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Tesla Model 3

Tesla Model 3 für 2024 im Test: Ich habe ein Problem

tesla model 3 für 2024 im test: ich habe ein problem

In den letzten zwei Wochen begleitete mich mein letztes Elektroauto vor meinem ersten Langzeit-Review im Alltag und das war für mich besonders spannend, denn ich konnte mir das neue Tesla Model 3 für 2024 ein bisschen genauer anschauen.

Tesla hat mir dabei die Long Range-Version in Rot mit der weißen Innenausstattung und ohne den erweiterten Autopiloten zur Verfügung gestellt. Wir sprechen also über 56.170 Euro, wobei sich Preise bei Tesla bekanntlich jederzeit ändern können.

Das Tesla Model 3 kommt für uns zwar nicht in Betracht, da es meiner Frau zu tief ist (ich bevorzuge Limousinen), aber das Tesla Model Y wäre eine Option und da die Neuerungen sicher bald hier einziehen, war das für mich besonders spannend.

Tesla Model 3 im Test: Meine 10 Stichpunkte

  • Es ist das erste richtige Facelift für das Tesla Model 3 und da ist meine Meinung zur neuen Optik tatsächlich von der Farbe abhängig. In Weiß geht das neue Design für mich nicht, das neue Grau finde ich okay, wie auch Blau, aber das neue Rot sieht bei den Farben am besten aus. Dennoch wäre Schwarz meine erste Wahl, auch beim Innenraum, aber sowas ist ja sehr subjektiv. Die Verarbeitung war jedenfalls astrein und die Materialien fühlen sich genauso hochwertig wie bei den meisten Premiummarken an, in einigen Fällen (Mercedes z.B.) sehe ich Tesla sogar teilweise mittlerweile vorne. Für die Preisklasse (Basispreis) ist das jedenfalls kein Kritikpunkt mehr.

tesla model 3 für 2024 im test: ich habe ein problem

  • Wirklich begeistert hat mich aber das neue Fahrwerk, denn das ist endlich ruhig und „wackelt“ nicht mehr, auch bei 200 km/h kann man damit endlich entspannt fahren. Und auch schlechte Straßen sind angenehm, kleinere Bodenlöcher waren mit dem alten Modell teilweise furchtbar. Gleichzeitig ist das Fahrwerk aber weiterhin sehr straff und sportlich abgestimmt, gefällt mir. Macht vor allem in Kombination mit den zwei Elektromotoren und 366 kW (fast 500 PS) echt Spaß beim Fahren. Das ist noch kein Sportfahrwerk, wie es ein guter BMW, der Polestar 2 Performance oder ein Porsche bieten, was man vor allem in Kurven merkt, aber das ist endlich das, was man für 40.000 bis 50.000 Euro erwarten kann.
  • Das Platzangebot im Tesla Model 3 ist gut und man merkt, dass das von Grund auf als Elektroauto geplant wurde. Vorne ist es luftig, hinter mir könnte ich sitzen, es gibt einen geräumigen Frunk für dreckige Ladekabel und einen passablen Kofferraum für so eine Limousine. Nur ein Nachteil bleibt beim Kofferraum, denn öffnet man diesen, dann kann es bei Regen vorkommen, dass das Wasser in den Innenraum läuft. Schade, dass man das nicht endlich mal angeht.
  • Mit Blick auf die Leistung muss man sich bei Tesla keine „Sorgen“ machen, da gibt es oft mehr als genug und es ist vermutlich auch oft der Grund, warum ein Tesla gekauft wird. In diesem Fall schafft man die 100 km/h in 4,4 Sekunden, was bei manch anderen die Performance-Version ist, bei einigen (Grüße an die Volkswagen AG) noch nicht einmal das. Neu ist aber, dass bei 200 km/h schon Schluss ist, das könnte einige stören. Ich finde das ausreichend. Viele regeln hier schon bei 160 km/h oder 180 km/h ab.
  • Das alte Tesla Model 3 Long Range war das erste Elektroauto, bei dem ich im Alltag nicht mehr über Reichweite nachgedacht habe, weil es für mich mehr als genug gibt. In diesem Fall gibt es 630 km, was im Alltag selbst bei viel Autobahn mit über 150 km/h noch über 450 km sind. Die 500 km sind bei diesem Wetter aber auch locker möglich, das Model 3 ist irre effizient für diese Leistung. Hier bleibt Tesla ungeschlagen, vor allem mit Blick auf die Akkugröße. Und man sieht auch schön, dass der SUV-Trend kontraproduktiv ist, denn das Model 3 hat 100 km mehr Reichweite als das vergleichbare Model Y.
  • Bei der Ladeleistung sind bis zu 250 kW drin und das klingt nach viel, doch die Ladekurve ist nicht der Goldstandard und schnelles Laden nicht die Königsdisziplin von Tesla. Es kann vorkommen, dass man vor 50 Prozent bei unter 100 kW ist, nach dem Peak fällt die Kurve zügig. Und an der AC-Ladesäule gibt es nur 11 kW und keine Option für 22 kW. Das wäre ein Punkt, den ich beim nächsten Upgrade optimieren würde.
  • Tesla ist bekannt für gute Software, aber das ist gar nicht so leicht und durchaus subjektiv. Ich finde, dass die Software als reine Software ungeschlagen ist. Schnell, flüssig, optisch sehr ansprechend, es wirkt oft wie iOS und ein großes iPad im Auto. Dazu kommen viele Apps und Möglichkeiten. Doch was, wenn eine App oder ein Dienst nicht dabei sind? Dann war es das bei Tesla, denn Dinge wie Apple CarPlay oder Android Auto gibt es nicht. Eine Software kann noch so gut sein, für mich ist das ein großer Kritikpunkt. Ohne gebuchtes Datenpaket ist das Infotainmentsystem für mich sogar unbrauchbar. Mit CarPlay kann man sich die 120 Euro im Jahr sparen. Die Software selbst bleibt für mich also der Branchenstandard, aber der Rest bietet Dinge wie CarPlay und das gleicht die Sache für mich mehr als aus (da die Software bei vielen Marken mittlerweile auch gut ist). Was ich aber wieder loben muss, ist die wirklich gute App, die stabil läuft und viele Extras mitbringt, unter anderem auch einen Zugriff auf die Kameras im Auto.

