Der Chef der britischen Asphalt Group meint: E-Autos machen die Straßen nicht schneller kaputt – sondern ein Mangel an Investitionen.
Cooke argumentiert, man solle sich stattdessen darauf konzentrieren, die Straßen der Zukunft für den alle Verkehrsteilnehmer zu bauen und auf Straßen zu setzen, die länger halten, erschwinglicher sind und eine geringere Umweltbelastung haben, berichtete das Branchenportal Transport + Energy.
Britische Experten fordern vorausschauende Lösungen statt Panikmache
Schon zu Beginn des Jahres hatten die britischen Automobilverbände AA, RAC und FairCharge die Behauptung zurückgewiesen, dass das Gewicht von Elektrofahrzeugen für eine Verschlechterung der Straßenqualität verantwortlich sei. Laut dem jüngsten Bericht der Annual Local Authority Road Maintenance (ALARM) hat mehr als die Hälfte des lokalen Straßennetzes in England und Wales eine Restlebensdauer von weniger als 15 Jahren. Der Betrag, der zum Aufholen des Reparaturstaus auf den englischen Straßen benötigt wird, liegt aktuell bei 16,3 Milliarden Pfund, umgerechnet knapp 19,2 Milliarden Euro.
Die Argumentation des Asphalt-Group-Chefs Cooke kommt allerdings nicht ohne Geschmäckle daher – immerhin ist das Unternehmen in der Instandhaltung von Straßen tätig. Cooke erklärte: “Um es ganz klar zu sagen: Elektroautos sind nicht die Ursache für den derzeitigen Zustand der britischen Straßen. Der wahre Grund ist ein Mangel an Investitionen in die Lösungen der Zukunft und ein mangelndes Bewusstsein für das, was zur Verfügung steht. Herkömmliche “Pflaster”-Lösungen für Schlaglöcher sind einfach inakzeptabel, wir müssen in größeren Zusammenhängen denken. Vorbeugung, Verstärkung und Sprühbehandlungen sind der Weg in die Zukunft – nicht nur Füllmittel und gute Hoffnungen. Die Asphalt Group verfügt über diese Lösungen und möchte direkt mit der Regierung sprechen, um einen gesellschaftlichen Mehrwert anzubieten, der große Mengen an Steuergeldern spart”.
„Unsere Autobahnen und Schnellstraßen sind für weit höhere Gewichte ausgelegt“
Pkw werden in den vergangenen Jahren im Schnitt tatsächlich immer größer. Elektroautos wiegen außerdem mehr als vergleichbar große Verbrenner-Pkw, was der schweren Antriebsbatterie geschuldet ist. Elektro-Schwergewichte wie der Tesla Cybertruck mit seinen 2.995 Kilogramm Leergewicht oder Mercedes’ elektrische G-Klasse G 580 EQ mit ihren 3.085 Kilogramm bleiben allerdings die Ausnahme.
Die österreichische Infrastrukturgesellschaft ASFINAG sieht der Verkehrswende laut einem Bericht von Futurezone dennoch entspannt entgegen: „Das ist hinsichtlich der Belastung der Autobahnen absolut kein Thema beziehungsweise nicht von Relevanz. Unsere Autobahnen und Schnellstraßen sind für weit höhere Gewichte ausgelegt, Lkw können bekanntlich bis zu 40 Tonnen wiegen“, so Christian Honeger, Abteilungsleiter Erhaltungsmanagement bei ASFINAG.
Dass E-Autos in Deutschland schon heute für die – zumindest subjektiv – nachlassende Straßenqualität verantwortlich sind, ist unwahrscheinlich: Elektroautos haben im Jahr 2024 einen Anteil von unter 3 Prozent am gesamten Pkw-Bestand in Deutschland.