- Das Visier leuchtet
- Nicht nur digital
- Rückenfreundlich reisen
- Eine Leistungsstufe, zwei Akkugrößen
- Auch als Plug-in-Hybrid
Opel hat die neue und zweite Generation seines Topmodells Grandland vorgestellt. Bemerkenswert ist vor allem die Antriebsvielfalt des Mittelklasse-SUVs. Neben einem Mildhybrid und einem Plug-in-Hybrid gibt es auch rein elektrische Versionen. Nur einer fehlt.
Grandland, der Zweite: Das Mittelklasse-SUV besetzt bei Opel die Rolle des Topmodells. Hersteller
Dass man den Grandland der zweiten Generation in Deutschland entwickelt hat, ist Opel wichtig zu erwähnen. Gemeint ist damit das aus dem Stammsitz in Rüsselsheim stammende Design, das an die spektakuläre Opel-Studie “Experimental” angelehnt ist, aber auch die Produktion im thüringischen Eisenach. Sämtliche Antriebsvarianten werden flexibel auf einem Band gefertigt. Die Plattform hingegen kommt vom Mutterkonzern Stellantis, zu dem auch Marken wie Peugeot, Citroën, Fiat oder Jeep gehören. Erstmals fährt das Top-SUV der Marke vollelektrisch vor. Zu ersten Probefahrten standen zwei Versionen des Grandland parat, eben der Stromer “Electric” und außerdem die Modellvariante mit 48-Volt-Mildhybridtechnik.
Das Visier leuchtet
Auffällig ist schon das Äußere des neuen und 4,65 Meter langen Grandland, dazu zählt, wie der leitende Designer Boris Ilse sagt, die “Vizor”-Front (Visier) mit illuminiertem Opel-Blitz und Scheinwerfern, die aus 51.200 LED-Elementen bestehen. Sie leuchten den Bereich vor dem Grandland so aus, dass die Nacht fast zum Tage wird, ohne dabei die entgegenkommenden Verkehrsteilnehmer zu blenden. Am Heck strahlt ein Leuchtenband mit rotem Opel-Schriftzug. Zu den weiteren Besonderheiten gehört der komplette Verzicht auf Chrom rundum. Das schwarze Kontrastdach soll die Crossover-Karosserie optisch flacher erscheinen lassen, als sie eigentlich ist.
Nicht nur digital
Im Innenraum des Familienautos steht viel Stauraum für Getränkeflaschen und andere “Mitnahmeartikel” bereit. Neu ist die Pixel-Box, die sich hinter einer Klappe aus Milchglas in der Mittelkonsole befindet und dem (geschützten) Aufladen des Smartphones dient, das funktioniert ebenso kabellos wie die Anbindung ans Infotainmentsystem.
Rückenfreundlich reisen
Ein Lob verdient auch das Raumangebot. Empfehlenswert sind nicht zuletzt die weiter verbesserten, ausstattungsabhängigen AGR-Sitze (Aktion Gesunder Rücken), die Langstrecken angenehmer machen. Nicht so ganz unseren Geschmack hat hingegen die graue Stoffverkleidung im unteren Teil des Cockpits getroffen, die wohl über die Jahre leicht verschmutzen könnte. Das flexible Gepäckabteil der beiden gefahrenen Versionen schluckt 550 bis 1645 Liter, ist also unabhängig von der Antriebsart gleich groß.
Auf ersten Testfahrten überzeugten beide Grandland-Varianten. Trotz starker Regenfälle und Wasser auf der Fahrbahn blieben sie im Innenraum bis auf die Abrollgeräusche leise. Opel hat zur Geräuschdämmung einige Maßnahmen ergriffen, darunter eine spezielle Akustikverglasung.
Zum Fahrwerk: Es ist gekonnt abgestimmt, soll heißen, nicht zu straff und nicht zu weich, ganz so also, wie man es von Opel gewohnt ist. Vor allem der Stromer liegt sicher auf der Straße, nicht zuletzt wegen seines tiefen Schwerpunkts, der sich durch die Positionierung der Batterien im aerodynamisch geformten Wagenboden ergibt. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit (limitierten) 170 km/h angegeben, die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h mit 9,0 Sekunden.
