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Unsere Vereine: Die Heinkel-Freunde Kassel aus Niestetal lieben ihre „Tourist“-Motorroller

Vereine im Landkreis Kassel

Unsere Vereine: Die Heinkel-Freunde Kassel aus Niestetal lieben ihre „Tourist“-Motorroller

unsere vereine: die heinkel-freunde kassel aus niestetal lieben ihre „tourist“-motorroller

In Sachen Fahrkomfort setzten die Heinkel-Motorroller Maßstäbe: Noch heute unternehmen Hardy Eisele (links) und Dietmar Arndt von den Heinkel-Freunden Kassel mit ihren Maschinen längere Touren.

Ob Fotografie oder Vogelzucht: Im Kreis Kassel gibt es fernab vom Sport spannende Vereine. Einige davon stellen wir in einer Serie vor.

Niestetal – Ein Auto auf zwei Rädern – gibt es das? „Selbstverständlich“, schmunzeln Hardy Eisele und Dietmar Arndt. Dabei schauen sie verzückt auf ihre alten Heinkel-Roller. Zwar sind ihre Vehikel immer noch Motorräder. Doch erinnern viele Design-elemente frappant an ein Auto aus den 50er- und 60er-Jahren.

Da ist das Rücklicht mitsamt den Blinkern in Chrome eingefasst, die ganze Frontpartie mutet an wie die eines Autos – und auch am Heck finden sich flossenartige Karosserie-Auswüchse, die an einen historischen US-Schlitten erinnern. Und: Der Motor ist ein Viertakter – wie eben bei einem Auto, und er ist kein Zweitakter, so wie er seinerzeit noch standardmäßig verbaut wurde.

„Die Roller stammen aus einer Zeit, in der es noch nicht selbstverständlich war, ein Auto zu fahren“, sagt Arndt. Dennoch war die Sehnsucht nach Autos da. So fing der ehemalige Flugzeughersteller Heinkel an, regelrechte Mischwesen aus Motorrad und Auto zu kreieren. Und ein bisschen Flugzeug steckt auch noch drin: Die Trittbank sowie der Antrieb und das Fahrwerk sind aus Aluminium. „Was dabei heraus kam ist das Modell Tourist“, sagt Arndt.

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Archaisch, aber gut: Solch einen schönen Vergaser – noch mit Benzinhahn (links) – haben moderne Motorroller nicht mehr, sagen die Heinkel-Freunde Hardy Eisele und Dietmar Arndt.

Seine Maschine von ist taubengrau, die von Hardy Eisele weinrot. Die beiden Freunde lieben ihre Roller, seit 60 Jahren tuckern die Maschinen durch die Weltgeschichte. „Die Maschinen sind erstaunlich komfortabel“, sagt Eisele, „solide und zuverlässig sind sie auch“. Nicht umsonst firmierten die Heinkel-Roller nicht als Stadt-, sondern eher als Reisemaschinen.

„Mit diesen Rollern ist man in den Urlaub gefahren – in die Berge oder nach Italien“, schildert Arndt. Die Gepäcktaschen wurden vorne an den Lenker und hinter die Sitzbank geschnallt. „Dann ging es los – mit etwa 9 PS und voll beladen mit maximal Tempo 80“, sagt Arndt. Der berühmte VW-Bulli T 1 sei auch nicht schneller gewesen. „Damals war man eben noch bescheiden. Hauptsache man konnte überhaupt irgendwohin in den Urlaub fahren.“

Die Liebe zu den Rollern habe auch ein bisschen etwas mit dem Lebensgefühl dieser Zeit zu tun, schwärmt Eisele. Mit seiner Tourist ist er sogar schon in Norwegen am Nordcup gewesen. Seit vielen Jahren schon beschäftigt er sich mit seinem Roller, genauso wie Arndt. Beide sind bei den Heinkel-Freunden Kassel aktiv – Arndt seit 2012 und Eisele schon seit 1993. Gegründet wurde der Heinkel-Club Deutschland 1983, schon ein Jahr zuvor gab es die Heinkel-Freunde Kassel, die heute ihren Sitz in Niestetal haben.

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Desingnelemente wie bei einem Auto: Die mit Chrome umfassten Blinker mit Rücklicht wie auch das leicht geflügelte Heck des Heinkel Tourist erinnern an US-Schlitten aus den 50er- und 60er-Jahren.

„Wir sind eine prima Gemeinschaft“, sagt Eisele. Natürlich geht es in erster Linie um die Roller, aber es geht auch um Gemeinschaft, Kontakte, Geschichten, gemeinsame Treffen und natürlich auch um gute Tipps und Hilfen. „Der eine hat das Ersatzteil, der andere das Werkzeug dazu und der Dritte weiß, wie man es macht. So geht das bei uns laufend hin und her.“

Das Schöne dabei: Der Heikel-Club Deutschland hat eine eigene GmbH, die sich um den Nachschub von Verbrauchs- und Ersatzteilen kümmert. „So halten wir die Roller am Laufen“. Das ist wohl auch der Grund dafür, warum alleine in Deutschland immer noch rund 7000 Tourist durch die Gegend zuckeln, weltweit sogar noch 10 000. „Wir Heinkel-Freunde Kassel haben noch 27 Fahrzeuge angemeldet“, sagt Eisele.

Damit das auch so bleibt, gibt es regelmäßig einen Stammtisch in Niestetal. Auch internationale Treffen werden organisiert. „Unseren nächsten Auftritt haben wir auf der Technorama am 5. und 6. April in den Kasseler Messehallen“, sagt Eisele. „Jetzt hoffen wir nur, dass sich auch die nachkommende Generation weiter für die schönen Maschinen begeistert“, sagt Eisele. Am liebsten wäre es ihm, dass dem Club der Nachwuchs ebenso wenig ausgeht wie die Ersatzteile für die alten Roller. (Boris Naumann)

Heinkel-Freunde Kassel haben 31 Mitglieder

Gründungsdatum: Heinkel-Club Deutschland: 1983; Heinkel-Freunde Kassel: 1982

Mitgliederzahl: Heinkel-Club Deutschland: 5700; Heinkel-Freunde Kassel: 31

Mitgliedsbeitrag: Heinkel-Club Deutschland: 30 Euro pro Jahr; Heinkel-Freunde Kassel: kein Beitrag

Vorsitzender: Heinkel-Club Deutschland: Ingo Koch

Geschäftsstelle: Heinkel-Club Deutschland: Im Vorderen Burgfeld 12, 74348 Lauffen am Neckar

Stammtischlokal: Heinkel-Freunde Kassel: Asia Restaurant Halong, Hannoversche Straße 23, 34266 Niestetal, Treffen finden jeden zweiten Donnerstag eines Monats ab jeweils 19 Uhr statt. bon

Kontakt: Heinkel-Club Deutschland: heinkel-club.de; Heinkel-Freunde Kassel: heinkelfreunde-kassel.de

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