tesla model 3 für 2024 im test: ich habe ein problem

  • Der nächste Punkt, an den viele bei Tesla denken, ist der Autopilot. Doch die Videos aus den USA täuschen, die deutsche Version ist weit davon entfernt. Ja, das ist ein passabler Spurhalteassistent, der den Abstand und Co. regelt, aber mehr auch nicht. Hinzu kommt, dass die Schilderkennung weiterhin nicht zuverlässig ist und was bringt mir der beste Autopilot, wenn das Auto nicht weiß, wie schnell es fahren darf. Tesla ist für mich hinter vielen Marken wie BMW oder VW in Deutschland. Immerhin ist die durchaus solide Basis im Preis von Tesla enthalten, was klug ist, da Daten wichtiger als ein paar Euro für ein Paket sind. Bei Tesla gibt es auch zwei Pakete, deren Extras würde ich aber nicht benötigen und auf Versprechungen würde ich mich nicht verlassen. Kann man zur Not später buchen.
  • Das One Pedal Driving ist bei Tesla sehr angenehm, man benötigt durch die aktive Rekuperation so gut wie keine Bremse im Alltag und man bleibt ohne diese sogar stehen. Würde ich genau so nutzen und einstellen, ich weiß aber auch, dass das nicht jeder mag. Während man das bei vielen Marken in den Einstellungen ändern kann, ist das bei Tesla nicht möglich.
  • Beim Preis ist Tesla bis heute attraktiv unterwegs, denn für diese Ausstattung bekommt man für ca. 43.000 Euro ein gutes Elektroauto mit über 500 km Reichweite und bei 52.000 Euro (Long Range) kann keine Marke auf dem Markt mithalten. Das ist, auch mit Blick auf den Funktionsumfang und die Leistung in meinen Augen unschlagbar. Doch eine uneingeschränkte Kaufempfehlung gibt es nicht, was wir jetzt im Fazit klären müssen.

Tesla Model 3 im Test: Mein Fazit

Deutlich ruhigerer Innenraum, hochwertigere Verarbeitung, gute Software, gute Reichweite, endlich ein gutes Fahrwerk, das Tesla Model 3 wird mit jedem Upgrade besser und besser. Der Sprung bei diesem Facelift fällt wirklich sehr groß aus.

Daher ist es schade, dass Tesla in meinen Augen mittlerweile den falschen Fokus legt. Dinge wie eine Ambientebeleuchtung sind noch nicht nötig, da es ganz andere Baustellen gibt. Der Auto-Scheibenwischer funktioniert schlecht, es gibt zwar endlich Matrix-Scheinwerfer, aber ohne Kurvenlicht und die Klimaanlage ist mies.

Entweder ist kühlt sie extrem oder heizt, so richtig angenehm halten kann sie die Temperatur nicht. Meine Frau war hier sogar noch viel kritischer als ich es war. Sie hat es als die bisher schlechteste Klimaanlage von allen meinen Autos bezeichnet.

tesla model 3 für 2024 im test: ich habe ein problem

Die Schilderkennung funktioniert weiterhin nicht zuverlässig, ein großes Display reicht mir, aber wo bleibt ein Head-up-Display? Wieso setzt man bitte komplett auf Kameras und hat keine Frontkamera beim Einparken? Wieso wurde das allgemein schlechter? Die Kameras waren bei mir oft überhaupt nicht zuverlässig im Alltag.

