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Smart #1 Test: Hippes E-Auto mit 5 Sitzen und Ladehemmung

smart #1 test: hippes e-auto mit 5 sitzen und ladehemmung

Smart #1 Test: Hippes E-Auto mit 5 Sitzen und Ladehemmung

So klein, wie er mal war, wird er nicht mehr. Wer an einen Smart denkt, hat heute wahrscheinlich noch den 2,5 Meter langen Smart Fortwo im Sinn. Unter dem von ehemaligen Alleinbesitzer Mercedes gegründeten Joint-Venture mit dem chinesischen Autohersteller Geely gibt es eine deutliche Vergrößerung. Erster Spross der Partnerschaft ist der Smart #1, ein kleines SUV mit 5 Sitzen. Das 2022 präsentierte Elektroauto wird seit Mai 2023 in Österreich verkauft. Ich habe es getestet.

Leistung und Logos

Der Smart #1 (ausgesprochen: Hashtag One – nicht Nummer Eins) ist 4,27 Meter lang, 1,63 Meter hoch und 1,82 Meter breit. Er hat einen 75 kW (102 PS) starken Elektromotor mit 343 Nm maximalem Drehmoment, 180 km/h Maximalgeschwindigkeit und eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 6,7 Sekunden. Die NCM-Lithium-Ionen-Batterie fasst 66 kWh, womit man 440 Kilometer Reichweite (WLTP) erhalten sollte. Der Verbrauch soll bei 16,8 kWh pro 100 Kilometer liegen.

Mit seinen Dimensionen kann sich der Smart #1 nicht mehr von der Masse neuer E-Autos abheben, die Erkennbarkeit soll das Design richten. Aerodynamische, abgerundete Formen, breite LED-Streifen vorne und hinten, sowie üppige Logo-Platzierungen drücken Betrachter*innen die Marke aufs Aug. Beim Öffnen der vorderen Türen wird das Smart-Logo auch auf den Asphalt projiziert.

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Fescher Look. Das Lichtdesign des Smart #1 gibt schon etwas her

Bunte Lichter, satter Sound

Im Innenraum soll etwas fortgesetzt werden, was sich seit den Anfängen des Smart als “Swatch-Car” Mitte der 90er-Jahre durchzieht: die Liebe zum verspielten Design. Hell- und dunkelgraue Elemente, Leder und Plastik werden von zahlreichen LED-Bändern eingerahmt, mit denen sich verschiedenste Farbthemen darstellen lassen. Beleuchtet sind u.a. auch einige der 13 Lautsprecher des Beats-Soundsystems in der von mir getesteten Premium-Variante des Smart #1. Die Mittelkonsole ist bis auf Armlehnenniveau hochgezogen, davor prangt der obligate 12,8-Zoll-Touchscreen im Querformat.

Der Funk-Zündschlüssel ist rund und bringt das Auto auf Wunsch schon bei Annäherung wie ein Christbaum zum Leuchten. Sitzt man am Fahrer*innensitz, braucht man keinen Start-Knopf zu drücken. Gang mit dem Wahlhebel hinter dem Lenkrad rein und los geht die Fahrt. Die Steuerung des Smart #1 ist exzellent. Es gibt 3 Fahrmodi und genügend Kraft, die 1,8 Tonnen Gewicht des Autos bleiben auch bei wildem Herumkurven auf Schiene, die Geräuschentwicklung ist sehr moderat. Die Anwesenheit der vielen Assistenzsysteme merkt man durch das leise Klicken von Relais im Armaturenbrett.

Nörgelndes Head-up-Display

Wer mag, kann am Lenkrad den “Smart Pilot” aktivieren. Er übernimmt die Steuerung, wenn man das Lenkrad fest greift – hält man es zu locker, beschwert sich das Assistenzsystem. Wenn man blinkt, wechselt der Smart Pilot auch die Spur, allerdings zieht das Auto zielstrebig über die nächste Spur hinaus, wenn man den Blinker nicht deaktiviert. Die “Adaptive Cruise Control”, mit der die Geschwindigkeit an das Auto vor einem angepasst wird, ist etwas komfortabler.

Beim Überfahren von Begrenzungslinien wird man vom Spurhalteassistent bevormundet und das Head-up-Display (HUD) tadelt mich während des Testens im Minutentakt. Es behauptet, ich sei zu abgelenkt und solle mich gefälligst mehr konzentrieren. So nicht, liebes HUD! Abgeschaltet.

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Hier hat es sich versteckt, das E-Pedal

Unnötige Menüvielfalt

Auf dem Mittelkonsolendisplay wird man beim Einsteigen stets von einem Polygon-Fuchs begrüßt. Er räkelt sich und springt in die Höhe, wenn man ihn berührt, sonst kann er aber nichts. Die Bedienung des On-Board-Entertainment-Systems ist insgesamt etwas zu verspielt. Es gibt zig Menüpunkte, die unterschiedlich aufrufbar sind und nach manchen Funktionen muss man mühevoll suchen.

