausfahrten für Menschen mit Behinderung, überbringen Geschenke, engagieren sich, wo sie können. “Wohltätigkeit ist eine wichtige Sache für uns, aber auch für viele andere Motorrad-Clubs in Deutschland”, so Grohmann.

Wenn es nach “Ebs” geht, dann müsste das Jahr mehr als 365 Tage haben. “Ich will noch so viele Ausfahrten machen”, sagt er. “Die Zeit ausnutzen, solange das noch geht.” Irgendwann, das ist ihm klar, wird er das Amt als President abgeben müssen. “Ich habe gute Jungs, die machen das dann”, sagt er dazu.

Von seiner Harley will Grohmann sich aber niemals trennen. “Wenn es mit dieser Maschine nicht mehr klappt, steige ich auf eine kleinere, leichtere Maschine um”, sagt er. “Ich kann mir aber einfach nicht vorstellen, irgendwann aufzuhören. Nein, niemals.”

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