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Tesla schätzt Schaden nach mutmaßlichem Anschlag auf Hunderte Millionen Euro

Der Brand an einem Strommast hat die Tesla-Fabrik in Grünheide lahmgelegt. Der Werksleiter hat sich jetzt zu den Ausfallkosten geäußert. Auch die Handelskette Edeka ist von dem Stromausfall betroffen.

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Tesla schätzt Schaden nach mutmaßlichem Anschlag auf Hunderte Millionen Euro

Nach dem mutmaßlichen Anschlag auf die Stromversorgung des Tesla-Werks in Brandenburg hat sich das Unternehmen zum Schaden geäußert. Der Werksleiter nannte eine Summe von mehreren hundert Millionen Euro als Ausfallkosten. »Das bedeutet für uns einen wirtschaftlichen Schaden im hohen neunstelligen Bereich«, sagte Werksleiter André Thierig.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur bezieht sich Thierig dabei auf den Umsatzverlust der Fahrzeuge, die nicht produziert und somit nicht verkauft werden können. Der Werksleiter rechnete dabei mit einem Ausfall von mehr als 1000 Autos pro Tag und ging von einem Produktionsausfall von mindestens dieser Woche aus. In Grünheide wird Teslas Model Y hergestellt. Der Verkaufspreis dafür liegt etwa zwischen rund 45.000 Euro und knapp 60.000 Euro.

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Am Dienstagmorgen wurde auf einem Feld nahe der Tesla-Fabrik in Grünheide ein Strommast in Brand gesteckt, der auch für die Stromversorgung des Werks zuständig ist. Für den Angriff will die als linksextremistisch eingestufte »Vulkangruppe« verantwortlich sein, die sich in einem Schreiben dazu bekannte. Die Brandenburger Polizei stufte das Bekennerschreiben als echt ein. Die Ermittler gehen von vorsätzlicher Brandstiftung aus.

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) hat inzwischen mit Tesla-Chef Elon Musk telefoniert. »Elon Musk war sehr sachlich und souverän in der Reaktion«, sagte Steinbach dem »Tagesspiegel«. »Es bestand sofort Einigkeit, dass als Reaktion nichts passieren darf, was den Attentätern einen Erfolg gegönnt hätte. Gleichzeitig hat er natürlich sowohl eine solidarische Reaktion als auch konkrete vertrauensbildende Reaktionen zur Unterstützung des Unternehmens und seiner Beschäftigten eingefordert.«

Nicht nur Tesla ist von dem Stromausfall betroffen. Auch der Betrieb in einem großen Logistikzentrum der Handelskette Edeka ist gestört. Supermärkte konnten nur eingeschränkt beliefert werden.

Eine Unternehmenssprecherin sagte am Mittwoch, das Logistikzentrum in Freienbrink sei seit Dienstag vom Stromausfall betroffen. Die Kühlung der Lebensmittel im Lager habe mit Notstromaggregaten weitgehend sichergestellt werden können. »Wir hoffen, dass es uns im Laufe dieses Tages gelingt, mit mehreren zusätzlichen Notstromaggregaten den Betrieb wieder hochzufahren. Wann die reguläre Stromversorgung durch den Dienstleister wieder hergestellt werden kann, ist noch offen.« Zum Schaden machte das Unternehmen keine Angaben.

Normalerweise werden laut Edeka von Freienbrink aus – der Ort gehört zur Gemeinde Grünheide – rund 500 Märkte in Berlin und Brandenburg mit Obst und Gemüse sowie kühlpflichtigen Lebensmitteln versorgt. Wegen der Störung werde mit Hochdruck daran gearbeitet, die Lieferströme über andere Logistikzentren abzuwickeln, hieß es. Dennoch werde die Belieferung der Berliner und Brandenburger Märkte mit Frischwaren aktuell deutlich eingeschränkt.

Industrievertreter sehen Cyberangriffe als größte Gefahr

Angesichts des Vorfalls in Brandenburg fordert die deutsche Industrie einen besseren Schutz wichtiger Anlagen. »Infrastrukturen sind die Lebensadern der deutschen Wirtschaft«, sagte Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). »Den Schutz dieser Infrastrukturen gilt es nun leider dringend an die verändere Sicherheitslage anzupassen. Es ist essenziell, dass Investoren Deutschland auch weiterhin als sicheres Land einschätzen können.« Der Wettbewerb um Investitionen hänge entscheidend an der Qualität guter Standortfaktoren. Die Sicherheit vor kriminell oder terroristisch motivierten Anschlägen auf die Infrastruktur gehöre bisher dazu.

Wansleben sagte, die Infrastruktur sei insbesondere durch Cyberangriffe aus dem Ausland gefährdet. »Wir brauchen eine wirklich effektive Zusammenarbeit von Staat und Wirtschaft, aber auch Rechtsklarheit in den betreffenden Fragen.«

Der Präsident des Münchner Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo, Clemens Fuest, sagte in Berlin, Fälle wie jetzt bei Tesla seien eher die Ausnahme. Sollten sie sich häufen, müsse dies anders bewertet werden. »Infrastruktur muss verlässlich sein, und sie war es ja bislang auch immer in Deutschland.« Es gebe schon Verwundbarkeiten in der Infrastruktur, dies sei bisher jedoch kein gesamtwirtschaftliches Problem gewesen. »Ich glaube nicht, dass das ein Thema ist, das bislang die Investoren beschäftigt hat.«

»Ein Imageschaden für den Investitionsstandort Deutschland«

Autobranchenexperte Stefan Bratzel sagte, der Staat müsse sicherstellen, dass kriminelle Energie in Schach gehalten werde. Der Vorfall bei Tesla sei »ein Imageschaden für den Investitionsstandort Deutschland«. Tesla werde international stark beobachtet, entsprechend finde der Fall international Beachtung, so Bratzel.

Es gebe neben der Stromversorgung weitere Möglichkeiten, um die Produktion von Autoherstellern zu stören, sagte der Leiter des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. Wenn ein Autobauer wie Volkswagen Strom selbst mit einem Kraftwerk auf dem Werksgelände produziere, möge er etwas besser vor solchen Anschlägen geschützt sein. Es könnten aber zum Beispiel auch Zufahrtswege und damit Teile von Zulieferern blockiert werden. Wenn bestimmte Teile nicht vorhanden seien, könnten Autos auch nicht gebaut werden, sagte Bratzel. Auch Cybersecurity spiele eine Rolle für die Produktion in den Werken.

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