Xiaomi-Gründer und Unternehmenschef Lei Jun stellt in Peking das Elektroauto seines Smartphonekonzerns vor.
Der Schriftzug auf dem Auto ist ungewohnt. Man kennt ihn von den Smartphones, die hinten im Flaggschiffladen unweit der Schanghaier Kathedrale und des Fußballstadions ausgestellt sind. Doch es ist kein angebissener Apfel, der da hinten auf dem Auto prangt. Stattdessen steht da in Kleinbuchstaben „xiaomi“. Die Chinesen sind der Smartphone-Produzent, der den Schritt durchgezogen hat, mit dem Konkurrent Apple ewig geliebäugelt hatte, nur um sich dann doch nicht zu trauen.
Patriotischer Überschwang
Es ist ein sehr kompetitiver Preis. Und das nächste Zeichen, dass das Premiumsegment in China preislich immer weiter nach unten gezerrt wird. Xiaomi, das mit dem Pekinger Staatskonzern BAIC den gleichen Partner hat wie Mercedes, setzt damit die deutschen Premiumhersteller weiter unter Druck. Der Vergleichspunkt war in den meisten Aspekten das Model 3 von Tesla, sagte Lei. Doch für die Top-Version habe man eher mit dem Porsche Taycan mithalten wollen.
So groß das mediale Interesse ist, am Ende kommt es auf die Kunden an. Ein patriotischer Überschwang der chinesischen Kundschaft, wie es ihn rund um das neue Huawei-Handy im Herbst gab, scheint bisher nicht zu entstehen. Auf Weibo, dem X-Pendant der Chinesen, schafft es das Auto am Donnerstagnachmittag zunächst nur auf Rang 13 der meistdiskutierten Themen und das auch noch mit der Kritik, dass eine Tür etwas schief zu hängen scheine.
Design ähnelt anderen Wettbewerbern
Wer an die manchmal futuristischen Fahrzeuge auf den Straßen Schanghais gewöhnt ist, findet an den Xiaomi-Karossen wenig Aufregendes: Das Design, verantwortet von einem ehemaligen BMW-Designer, sieht verdächtig nach Porsche aus und damit vielen anderen Fahrzeugen chinesischer Start-ups zum Verwechseln ähnlich. Auf Douyin, der chinesischen Tiktok-Version, ist der Spott groß. Xiaomi hat weitere Modelle angekündigt.
Die Türen der Autos müssen in dem Laden leider geschlossen bleiben. Doch im Cockpit sieht man von außen die gleiche Standardausstattung, wie man sie von den meisten chinesischen Elektroautos kennt: Ein schmaler Bildschirm, wo einst die Tachoscheibe war, ein größerer oberhalb Mittelkonsole. Der Rest des Cockpits sieht nach Durchschnitt und plastiklastig aus. Die Passagiere auf der Rückbank scheinen auf Bildschirme verzichten zu müssen. Auf den ersten Blick gibt es wenig, was das Fahrzeug von der Konkurrenz abhebt. Oder anders ausgedrückt: Das Auto braucht eine sehr gute Software.
Dass der Ansatz funktioniert, zeigt der Smartphone-Konkurrent Huawei gerade mit Bravour. Der wehrt sich zwar mit Händen und Füßen dagegen, als Autohersteller bezeichnet zu werden, ist tatsächlich aber an einigen Herstellern beteiligt und stellt die Fahrzeuge in seinen Läden aus. Die Marke Aito hat sich im Januar und Februar in die Spitzengruppe der chinesischen Elektro- und Hybridautos katapultiert. Laut der Schanghaier Beratung Automobility hat die Marke in dem Zeitraum knapp 60.000 Fahrzeuge verkauft, Rang 6 im Ranking. Zum Vergleich: Tesla kam auf 70.000, VW auf gut 25.000 Elektroautos.