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Transformation: Sportwagenhersteller Porsche setzt weiter voll auf Elektro

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Macan-Produktion in Leipzig

Das Selbstverständnis von Porsche hat sich nicht geändert. Nur der Antrieb. Beschleunigt Rennfahrer Lars Kern den neuen Porsche Taycan Turbo GT auf der Rennstrecke am Leipziger Werk des Sportwagenherstellers, drücken mehr als 1000 PS Fahrer und Beifahrer in ihre Sitze. Nur eine Nackenstütze verhindert, dass die Köpfe an die Verstrebungen im Inneren des elektrischen Sportwagens schlagen, wenn das Auto in Kurven über die rot-weißen Bankette brettert.

transformation: sportwagenhersteller porsche setzt weiter voll auf elektro

Oliver Blume (links) und Lutz Meschke

Beginnt der Testfahrer im Anschluss an die rasante Fahrt zu erzählen, wie er mit genau diesem Wagen auf der Nordschleife des Nürburgrings und der berühmten Rennstrecke in Laguna Seca in Kalifornien Rekorde eingestellt hat, wird klar, welche Ziele Porsche mit Fahrzeugen wie dem nun Leipzig vorgestellten verfolgt: Die Aggressivität, die Beschleunigung, für die Porsche im Zeitalter der Verbrenner stand, in die Ära der Elektromobilität zu überführen.

In den Worten von Porsche-Chef Oliver Blume klingt das so: „Als Sportwagenhersteller müssen wir zeigen, was geht.“ Was elektrisch geht. Und dafür hat das Unternehmen ehrgeizige Ziele.

„Der Hochlauf der Elektromobilität ist wichtig“

Mehr als 80 Prozent seiner Fahrzeuge will Porsche 2030 mit einem vollelektrischen Antrieb ausliefern, das hat der Porsche-Chef auf der Bilanzpressekonferenz am Dienstag in Leipzig noch einmal bestätigt. „Wir stehen zu unserer Strategie, der Hochlauf der Elektromobilität ist wichtig, weil der Elektromotor dem Verbrenner langfristig überlegen ist.“

Gelassen reagiert Blume auf Fragen nach dem zu langsamen Hochlaufen der neuen Antriebsform oder nach Richtungsänderungen anderer Autokonzerne. Schließlich hat der baden-württembergische Wettbewerber Mercedes gerade erst seine ehrgeizige „Electric Only“-Strategie kassiert. „Natürlich schauen auch wir, wie sich alles entwickelt – und natürlich brauchen wir planbare Rahmenbedingungen und eine Verbindlichkeit, was die Regularien anbelangt“, sagt Blume.

Die Gelassenheit und das Vertrauen auf den eingeschlagenen Weg liegt aber nicht zuletzt auch im besonderen Charakter des Sportwagenherstellers begründet. Im Vergleich zu anderen muss Porsche sich weniger mit Schwierigkeiten wie hohen Preisen, Reichweitenängsten oder fehlender Ladeinfrastruktur herumschlagen, mit denen andere Konzerne bei ihrer Transformation in Richtung Elektromobilität sehr zu kämpfen haben. Porsche-Fahrer leben in der Regel nicht in Mehrfamilienhäusern, in denen es an der Straße keine Ladesäulen gibt. Der Preis spielt für sie bei der Wahl des Autos nicht die Hauptrolle – und wenn sie in den Urlaub fahren, nehmen sie ihren Zweitwagen, der einen Dieselmotor hat.

40,5 Milliarden Euro Umsatz

Insgesamt hat Porsche im vergangenen Jahr 320.221 Autos verkauft, das war 3,3 Prozent mehr als im Vorjahresvergleich. Rund 40.000 Autos davon waren das vollelektrische Modell Taycan – die Quote liegt damit bei knapp 13 Prozent.

Dieses Jahr soll die Elektroquote stark ansteigen – vor allem durch die zweite Generation des elektrischen Taycan und dem elektrischen Macan, der nach und nach das Macan-Modell mit Verbrenner ablöst. Zudem bringt Porsche das Modell Panamera und einen neuen 911er jeweils mit konventionellem Antrieb und als Hybrid auf den Markt. Diesen Anläufen werden bis Ende der Dekade vollelektrische Versionen des Cayenne sowie des 718er und ein weiterer vollelektrischen SUV folgen. „Mit den Neuanläufen bringen wir uns in die ideale Position für die kommenden Jahre“, sagt Blume.

Mit Ausnahme von China hat Porsche seinen Absatz überall gesteigert. In Europa wuchsen die Verkäufe um 12 Prozent auf 86.059 Wagen, in Nordamerika um 9 Prozent auf 70.229 Fahrzeuge und in den Asien-Pazifik um 16 Prozent auf 52.220 Autos. Einzig in China ging der Absatz um 15 Prozent auf nun 79.283 Fahrzeuge zurück. „Aber durch unseren ausgewogenen Verteilung können wir Schwankungen einzelner Märkte gut ausgleichen“, sagt Finanzchef Lutz Meschke.

Dadurch hat Porsche im Jahr 2023 den Umsatz um 7,7 Prozent auf nun 40,5 Milliarden Euro gesteigert. Der operative Gewinn (Ebit) stieg um 7,6 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro. Das entspricht exakt der operativen Umsatzrendite aus den Jahr 2022 von 18 Prozent. „Wir haben das erste vollständige Jahr nach unserem Börsengang erfolgreich und hochprofitabel abgeschlossen“, sagt Meschke weiter.

911er behält Verbrenner

Das Ergebnis je Stammaktie beläuft sich auf 5,66 Euro, das Ergebnis je Vorzugsaktie auf 5,67 Euro. Nach Unternehmensangaben schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung für 2023 eine Dividendenzahlung von 2,1 Milliarden Euro vor. Das entspricht mehr als 40 Prozent des Konzernergebnisses nach Steuern und 2,30 Euro je Stammaktie sowie 2,31 Euro je Vorzugsaktie. Der aktuelle Aktienkurs liegt nach einem Hoch im Mai 2023 von mehr als 117 Euro nun nur knapp über dem Preis von 82,50 Euro, zu dem das Papier im September 2022 an der Börse ausgegeben worden ist. Finanzchef Lutz Meschke erklärt das unter anderem mit der Absatzrückgang in China, sieht aber gerade im Hinblick auf die Modelloffensive „großes Kurspotenzial“.

Für das Jahr 2024 rechnet Porsche mit einem Gesamtumsatz von 40 bis 42 Milliarden Euro und mit einem Absinken der operativen Umsatzrendite auf 15 bis 17 Prozent, weil sich die neuen Modell erst von 2025 an in Ergebnissen niederschlagen werden. Langfristig strebt Porsche eine Marge von 20 Prozent an – und zwar vor allem mit elektrischen Fahrzeugen.

Es gibt allerdings eine Ausnahme. Für das Auto, das wie kein zweites für den Sportwagenhersteller steht, gibt es noch keine konkreten Pläne für eine Vollelektrifizierung. Der Porsche 911, den das Unternehmen mittlerweile in der achten Generation herstellt, soll vorerst einen Verbrennungsmotor behalten.

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