Nach dem NACS-Boom steht in Nordamerika die nächste große Entwicklung in der Schnelllade-Welt an: Sieben große Autohersteller haben sich zusammengeschlossen, um ein Schnellladenetzwerk mit mindestens 30.000 Ladepunkten in Städten und an Autobahnen in Nordamerika aufzubauen – auch mit deutscher Beteiligung.
Dass die Ladestationen über entsprechende Kabel für beide Ladesysteme verfügen werden, ist wichtig für die angestrebte Förderung: Die US-Regierung hat einen CCS-Anschluss bekanntlich zur Voraussetzung gemacht – andere Ladestecker können, müssen aber nicht angeboten werden. „Es wird erwartet, dass die Schnelllader damit den Anforderungen des U.S. National Electric Vehicle Infrastructure (NEVI) Programms entsprechen oder diese übertreffen“, wie es in den Mitteilungen heißt.
Die ersten Ladestationen des Zusammenschlusses sollen im Sommer 2024 in den USA und zu einem späteren Zeitpunkt auch in Kanada öffnen. Jeder Standort wird mit „mehreren leistungsstarken DC-Schnellladepunkten“ ausgestattet. Eine Mindest- oder Maximalanzahl wird jedoch nicht genannt, auch die Ladeleistung wird noch nicht vorgegeben – es dürfte sich aber um mindestens 150 kW handeln. Die Ladestationen werden an gut erreichbaren Standorten errichtet und sollen je nach Möglichkeit Überdachungen und Annehmlichkeiten wie Toiletten, Gastronomie und Einzelhandel – in direkter Nähe oder demselben Gebäudekomplex – bieten.
Zuverlässiges Ladenetz ist das Ziel
Zudem soll es einige „Flaggschiff-Standorte“ geben, die mit „zusätzlichen Annehmlichkeiten für ein erstklassiges Laderlebnis“ ausgestattet sein sollen, um „einen Ausblick auf die Zukunft des Ladens zu geben“. Genauer beschrieben wird das nicht, es könnte sich dabei aber um eine Aufenthalts-Lounge oder weitere Dienstleistungen rund um den Ladepark handeln.
Nach Angaben des US-Energieministeriums waren im Juli 2023 in den USA rund 32.000 öffentlich zugängliche DC-Schnellladestationen verfügbar – mit geplanten 30.000 Ladepunkten würde das neue Bündnis diese Anzahl fast verdoppeln. Das nordamerikanische Supercharger-Netz (also USA und Kanada) umfasst derzeit 12.000 Ladepunkte, wird aber weiter ausgebaut.
„Nordamerika ist einer der weltweit wichtigsten Automobilmärkte – mit dem Potential, eine führende Rolle in der Elektromobilität einzunehmen“, sagt BMW-CEO Oliver Zipse. „Die Verfügbarkeit von Schnellladestationen ist eine der zentralen Voraussetzungen, um diese Transformation zu beschleunigen. Deshalb begründen sieben Automobilhersteller ein Joint Venture mit dem Ziel, ein erstklassiges Kundenerlebnis beim Laden zu schaffen.“
Mercedes-CEO Ola Källenius ergänzt: „Der Kampf gegen den Klimawandel ist die größte Herausforderung unserer Zeit. Was wir dafür brauchen, ist Geschwindigkeit – über die Grenzen von Politik, Gesellschaft und Unternehmen hinweg. Um den Umstieg auf Elektrofahrzeuge zu beschleunigen, unterstützen wir alles, was unseren Kundinnen und Kunden das Leben leichter macht.“
Interessant ist auch, dass Hyundai und Kia Gründungsmitglieder des Bündnisses sind – die Koreaner hatten bisher die NACS-Integration „geprüft“, waren aber in Sorge, da die Supercharger auf 400 Volt ausgelegt sind – und somit die 800-Volt-Modelle der Hyundai Motor Group nicht ihre Vorteile beim Schnellladen ausspielen können. „Hyundais Expertise im Bereich der Elektrifizierung wird dazu beitragen, die Ladeinfrastruktur neu zu definieren“, sagt Hyundai-CEO Jaehoon Chang. „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit den anderen Automobilherstellern beim Aufbau dieses weitreichenden Schnellladenetzwerks.“
bmwgroup.com, mercedes-benz.com, stellantis.com (alle drei auf Deutsch), gm.com, global.honda, hyundai.com (alle drei auf Englisch)