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Auf Smart Car folgt das KI-Auto

Mobilität der Zukunft Auf Smart Car folgt das KI-Auto

Baidu glaubt fest daran, dass künstliche Intelligenz den nächsten großen Technologieschub in der Autoindustrie auslösen wird. Der chinesische Internet-Konzern setzt auf das KI-Auto als nächste Inkarnation des Fahrzeugs. Oder einfach gesagt: auf das Elektroauto folgte das smarte Car – und nun kommt als nächstes das KI-Auto.

auf smart car folgt das ki-auto

Erst smart Car dann KI-Auto? Ganz klar ja, wenn es nach dem chinesischen Unternehmen Baidu geht. (Bild: sdecoret – stock.adobe.com)

Ob das so sein wird, ist derzeit noch etwas schwer zu beurteilen. Immerhin aber hat diese Vision von Baidu nun schon mal den ersten „AI Day“ der chinesischen Automobilindustrie hervorgebracht. Am 25. März haben Baidu und Automobilhersteller Geely, die gemeinsam das Robocar-Joint-Venture Ji Yue gegründet haben, bei diesem Event ihre jüngste Software vorgestellt.

Pure Vision statt Lidar

Bislang hatte nur Tesla einen KI-Tag veranstaltet und versucht, seine Fahrzeuge über diese neue Technologie zu vermarkten. In China ist das neu. Und das Auto-Joint-Venture wandelt auch in einer weiteren Hinsicht auf Teslas Pfaden: Ähnlich wie Tesla setzt man bei Ji Yue neuerdings für das autonome Fahren nicht mehr auf Lidar, sondern auf „Pure Vision“.

Das mag alles top modern sein, hat aber leider einen großen Haken. Die Autos von Ji Yue sind bis jetzt eher Ladenhüter. 2023 seien gerade einmal 774 Stück der Robocars verkauft worden, berichtet der chinesische Branchendienst Qiche Tongxunshe. „Ji Yue Auto sieht sich jetzt mit der peinlichen Situation konfrontiert, dass es allseits gelobt wird, aber nicht populär ist,“ schreibt das Fachmedium. Ist es vielleicht zu früh, Autos allein mit dem Fokus KI verkaufen zu wollen? Auf jeden Fall seien viele Autofahrer in China derzeit verwirrt, wenn ihnen all die technischen Neuerungen um den Kopf gehauen werden, schreibt das Portal. Manche Marken preisen autonome Fahrfunktionen unter dem Stichwort NOA an, andere mit „NCA“, “AEB“, „NOP“ und so weiter.

Was ist ein KI-Auto-Roboter?

Baidu und Geely bewerben die Fahrzeuge ihres Gemeinschaftsunternehmens als „KI-Auto-Roboter“. Was das genau sein soll, ist von der Marketingabteilung offenbar nicht ganz leicht zu vermitteln. Jedenfalls verfängt der Slogan bei den Autokäufern in China noch nicht so richtig. „Konsumenten, die nichts von Autos verstehen, denken bei diesem Auto an einen Transformer,“ schreibt Qiche Tongxunshe.

Umgebungswahrnehmung verbessern

Also etwas zu viel Science-Fiction, selbst für die Technologie-affinen Chinesen? Möglich, wenn selbst die Fachpresse Schwierigkeiten hat, die Neuerung zu verstehen, die Baidu und Geely auf ihrem „AI Day 2024“ gerade vorgestellt haben.

Im Zentrum eines angekündigten Updates, der schrittweise für die Ji-Yue-Autos realisiert werden soll, steht eine neue Software namens Apollo Vision Takes All (VTA), mit der die Umgebungswahrnehmung dank generativer KI verbessert werden soll. Für das autonome Fahren wichtige Funktionen wie die dynamische und statische Objekterkennung, das temporale Tracking, Real-Time-Mapping und das Interpretieren von Szenarios aus dem Straßenverkehr werden dann künstlicher Intelligenz „deutlich besser”, so ein Baidu-Manager auf dem KI-Tag.

Xia Yaping, der CEO von Ji Yue, hat keinerlei Berührungsängste, wenn es um Science-Fiction geht. „In der Ära 3.0 des Smart Cars wird die Roboterisierung der wichtigste Entwicklungstrend von Autos sein,“ sagte Xia auf dem KI-Event. „Und genau wie die Autos in Science-Fiction-Filmen werden nur solche Autos als echte Autoroboter bezeichnet werden können, die die Fähigkeit haben, natürlich zu kommunizieren, sich frei zu bewegen und sich selbstständig weiterzuentwickeln.”

KI meets Mapping

Baidu sieht sich als Technologieführer im Bereich des autonomen Fahrens, weil es das einzige Unternehmen ist, das sowohl viel Geld in Forschung und Entwicklung von künstlicher Intelligenz investiert als auch eigene Mapping-Fähigkeiten zum Generieren von Karten hat. Baidu Maps, das chinesische Äquivalent zu Google Maps, hat die sogenannte Lane Definition Map (LD Map) entwickelt. Autos mit Kameras liefern Feedback und Algorithmen verfeinern die Karten so weit, dass selbst das Wechseln der Fahrspur irgendwo in China ohne Lidar möglich wird. KI und Large Models übernehmen dabei nun viel von dem, was früher noch von Programmieren von Hand gemacht werden musste. Man lasse gerade Hunderte von Autos mit Aufnahmegeräten durch Chinas Städte rollen, die Daten mit einer für das autonome Fahren der Stufe L4 nötigen Präzision einsammelten, so die Baidu-Manager.

Hochgenaue Karten in Serie

Die Algorithmen und generative KI sorgten jetzt dafür, dass Hochpräzisions-Karten ohne viel manuelles Input in Serie produziert werden können. So entsteht eine neue Form von Wahrnehmung nicht mehr primär für den Autofahrer, sondern für die intelligenten, autonomen Autos der Zukunft. Und die KI beschleunigt den ganzen Vorgang nun beträchtlich. Eine chinesische Stadt pro Tag könne diesem neuen Netzwerk momentan hinzugefügt werden, hieß es auf dem KI-Tag.

Zukunftsmusik mit Potenzial

Bleibt das Problem, Automobilhersteller zu finden, die dieses High-Tech demnächst in ihre Modelle integrieren. Der Preiskampf in China sorgt gemeinsam mit dem Unverständnis der Konsumenten dafür, dass Baidus und Geelys Visionen momentan nur so etwas wie eine interessante Zukunftsmusik sind. Allerdings ist es eine Zukunftsmusik mit viel Potenzial. Die Autos von Ji Yue sollen schon ab diesem Jahr überall dort fortgeschrittene autonome Fahrfunktionen besitzen, wo es Karten von Baidu gibt. Das wäre dann fast überall. Nun muss Ji Yue nur noch dafür sorgen, dass seine Autos auch Käufer finden.  (se)

Stand vom 15.04.2021

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* Henrik Bork, langjähriger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau, ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking.

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