Eine Leistungsstufe, zwei Akkugrößen
Für ein 2,1 Tonnen schweres E-Auto reicht der 157 kWh/213 PS leistende Elektromotor jedenfalls aus. Bei der Batterie kann der Kunde zwischen 73 und 82 kWh Kapazität wählen. Die Schaltarbeit übernimmt eine Automatik mit fester Getriebeuntersetzung. Wir fuhren den Grandland Electric mit großem Akku, dem Opel eine Maximal-Reichweite von 582 Kilometern zuschreibt. Uns stellte der Bordcomputer bei 100 Prozent Ladestand 523 Kilometer in Aussicht. Die Fahrt ging über rund 100 Kilometer mit einem Teil Autobahn, Landstraße und Ortsdurchfahrten im Taunus. Laut WLTP-Norm beträgt der Stromverbrauch rund 18 kWh/100 km, wir lagen knapp drei kWh über diesem Wert.
Kein Lesefehler ist es, dass die DC-Ladeleistung des kleinen Akkus bis zu 160 kW beträgt, die des größeren hingegen nur maximal 150 kW. Produziert wird die Batterie übrigens ebenfalls im deutschen Werk Eisenach, mit Zellen, die der Mutterkonzern Stellantis in Nordfrankreich fertigen lässt.
Für Mitte 2025 hat Opel noch eine weitere Electric-Variante angekündigt. Sie bekommt einen zweiten E-Motor an der Hinterachse und damit Allradantrieb, eine große 97-kWh-Batterie soll rund 700 Kilometer Reichweite ermöglichen.
Auch als Plug-in-Hybrid
Kunden, die sich noch nicht für ein vollelektrisches Auto entscheiden können oder wollen, finden im Grandland Plug-in-Hybrid eine Alternative. Er spannt einen 1,6-l-Vierzylinder-Turbobenziner (110 kW/150 PS) mit einem Elektromotor (92 kW/125 PS) zusammen, gemeinsam bringt es das Duo auf eine Systemleistung von 143 kW/195 PS. Vollelektrisch stromern lässt es sich mit dem PHEV bis zu 85 Kilometer weit.
Zumindest etwas elektrifiziert ist schließlich der Grandland Hybrid mit seinem 48-Volt-Mildhybridsystem und Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe. Als Hauptaggregat ist hier ein 100 kW/136 PS starker 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner zugange, der von einem Elektromotor mit zusätzlichen 21 kW/28 PS unterstützt wird. Das soll zu einem günstigen Spritverbrauch von 5,5 l/100 km führen. Der immerhin 1600 Kilogramm schwere Hybrid beschleunigt aus dem Stand in 10,2 Sekunden auf Tempo 100 und schafft eine Höchstgeschwindigkeit von 202 km/h.
Fehlt inmitten dieser Antriebsvielfalt nicht einer? Doch: Einen Diesel hat Opel nicht mehr ins Programm gelassen.
Ingo Reuss
Opel Grandland in Kürze:
Wann er kommt: Ist bereits konfigurierbar
Wen er ins Visier nimmt: Den eng verwandten Peugeot 3008, je nach Antrieb auch VW Tiguan, Skoda Kodiaq, Skoda Enyaq, VW ID.5, Mercedes EQB oder BMW iX1.
Was ihn antreibt: Elektromotor mit 157 kW/213 PS, kombiniert mit 73 oder 82 kWh Akkukapazität. Mildhybrid mit 100 kW/136 PS, Plug-in-Hybrid mit 143 kW/195 PS.
Was er kostet: Ab 36.400 Euro (Hybrid), 40.150 Euro (Plug-in-Hybrid) und 46.750 Euro (Electric).
Was noch kommt: Electric-Variante mit Allradantrieb und großer 92-kWh-Batterie