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Tesla: 13 Unfall-Tote – Behörde erhebt schwere Vorwürfe

tesla: 13 unfall-tote – behörde erhebt schwere vorwürfe

Tesla-Fahrzeuge in der Endfertigung

Amerikanische Bundesbehörden werfen dem E-Auto-Hersteller Tesla vor, eine „kritische Sicherheitslücke“ im Autopilot-System seiner Fahrzeuge bisher nicht geschlossen zu haben: Das sei Ursache für mindestens 467 Kollisionen, von denen 13 tödlich endeten und „viele andere“ schwere Verletzungen zur Folge hatten. Die drei Jahre umspannende Analyse stammt von der National Highway Traffic Safety Administration.: Diese hatte 956 Unfälle untersucht, bei denen der Autopilot von Tesla im Einsatz gewesen sein soll.

Der Vorwurf der Behörden: Der Autopilot gaukelt eine Sicherheit vor, die er nicht leistet

Der Vorwurf der Behörde: „Das Autopilot-Design von Tesla hat zu vorhersehbarem Missbrauch und vermeidbaren Unfällen geführt“. Das System habe „die Aufmerksamkeit des Fahrers und eine angemessene Nutzung nicht ausreichend sichergestellt“. Es geht am Ende darum, dass Tesla-Autos dem Fahrer autonomes Fahren vorgaukeln, sie aber letztlich noch nicht ausreichend dazu fähig sind. Und hier wiederum geht es um die Frage: Setzt Firmengründer Elon Musk aus ideologischen Gründen Menschenleben aufs Spiel.

Der NHTSA-Bericht betont, es gebe ein zu „schwaches System zur Einbindung des Fahrers“ und der Autopilot laufe auch dann weiter, wenn der Fahrer ganz offensichtlich nicht auf die Straße schaut. Tesla hatte zwischenzeitlich ein Software-Update auf zwei Millionen Fahrzeuge eingespielt, um die Mängel im Autopiloten abzustellen. In ihrem Bericht lässt die NHTSA erkennen, dass sie nicht davon ausgeht, dass die Maßnahme ausreicht, um die anhalten Tesla-Unfälle zu stoppen.

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Am Ende steht die Frage: Kann Tesla das versprochene Ziel überhaupt erreichen?

Der Bericht der NHTSA reiht sich ein in die Einschätzung mehrerer Aufsichtsbehörden, die die Sicherheit der Autopilot-Technologie von Tesla infrage gestellt haben. Tesla und dessen Gründer Elon Musk betonen weiterhin, dass das autonome Fahrzeug das Ziel und das Alleinstellungsmerkmal des Autoherstellers sei. „Wenn jemand nicht daran glaubt, dass Tesla das Problem des autonomen Fahrens lösen wird, dann sollte er nicht in das Unternehmen investieren“, sagte Musk am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz von Tesla. Er fügte hinzu: „Wir werden es tun, und das tun wir auch.“ Musk behauptete 2021 auch: „Tesla mit eingeschaltetem Autopiloten nähert sich einer 10-mal geringeren Unfallwahrscheinlichkeit als ein durchschnittliches Fahrzeug.“ Wer allerdings zuviel Vertrauen in diese Aussagen und den Tesla-Autopiloten setzt, der riskiert sein Leben.

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Tesla erleidet harte Umsatzeinbrüche und kündigt

Die Kritik der Bundesbehörden trifft den Autobauer in einer kritischen Situation: Der Gewinn von Tesla sank im ersten Quartal im Vorjahresvergleich um 55 Prozent auf 1,1 Milliarden Dollar, der Umsatz ging um neun Prozent auf 21,3 Milliarden Dollar zurück. Tesla hatte kürzlich angekündigt, weltweit rund zehn Prozent seiner 140.000 Stellen streichen zu wollen. Betroffen ist davon auch das Werk im brandenburgischen Grünheide nahe Berlin, wo 400 feste Stellen abgebaut werden sollen. Zugleich werden die Preise für die Pkw-Modelle gesenkt

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Musk kündigt auf der Bilanz-Vorstellung an, den Einbruch bei den Verkaufszahlen durch den Start neuer Modelle auffangen zu wollen. Der Tech-Milliardär wollte aber keine Angaben dazu machen, wann genau und zu welchem Preis die günstigeren Teslas auf den Markt kommen sollen. Auch die Frage, ob es sich dabei um komplett neue Modelle oder angepasste Versionen der bisherigen Bestseller Model 3 und Model Y handeln werde, blieb unbeantwortet.

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Die Frage war berechtigt. Denn ursprünglich sollte ein günstigeres neues Modell von Tesla auf einer neuen Fahrzeug-Plattform entwickelt werden – ebenso wie ein Robotaxi ohne Lenkrad und Pedale. Musk versprach revolutionäre Produktionstechniken, mit denen die Fertigung so effizient wie noch nie sein werde.

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Das Robotaxi, das Tesla am 8. August vorstellen will, soll weiterhin auf der neuen Plattform basieren. Die günstigeren Modelle aber sollen auf heutigen Fertigungslinien mit einer Mischung aus alten und neuen Verfahren gebaut werden, kündigte Tesla nun an. So könne man „in unsicheren Zeiten“ die Produktion bei niedrigeren Investitionen ausbauen.

Musks Vision – jeder Autobesitzer wird zum Autoverleiher

Besonders viel sprach Musk in der Telefonkonferenz aber über selbstfahrende Autos. Dabei bekräftigte er seine bereits vor Jahren verkündete Vision, dass Tesla-Besitzer ihre Autos zum autonomen Geldverdienen losschicken können werden, wenn sie diese gerade nicht brauchen. Man müsse sich das wie eine Mischung aus der Apartment-Plattform Airbnb und dem Fahrdienst-Vermittler Uber vorstellen, sagte Musk. Jederzeit könnten sie das Auto auch nur selbst nutzen – so wie man auch ein zeitweise über Airbnb vermietetes Gästezimmer nur für sich haben könne. Bei der Zahlenvorlage zeigte Tesla auch schon, wie der Fahrdienst in der App der Firma aussehen soll.

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Dass Musks langjährige Pläne immer noch nicht Wirklichkeit wurden, liegt allerdings daran, dass es seinen Entwicklern bisher nicht gelang, die Teslas wirklich selbstfahrend zu machen, wie der jüngste Sicherheitsbericht der Bundesbehörden unterstreicht. Es gibt bereits komplett fahrerlose Robotaxi-Dienste – etwa von der Google-Schwesterfirma Waymo in San Francisco und Los Angeles. Doch diese Fahrzeuge haben Spezial-Technik wie relativ teure Laser-Radare, die die Umgebung abtasten. Musk beharrt dagegen darauf, autonomes Fahren nur mit Kameras hinzubekommen.

Die meisten Branchenexperten hatten sich immer wieder skeptisch gezeigt, dass autonomes Fahren nur mit Kameras in absehbarer Zukunft möglich sei. Erneut sagte er, dass Tesla in Gesprächen mit einem großen Autokonzern über eine Lizenz für die fortgeschrittene „Autopilot“-Technologie sei. Zugleich schränkte Musk aber ein, dass mit den Entwicklungszeiten in der Branche selbst nach einem möglichen Deal mindestens drei Jahre vergehen würden, bis das System im Fahrzeug eines anderen Herstellers auftaucht. (ftg/dpa/afp)

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