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Smart-Indoortrainer für Rennräder: Zwift Hub im Test

Mit dem neuen Smarttrainer Hub bietet das E-Cycling-Unternehmen Zwift erstmal auch eigene Hardware an. Der einsteigerfreundliche Indoortrainer überzeugt mit einem günstigen Preis und ausgereifter Technik. Wir haben das Gerät ausführlich getestet.

Als Radsportler von Zwift noch nichts gehört zu haben, ist eigentlich unmöglich. Das Software-Unternehmen hat Indoortraining mit der bunten Videospielwelt von Zwift aus der Ecke der Langeweiligkeit und des Stumpfsinns geholt und Radfahren in den eigenen vier Wänden attraktiv gemacht. Millionen Radfahrende trainieren gemeinsam in den digitalen Welten von Watopia und Co., treten sogar bei Zwift-Rennen gegeneinander an. Zwift ist ein Videospiel für Radsportler, bei dem die von einem Powermeter oder Smarttrainer gemessene Leistung auf einen virtuellen Avatar übertragen wird, der oder die sich durch die Pixel-Welt bewegt. Kürzlich hat das Software-Unternehmen einen wichtigen Schritt gemacht und erstmals Hardware auf den Markt gebracht: der Zwift Hub-Indoortrainer.

Smarttrainer Zwift Hub für Radsportler

Der Zwift Hub ist ein smarter Direct-Drive-Trainer. Das Prinzip: Das Rennrad, Gravelbike oder Mountainbike wird auf den Trainer gespannt, der Zwift Hub ersetzt dabei das Hinterrad inklusive Kassette – anders als bei klassischen Rollentrainer, wo das Hinterrad auf einer Widerstandsrolle läuft. Der Fahrer tritt ganz normal in die Pedale, der Zwift Hub macht im Wesentlichen zwei Sachen: Zum einen misst das Gerät die Leistung in Watt sowie die Pedalumdrehungen pro Minute. Zum anderen passt der Zwift Hub den Widerstand an, je nachdem welches Trainingsziel man verfolgt oder wie fordernd das Terrain in der virtuellen Welt ist (sogenannter ERG-Modus).

Zwift Hub smart-indoortrainer für rennräder: zwift hub im test

Zwift

Hub

  • günstiger als die Mitbewerber
  • Widerstandssteuerung funktioniert sehr gut
  • relativ leise
  • schnelle Einrichtung
  • kompatibel mit vielen Geräten sowie anderen Anbietern
  • kein Tragegriff

Preis 499,00 €

Zum Angebot


Die Technik ist nicht neu, Smarttrainer von Tacx, Wahoo oder Elite funktionieren schon länger nach diesem Prinzip und haben das Fahren in virtuellen Welten erst salonfähig gemacht. Neu ist indes, dass der Zwift Hub zu einem sehr interessanten Preis im Vergleich mit seinen direkten Konkurrenten kommt. Im Vergleich zum Wahoo Kickr Core (799 Euro) und Tacx Flux 2 (799 Euro) verlangt Zwift nur 499 Euro für einen ähnlichen Funktionsumfang. Interessant überdies: Zwift hat den Hub nicht komplett neu entwickelt, sondern ein Gerät der Firma JetBlack überholt und gebrandet.

Zwift Hub: Montage, Aufbau, Installation

Ohne durchdachtes Unboxing kommt heute kaum noch ein Elektro-Gadget aus, so auch der Zwift Hub. Nachdem man alle Teile aus der Styropor-Ummantelung im Paket geschält hat, braucht man eigentlich nur noch die beiden Standfüße nach ihren markierten Farben festschrauben. Wer nicht weiß, welche Art von Achse an seinem Fahrrad ist, kann das mit einer farbigen Schablone ausmessen und die entsprechenden Spacer an die Hinterradachse des Zwift Hub stecken. Bis jetzt super easy. Die mit Abstand längste Zeit nahm die Kassette in Anspruch: Zwift hat eine 11–32-Kassette für Shimano 11-fach mitgeliefert, die partout nicht mit dem passenden Schaltwerk meines Rennrads harmonieren wollte (ich fahre Ultegra, mechanisch, 11-fach; also das Gegenteil eines Sonderfalls). Die Lösung war, die 11–28-Kassette vom Laufrad abzunehmen und an den Hub zu Schrauben – voilà! smart-indoortrainer für rennräder: zwift hub im test

Der Smart-Trainer kommt gut verpackt an.