Ein Beispiel: Ich frage mich, ob der Smart #1 One-Pedal-Driving beherrscht. Fahrfunktionen finden sich in 3 unterschiedlich aussehenden Menüs. Eines ruft man über einen eigenen Touch-Button unterhalb des Displays auf, ein anderes kann man mit einer Wischgeste vom oberen Bildschirmrand öffnen und dann gibt es noch die Einstellungs-App in einer App-Übersicht. Das “E-Pedal”, wie Smart die Funktion nennt, findet sich nur in einem dieser 3 Menüs, andere Fahrfunktionen tauchen da wie dort auf. Wer sich ein paar Tage mit dem Auto beschäftigt, findet sich schon zurecht, aber Übersichtlichkeit sieht anders aus.

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Eigene Navi-App: Warum?

Das Navigationssystem hat starkes Verbesserungspotenzial. Mittlerweile darf man sich schon fragen, warum es Autohersteller immer wieder mit selbst gemachten Apps probieren, anstatt einfach Google Maps zu verwenden. Die Navi-App des Smart macht u.a. widersprüchliche Angaben zur Spurwahl, zeigt völlig irrelevante Points-of-Interest an und hat eine merkwürdige Sprachausgabe (“Gleich rechts abbiegen gleich”). Der deutsche Teil des Joint-Ventures Smart hat sich ganz offensichtlich weder um die App-Entwicklung, noch um die Übersetzung von Funktionen gekümmert.

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Na was jetzt: Ist die Straße nach links oder nach rechts versetzt?

Du sollst nicht Radio hören

Sowohl bei der Navigation als auch bei der Nutzung anderer Apps wird man ständig von aufpoppenden Datenschutzerklärungen genervt, denen man zustimmen muss – auch wenn man in einem eigenen Menüpunkt bereits allen genutzten Apps die Freigabe erteilt hat. Für die Nutzung des Beats-Soundsystems förderlich ist die Existenz einer Spotify-App. Dass es sie gibt, ist gut, aber sie hat Macken. Wird jenes Spotify-Profil, mit dem man sich im Auto angemeldet hat, während der Fahrt gerade woanders genutzt, kann man nicht ungestört Radio hören. Die Soundquelle wird ständig automatisch auf Spotify umgestellt.

Aktualisiert und ausgesperrt

Software-Probleme wie diese treten bei neuen Autos schon mal auf. Der Smart #1 erhält auch Over-the-Air-Updates und man kann darauf hoffen, dass das On-Board-Entertainment dadurch besser wird. Beim Updaten sollte man allerdings aufpassen. Ich war gerade unterwegs und dachte, es wäre eine gute Idee, die Software während eines Zwischenstopps zu aktualisieren. Eine Zeitprognose dafür erhielt ich nicht. Als ich dann nach 20 Minuten weiterfahren wollte, konnte ich nicht einmal ins Auto einsteigen. Durch das Seitenfenster musste ich zusehen, wie sich der Ladefortschritt am Display quälend langsam den 100 Prozent näherte.

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Mehrmals probiert, aber aufladen ging nicht

Kein einziges Mal aufgeladen

Das wahrscheinlich größte Problem beim Testen war, dass etwas nicht klappte, was für ein E-Auto doch ziemlich essenziell ist: Es ließ sich nicht aufladen. Ich probierte es mehrfach an 2 verschiedenen Ladestationen von Wien Energie, mit 2 unterschiedlichen Ladekarten. Es wollte einfach kein Strom rein.

Glücklicherweise hält der Akku des Smart #1 aber, was er verspricht. Eine Woche lang konnte ich mit einer Ladung ausgiebig herumfahren und meinen Test trotz unmöglicher Aufladung ohne Einschränkung durchführen. Laut Smart sei das Problem noch nie zuvor aufgetreten. Die Ursache konnte nicht gefunden werden.

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Auch auf Feldwegen zu gebrauchen: Smart #1

Fazit und Preis

Der Smart #1 ist ein quirliges, gut aussehendes Elektroauto, das trotz des Größenunterschieds zu seinen Vorfahren relativ kompakt ist. Am Fahrgefühl gibt es nichts auszusetzen, am Design sowieso nicht. Innen mehr wie außen ist der Smart in Premium-Version mit vielen interessanten Details gespickt. Die personalisierbare, bunte Beleuchtung sieht bei Dunkelheit großartig aus.

Auch dank der Assistenzsysteme fühlt man sich gut behütet, für alle Gelegenheiten ausreichend motorisiert und mit genügend Reichweite ausgestattet. 360-Grad-Kamera und Einparkassistent machen das Manövrieren in Parkhäusern einfach. Abzüge gibt es für das On-Board-Entertainment-System, vor allem wegen unübersichtlicher Menüführung und schlechten Übersetzungen. Und da wäre noch das Aufladen: Laut Nutzer*innenberichten kam es in der Vergangenheit dabei schon zu Problemen.

Mit den richtigen Over-the-Air-Updates hat der Smart #1 das Potenzial, sich zu verbessern. Derzeit heißt es zusammengefasst noch: Schön und gut, aber hat Macken. Günstig ist der Smart #1 jedenfalls nicht. Die Premium-Version gibt es um 45.900 Euro in 9 verschiedenen Lackierungen.

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