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Xiaomi SU7: Ein wenig Tesla, ein wenig Porsche

Nach BYD, Geely, MG und Nio macht sich mit Xiaomi erstmals ein chinesischer Tech-Konzern auf den Weg nach Europa. Was können wir da erwarten?

Die Chinesen lassen es zum Jahreswechsel gerne krachen. Nio ruft dann seine Fans in Tesla-Manier zum großen Nio-Day, um dem staunenden Publikum die neuesten Produkte zu präsentieren. Und Tech-Gigant Xiaomi, der mit seinen Smartphones, Notebooks, Saugrobotern und Fitness-Trackern längst auch Kunden in Europa hat, hatte in diesem Jahr eine besondere Überraschung parat – eine mit vier Rädern.

Anders als der Name es vermuten lässt, handelt es sich bei Xiaomi SU7 nicht um einen elektrischen SUV, sondern um eine aerodynamisch geformte Coupélimousine der Fünfmeter-Klasse. Ende des Jahres soll die in China unter anderem gegen den Audi e-tron GT, Porsche Taycan und den Tesla Model S antreten und später auch bei den Konkurrenten in Europa mit einem aggressiven Prizing und einem prallen Technikpaket für Angst und Schrecken sorgen. Bei der Enthüllung des Fahrzeugs wählte Lei Jun, der Gründer und CEO der Xiaomi Group, einen Satz aus der chinesischen Poesie um die Ambitionen zu umschreiben: „Mit festen Schritten überschreiten wir seinen Gipfel.“

xiaomi su7: ein wenig tesla, ein wenig porsche

Auf dem Weg zum Gipfel Der Xiaomi SU 7 ist für ein Erstlingswerk aus China recht ansehnlich geraten. Hilfestellung beim Design der fünf Meter langen Sportlimousine leistete unter anderem der ehemalige BMW-Chefdesigner Chris Bangle. Fotos: Xiaomi

Nach Lei Jun ist der Einstieg von Xiaomi in die Automobilfertigung ein Schritt, um Mensch, Maschine (Auto) und Haus zu einem smarten Ökosystems zusammenzuschließen – und als Unternehmen in neue Dimensionen vorzustoßen. Die Ziele sind durchaus ambitioniert: „In 15 bis 20 Jahren will Xiaomi zu einem der fünf größten Automobilhersteller der Welt aufsteigen.“ Und die Worte sind durchaus ernst zu nehmen: 13 Jahre nach der Gründung zählt Xiaomi zu den größten Herstellern von elektronischen Haushaltsgeräten und Smartphones weltweit.

BAIC als Auftragsfertiger

Das Forschungs- und Entwicklungsteam der Chinesen besteht aktuell aus über 3.400 Ingenieuren und mehr als tausend technischen Experten aus den verschiedensten Bereichen. Viele hatten mit Autos bestenfalls privat zu tun. Aber sie kennen sich mit der Digitalisierung aus und wissen, wie man Intelligenz ins Auto bringt, um neue Nutzererfahrungen zu generieren. Wie wir spätestens seit der jüngsten CES in Las Vegas wissen, ist das Auto in Zukunft vor allem ein Software Defined Vehicle (SDV), bestens vernetzt mit dem Internet und schlauer als mancher seiner Fahrer. Um die Hardware mögen sich andere kümmern. Folgerichtig wird der SU7 nicht bei Xiaomi, sondern bei der Beijing Automotive Group (BAIC) gefertigt. Aus Modulen und mithilfe bekannter Automobilzulieferer.

Die Leistungsdaten des SU7 können sich ebenso sehen lassen wie das Design, an dem übrigens der ehemalige BMW-Chefdesigner Chris Bangle mitgewirkt hat. Der Elektroantrieb des Topmodells leistet 425 kW oder 578 PS und verfügt über ein maximales Drehmoment von 635 Nm. Aus dem Stand beschleunigt der elektrische Viertürer in 2,8 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 265 km/h.

Elektrische V8-Maschine

Während bei diesem Imagewert gerade viele deutsche Hersteller bei ihren Elektromodellen patzen und den Vortrieb oft schon bei 160 km/h enden lassen, ist sich Xiaomi der Aussagekraft des Wertes sehr bewusst. Beim „Hyper Engine V8s“ getauften Antrieb verfügen die Elektromaschinen über eine bidirektionale Vollölkühlung und einen S-förmigen Ölkreislauf. Für den Stator wird ein Dual-Cycle-Ölkreislauf verwendet, der die Wärmeabgabefläche verdoppelt und eine Kühlwirkung von bis zu 20 Grad Celsius erzielt. Im Rotorteil kommt ein patentierter S-förmiger Ölkreislauf zum Einsatz, der die Wärmeabfuhrfläche um 50 Prozent erhöht und eine Kühlwirkung von bis zu 30 Grad Celsius erzielt.

xiaomi su7: ein wenig tesla, ein wenig porsche

Tesla lässt grüßen Der Autobauer aus Kalifornien hat mit der Steuerung beinahe aller Funktion über ein Zentraldisplay einen Trend gesetzt, dem sich auch Xiaomi nicht entziehen mag. Zusätzlich gibt es im SU7 ein Head-up-Display sowie ein Display für die wichtigsten Fahrinformationen.

Neben dem Toptriebwerk ist der Xiaomi SU7 auch in zwei weniger schwächeren Versionen zu bekommen. Die beiden Einstiegsmodelle (Hyper Engine V6 / V6s) leisten 220 kW (299 PS) bei 400 Nm Drehmoment sowie 275 kW (374 PS) und 500 Nm. Die Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse werden bei allen Modellen von einem eigens entwickelten Batteriepaket mit Energie versorgt. Die Akkus der sogenannten Inverted Cell-Technology verfügen über eine elastische Zwischenschicht, was den Kabelbedarf reduziert und die Effizienz erhöht. Das ultraflache Akkupaket verspricht bei einer Batteriekapazität von 150 kWh eine Reichweite von über 1.200 Kilometern nach der chinesischen Verbrauchsnorm.

Schneller Qualcomm-Chip

Schrittweise sollen die Xiaomi-Modelle auch für hochautomatisiertes und vollautonomes Fahren vorbereitet werden. Davon sieht man im Innenraum des SU7 jedoch wenig: Der Fahrer blickt auf ein gerade einmal 7,1 Zoll großes Digitaldisplay hinter dem Steuer, das von dem darüberliegenden 56 Zoll großes Head-Up-Display geradezu erschlagen wird. Für Komfortfunktionen und Navigation gibt es ein 16,1 Zoll großes Zentraldisplay, für die Passagiere im Ford zwei Halterungen an den Rückenlehnen für iPads und andere Tabletcomputer. Über einen Snapdragon 8295 In-Car-Chip mit einer besonders schnellen Rechenleistung können alle fünf Bildschirme miteinander verknüpft werden. Die Bordelektronik soll in der Automobilwelt Bestmarken setzen, denn die gesamten Funktionen auf den Bildschirmen sind schon 1,5 Sekunden nach dem Öffnen der Türen verfügbar.

Bleibt die Frage, wann und zu welchem Preis der Xiaomi SU7 nach Europa kommt. Die Antwort darauf blieb Lei Jun bei der Weltpremiere schuldig.

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