Bild: Lennart Klocke
Immer wieder erfreulich in meinen Technik-Tests der vergangenen Jahre: Die Digitaltechnik koppelt inzwischen tadellos. Egal ob mit Macbook, PC oder iPhone, die Zwift-App findet den Smarttrainer sofort (Steckdose einstecken nicht vergessen!) und verbindet den Hub als Direct-Drive-Trainer inklusive Leistungs- und Trittfrequenzanzeige. Top! Richtig gut ist, dass der Hub (hier passt der Name) als Bluetooth-Brücke für den Herzfrequenzsensor fungiert. Heißt, wenn der Brustgurt nur via ANT+ sendet, der Computer aber ausschließlich Bluetooth empfängt, kann der Zwift Hub das Signal empfangen und zusammen mit Leistung und Kadenz ans Endgerät schicken. smart-indoortrainer für rennräder: zwift hub im test

Der Inhalt der Box ist sehr überschaubar, die farblichen Markierungen helfen beim Zusammenbau.

Bild: Lennart Klocke

Training mit Zwift Hub

Vor der ersten Fahrt sollte der Indoortrainer kalibriert werden, damit die Leistungserfassung möglichst genau erfolgt. Kalibrierung im Geräte-Menü starten, einmal kurz beschleunigen, ausrollen lassen, fertig. Damit das Training möglichst effektiv ist, muss die gemessene Leistung so minimal wie möglich von der tatsächlichen abweichen, auch Mess-Aussetzer oder -Fehler machen während der Sessions Ärger. Für den Test des Zwift Hub habe ich mir ein Vier-Wochen-Trainingsprogramm vorgenommen. Zum einen, weil ich nach den Wintermonaten ohnehin wieder ins strukturierte Training starten wollte, zum anderen, um alle Funktionen des Hub ausführlich zu prüfen.  Im Prinzip kann man sich zwischen zwei Arten entscheiden: strukturiertes Training und simulierte Fahrt. Bei letzterem fährt man durch die Welt von Zwift, der Smarttrainer passt den Widerstand der Steigung an und wer stärker reintritt fährt entsprechend schneller. Dies funktioniert mit dem Zwift Hub so gut, wie mit den Smarttrainern der Mitbewerber. Wer zum ersten Mal virtuell Rad fährt, staunt über die Regulierung des Widerstands und erfreut sich am Gemeinschaftsgefühl, da man die Strecke mit hunderten Fahrerinnen und Fahrern aus der ganzen Welt teilt. Als Zwift-erfahrener Radfahrer finde ich das ganz nett, muss aber sagen: Indoortraining bleibt Indoortraining. Selbst eine Stunde in der simulierten Welt kann schon lang werden, deswegen ist das strukturierte Training für mich deutlich interessanter.

ERG-Modus und Genauigkeit

Für eine vorgefertigte Trainingseinheit schaltet der Zwift Hub in den ERG-Modus. Anhand der Leistungsfähigkeit des Fahrers (ermittelt anhand eines FTP-Tests zum Beispiel) wird der Widerstand reguliert. Heißt, man muss nur noch treten, treten, treten. Klingt stumpf, ist aber super effektiv – und verdammt anstrengend, wenn man es richtig macht. Für die Wechsel zwischen den Intervallen braucht der Hub so drei bis vier Sekunden. Das ist auch gut so, sonst hätte man als Fahrer zu wenig Zeit, Trittfrequenz und Power anzupassen. smart-indoortrainer für rennräder: zwift hub im test

Das Gerät passt an Rennräder, Gravelbikes, Mountainbikes oder Trekkingräder – eigentlich alles mit Kettenschaltung – von 26 bis 29 Zoll Radgröße.

