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Smart Fortwo: Mercedes beendet Produktion des legendären Zweisitzers

Nach mehr als 25 Jahren ist Schluss: Im französischen Hambach läuft der letzte »echte« Smart vom Band. Es ist das Ende für eines der vielleicht spannendsten Autos, die jemals gebaut wurden.

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Smart Fortwo: Mercedes beendet Produktion des legendären Zweisitzers

Schluss, aus, das war’s: Nach mehr als 25 Jahren beendet Mercedes die Produktion des Smart Fortwo. »Planungsgemäß wird die Produktion der aktuellen Zweisitzermodelle smart EQ fortwo coupé und cabrio bis Ende März 2024 auslaufen«, teilte eine Unternehmenssprecherin dem SPIEGEL mit. Zeitweise war von einem etwas späteren Ende für den Wagen die Rede gewesen.

Mit dem endgültigen Aus für den anfangs nur 2,50 Meter kurzen Zweisitzer zieht Mercedes den Schlussstrich unter eines der spannendsten und zugleich schmerzhaftesten Kapitel der jüngeren Unternehmensgeschichte. Einst als Mobilitätsrevolution angekündigt, hatte sich der Smart für die Schwaben zum Milliardengrab entwickelt.

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Die Hoffnung, früh ein elektrisch betriebenes Massenmodell auf die Straßen zu bringen, zerplatzte schon vor dem Produktionsbeginn: Statt wie anfangs geplant mit E-Antrieb ging der Kleinstwagen mit Verbrennungsmotor in Serie. Anstelle von Smart schaffte später Tesla als erste Marke den Durchbruch mit E-Autos. Etwa zwei Millionen Zweisitzer baute Smart seit 1998, die meisten davon mit Verbrenner.

Das Management in Stuttgart ließ immer wieder durchblicken, dass Smart nie einen Gewinn einfuhr. Auch deshalb entschied sich Mercedes im Frühjahr 2019, die Marke in eine Kooperation mit dem chinesischen Hersteller Geely einzubringen. Der Verbrennerantrieb wurde in dem Jahr schließlich ausgemustert und Smart zumindest noch zur ersten rein europäischen Elektroautomarke.

»Wir werden gemeinsam die nächste Generation elektrischer Smart designen, entwickeln und in China für den Weltmarkt bauen«, sagte der damalige Daimler-Chef Dieter Zetsche. Zwar haben die Partner Wort gehalten, doch hat der als #1 im Jahr 2022 präsentierte Erstling aus dieser Kooperation mit dem Original nur noch den Markennamen gemein. Aus dem 82 PS starken und 2,70 Meter kurzen Zweisitzer für 21.490 Euro ist ein 4,30 Meter langer, ebenfalls elektrischer CrossOver geworden, der mindestens 37.490 Euro kostet und bis zu 428 PS leistet. Immerhin: Statt 133 Kilometern Normreichweite bietet der #1 bis zu 420 Kilometer. Ein neuer Zweisitzer soll irgendwann folgen.

Schon mit dem Start des Joint Ventures war klar, dass die Tage des »echten« Smart gezählt waren. Es folgte ein schmerzhafter Abschied auf Raten.

Für den ForFour, den mit 3,50 Metern Länge ein wenig größeren Bruder des Zweisitzers war Ende 2021 Schluss. Und vor ziemlich genau einem Jahr hat Smart die Orderbücher für den Fortwo geschlossen und fortan die letzten Bestellungen abgearbeitet. Darunter waren die 150 Exemplare einer inoffiziellen Final Edition für Coupé und Cabrio, angepriesen von der deutschen Händlerschaft mit dem Slogan »Mission Completed«, Vollausstattung und ein paar Aufklebern für etwa 30.000 Euro.

Daran, dass jetzt tatsächlich das Ende für den bezahlbaren, elektrischen Kleinwagen gekommen ist, trägt die Politik eine Mitverantwortung. Die EU hat eine neue Norm zur Cybersecurity im Auto verabschiedet, die in älteren Modellen nur schwer und zu hohen Kosten umzusetzen ist. An dieser Hürde scheitern in diesem Frühjahr viele Modelle – neben dem Smart etwa der Audi TT, der VW Multivan oder der Porsche Boxster.

Eher gelassen sehen wohl viele Angestellte im Werk Hambach das Aus für den Smart. Die Fabrik wurde für fast eine halbe Milliarde Euro und mit hohen Subventionen aus Brüssel, Paris und Berlin ins strukturschwache Lothringen gebaut und im Oktober 1997 eröffnet. Zweitweise über 1500 Mitarbeiter haben in »Smartville« in guten Jahren bis zu 140.000 Autos gebaut.

Um ihre Jobs müssen sie aber nicht fürchten. Schon im Dezember 2020 hat der Chemiegigant Ineos die Fabrik übernommen. Ironie der Geschichte: Dort, wo das kleine, schlaue Auto geboren wurde, das seiner Zeit voraus war, baut Ineos jetzt den Geländewagen Grenadier. Der wiegt fast drei Tonnen und damit etwa zweieinhalb mal so viel wie der Smart.

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