Eine 3D-Ansicht beim Parken bietet mittlerweile schon die Mittelklasse, wieso ist das hier nicht möglich? Das Entfernen der Sensoren war für mich ein Fehler. Und dann kommen wir endlich zum Elefanten im Raum, ich habe es nicht vergessen.

Das Lenkrad.

Hebel gibt es nicht mehr. Also gar nicht mehr. Die Wahl des Gangs über das Display ist okay, das fand ich sogar gut. Doch Blinker haben auf dem Lenkrad nichts, aber auch absolut gar nichts zu suchen. Ja, man gewöhnt sich im Alltag etwas daran.

Das gilt aber nur, wenn das Lenkrad gerade ist, sobald es das nicht ist, wie im Kreisverkehr oder beim Abbiegen, war es das, dann findet man den Blinker nicht mehr blind. Und es ist fast schon verantwortungslos, dass man hinschauen muss.

tesla model 3 für 2024 im test: ich habe ein problem

Ich wollte die Headline aus Spaß fast „Fahren wie im BMW“ nennen, weil es dort den Spaß gibt, dass BMW-Fahrer nicht blinken, aber die Sache ist zu ernst. Das ist eine miserable Lösung. Scheibenwischer und Co. sind auch auf dem Lenkrad.

Die Tasten sind gut, das passt, aber die Aufmerksamkeit wandert zu stark von der Straße weg und ich bin in dieser Zeit häufiger ohne Blinker abgebogen als bisher in meinem kompletten Leben. Wenn alles ruhig ist und man Zeit hat, okay, dann geht es halbwegs, aber sobald es hektisch wird, hat man mit dieser Lösung verloren.

Ehrlich, lasst Spielereien wie eine Ambientebeleuchtung weg und von mir aus auch eine Sitzkühlung (auch wenn ich das sehr mag), die Basics passen noch nicht und das Lenkrad ist für mich ein großer Schritt zurück. Die EU hat das Problem bereits erkannt und ich hoffe, dass sie genau sowas spätestens ab 2026 untersagen wird.

Ich mag moderne Innenräume, aber ein Hebel für Blinker oder Scheibenwischer, den man blind bedienen kann, wenn es mal unübersichtlich wird, ist wichtig. Ja, bei Tesla achtet man auf Kosten, aber dann streicht vorher die ganzen Spielereien.

tesla model 3 für 2024 im test: ich habe ein problem

Das Tesla Model 3 ist ein hervorragendes Elektroauto und wurde mit der Zeit zu einem sehr guten Auto für diese Preisklasse. Doch mit diesem Facelift hat man den Fokus auf Dinge gesetzt, die komplett unwichtig sind. Gleichzeitig gibt es das neue Lenkrad, welches für mich sogar ehrlich gesagt schon fast ein K.O.-Kriterium ist.

Die Konkurrenz holt auf und das Tesla Model 3 war als Elektroauto lange Zeit weit voraus. Doch das ist nicht mehr der Fall, bei Dingen wie der Ladeleistung wird man sogar abgehängt. Ich habe mir daher vor ein paar Jahren eine Frage gestellt.

Baut erst Tesla ein gutes Auto oder holt die Konkurrenz vorher auf und baut ein gleichwertiges Elektroauto. Hätte man die Basics abgehakt, dann wäre das Tesla Model 3 unschlagbar. Die Konkurrenz hat Glück, dass Tesla anderer Meinung ist.

tesla model 3 für 2024 im test: ich habe ein problem

Dabei wäre ein Tesla Model 3 mit Head-up-Display, echten Hebeln, einer guten Schilderkennung oder Radarsensoren vermutlich nicht teurer, man müsste nur ein paar Spielereien streichen, die wirklich nicht essenziell sind. Und selbst wenn man 1.000 Euro oder 2.000 Euro mehr verlangen würde, wäre das weiterhin attraktiv.

Schade. Ich verfolge das Tesla Model 3 seit der ersten Basisversion aus den USA, die miserabel war. Seit dem hat sich viel getan, extrem viel. Mit diesem Facelift hätte man bei Tesla die Konkurrenz in meinen Augen wieder ein gutes Stück hinter sich lassen können, doch so tritt man auf der Stelle, da es neue Nachteile gibt.

Mal schauen, wie das Facelift beim Tesla Model Y ausfällt, denn das ist mittlerweile wichtiger und war 2023 das meistverkaufte Auto der Welt. Vielleicht sehe ich das aber auch zu kritisch, aber es ärgert mich eben, da man so nah an einem optimalen Elektroauto ist und sich kurz vor dem Ziel dachte: Nö, das machen wir anders.

Hätte man die ganzen Kritikpunkte beseitigt und nicht den Schritt zurück mit dem Lenkrad gemacht, vielleicht noch ein Head-up-Display eingebaut und von mir aus 1.000 Euro mehr verlangt, es wäre als Limousine unschlagbar. Selbst im Vergleich mit „Premium“-Elektroautos wie dem EQE, die teilweise fast das doppelte kosten.

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