Bild: Lennart Klocke
Ein wichtiges Thema bei Indoortrainern ist die Genauigkeit der Wattmessung. Wer an seinem Rennrad draußen ein Powermeter hat, das ständig 30 Watt mehr anzeigt als der Smart-Trainer, wird Probleme bekommen, die bei Zwift eingestellten Leistungsbereiche in die echte Welt zu übertragen. Noch problematischer ist, wenn die Abweichung je nach Intensität unterschiedlich ausfällt. Ein großes Problem beim Test ist, dass man, selbst wenn man ein zweites Powermeter nebenherlaufen lässt, nicht genau weiß, welches am Ende Recht hat. Ich habe zum Vergleich einen Kurbelarm-Powermeter von Stages mitlaufen lassen. Die Messwerte bestätigen meinen Eindruck und die Daten anderer Tester: Die angegebenen +/- 2,5 % Prozent Genauigkeit werden im normalen Betrieb eingehalten, für zielgerichtetes, vergleichbares Training ist der Zwift Hub meines Erachtens sehr gut geeignet. Zu Beginn meines Tests erlebte ich ein paar Ausfälle der Verbindung für wenige Sekunden (einmal fiel sogar der Strom aus). Nachdem ich von einem Bluetooth-Stick am PC auf den internen Bluetooth-Sender gewechselt bin, war das Problem behoben. Merke: Nicht jedes Verbindungsproblem ist auf den Smart-Trainer zurückzuführen! Alternativ ist auch möglich, die Fahrdaten über die Companion-App von Zwift, die vor allem der Kommunikation und Anmeldung zu Events dient, auf dem Smartphone einzufangen und von dort an das Endgerät mit Bildschirm weiterzuleiten.

Für wen ist der Zwift Hub geeignet?

Alle, die Spaß am Indoortraining haben, sollten sich den Zwift Hub genauer anschauen. Klar gibt es noch günstigere Rollentrainer, ehrlicherweise macht es mit einem Smart-Trainer mit Direkt-Drive-Antrieb jedoch am meisten Spaß. Wer regelmäßig trainiert, egal ob für ambitionierten Radsport oder Fitness-Workouts, dürfte mit dem Hub glücklich werden. Positiv hervorheben möchte ich noch die Geräuschentwicklung: Der Ventilator ist deutlich lauter als das Schwungrad und auch bei deaktivierter Lüftung entlarvt der Hub meinen rasselnden Antrieb, der mal wieder gereinigt werden könnte. Ein Fahrgeräusch ist zwar vernehmbar aber kein Vergleich mit den alten Rollentrainern, die die halbe Hausgemeinschaft gestört haben. Das Gleiche gilt auch für Vibrationen, wenngleich ich trotzdem nicht ohne Matte unter Smart-Trainer und Rennrad trainieren würde. smart-indoortrainer für rennräder: zwift hub im test

Wer vor dem Fernseher trainiert, dürfte das Gerät öfter hin- und hertragen. Hier wäre ein Tragegriff hilfreich.

Bild: Hersteller

Tipps und Tricks für Zwift-Training

Ein paar Gegenstände sind zum Indoortraining mit dem Zwift Hub zwar nicht zwingend notwendig, erleichtern das Workout aber enorm:
– Matte: egal ob ausrangierte Yogamatte oder Spezialunterlage für Rollentrainer – ohne Unterlage, die Vibrationen dämpft und Schweiß auffängt, sollten Sie nicht aufs Rad steigen
– Ventilator: zur Not gehen auch ein offenes Fenster und etwas Zugluft, aber ein Ventilator oder eine Windmaschine sorgt dafür, dass Sie deutlich weniger schwitzen und Flüssigkeit verlieren
– Ständer für Bildschirm/Tablet: Wenn Sie nicht vor dem Fernseher oder einem großen Bildschirm strampeln, benötigen Sie eine Halterung für das Gerät, auf dem Zwift läuft. Auch dafür gibt es Zubehör, ein Notenständer fürs Tablet oder eine Smartphone-Halterung am Lenker tun es jedoch auch
– Handtücher: Auf dem Indoortrainer schwitzt man in der Regel deutlich mehr als draußen. Ein Handtuch hilft nur nicht beim Abwischen von unangenehmem Schweiß, sondern sorgt auch dafür, dass sich die salzige Flüssigkeit nicht auf dem Rad ablagert und dieses sogar beschädigt

  • Preis: 499 Euro
  • Gewicht: 15 kg (4,7 kg Schwungrad)
  • Maximale Leistung: 1800 Watt
  • Verbindungsprotokoll: Bluetooth FTMS, ANT+ FE-C
  • Kassettenaufnahmen: 8- bis 12-fach Shimano, Sram-Freilaufkörper erhältlich, Steckachse und Schnellspanner
  • Funktionen: ERG-Modus, Simulierte Steigungen (bis 16 %), automatische Anpassung des Widerstands
  • Genauigkeit: +/- 2,5 % laut Hersteller

Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Zwift

Was ist Zwift?

Zwift ist eine virtuelle Trainingsplattform für Radsportlerinnen und Radsportler, auch Lauftraining ist möglich. Auf einem Smart- oder Rollentrainer wird die Tretleistung des Sportlers erfasst und auf einen Avatar übertragen. Bei Zwift werden simulierte Ausfahrten, strukturierte Trainings und Rennen angeboten.

Welche Geräte benötige ich zum Training mit Zwift?

Sie benötigen eine smarten Indoortrainer wie den Zwift Hub oder einen Rollentrainer mit einem Powermeter am Fahrrad. Empfehlenswert ist überdies ein Herzfrequenz-Brustgurt. Als Endgerät können Sie entweder einen Mac oder PC verwenden, Iphone oder Android-Smartphone; auch Apple TV unterstützt Zwift.

Funktioniert Zwift auch ohne Powermeter oder Smarttrainer?

Ja. Für die einfachste Variante benötigen Sie einen einfachen Indoor-Rollentrainer und einen Trittfrequenzsensor. Anhand der Kadenz errechnet das Programm eine virtuelle Leistung, die ist allerdings nicht so genau wie die Daten eines Powermeters.

Was kostet Zwift-Training mit dem Zwift Hub?

Der Zwift Hub kostet einmalig 499 Euro, für die Nutzung von Zwift werden monatliche Kosten von 14,99 Euro fällig.

Funktioniert der Zwift Hub auch mit Trainerroad, Rouvy und anderer Software?

Ja, Zwift hat den Smarttrainer Hub bewusst offen für Drittanbieter gestaltet, das Gerät kann der ANT+ und Bluetooth-Standard auch für Training mit Trainerroad, Rouvy und anderen verwendet werden,

Welche Alternative gibt es zu Indoortraining mit Zwift?

Egal ob mit dem Zwift Hub-Smarttrainer oder einem anderen Gerät: Wenn Sie nicht in den virtuellen Welten von Zwift trainieren möchten, können Sie ihr Training zum Beispiel auch bei einem Anbieter wie Trainerroad durchführen. Einige Radcomputer wie zum Beispiel die Geräte von Wahoo, Garmin und Hammerhead können auch mit Smarttrainern kommunizieren und den entsprechenden Widerstand an das Gerät übermitteln. Wer einen einfachen Rollentrainer hat, kann den Widerstand für die Session auch ganz klassisch an einem Hebel einstellen.


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