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Nur 60 Euro: So gut ist der Schnäppchen-Saugroboter von Gorenje im Test

Saugroboter kosten gerne auch mal 1500 Euro, da ist ein Angebot für 60 Euro doch fast schon verdächtig. Wir sagen, ob der Gorenje RVC 216 BK G SMART Schnäppchen oder Schrott ist.

Gorenje kennt man vermutlich eher von Küchengeräten wie Kühlschränken und Backöfen. Doch – vielleicht auch durch den Aufkauf des chinesischen Hisense-Konzerns – inzwischen gibt es auch andere Gerätearten, darunter einen Saugroboter mit Wischfunktion. Das Gerät mit dem sperrigen Namen Gorenje RVC 216 BK G SMART ist derzeit bei Amazon im Angebot – und zwar richtig! Gerade einmal 60 Euro kostet das Gerät, das zuvor und auch aktuell bei anderen Anbietern noch locker über 300 Euro kostet(e). Wo ist der Haken?

Lieferumfang

Der Lieferumfang unterscheidet sich beim Gorenje RVC 216 BK G SMART durchaus leicht von dem anderer Saugroboter, vor allem in zwei Punkten. Denn neben Roboter, Ladestation (ohne Kabelmanagement), etwas Papier in Handbuch-Form und zweier Seitenbürsten gibt es gleich zwei wechselbare Akkus (beide werden benötigt) und einen Schraubendreher sowie eine einzelne Schraube im Karton. Tatsächlich will eine der beiden Seitenbürsten nicht nur aufgesteckt, sondern auch angeschraubt werden, die andere ist Reserve. Zudem ist das Werkzeug dafür da, die beiden Akkuschächte hinten links und rechts unten am Gerät zu öffnen, um vor Inbetriebnahme die Akkus darin einstecken zu können. Bei den meisten anderen Saugrobotern ist der Akku fest eingebaut und die Seitenbürsten werden nur gesteckt.

Design

Auch beim Design geht Gorenje etwas andere Wege. Das Modell in schwarzem Kunststoff setzt weder auf runde, noch auf D-Form, sondern auf irgendwas dazwischen. Das gibt dem RVC 216 BK G SMART einen durchaus hohen Wiedererkennungswert. Die Front ist dabei gerade, damit die Hauptbürste möglichst weit vorn angebracht werden kann. Das Korpus, das abgesehen von dem erwähnt geraden Vorsatz fast schon Diamant-Form aufweist, bietet einen silbernen Knopf, über den die obere Abdeckung samt Staubbehälter entnommen werden kann. Davor installiert der Hersteller ein einfaches Display, das Angaben zu WLAN-Verbindung, Akkustand und Aktivität zeigt sowie mehrere Sensortasten. Mit ihnen darf der Nutzer etwa die Reinigung starten oder den Roboter zurück zur Ladestation schicken.

Auffällig ist bei einem Saugroboter zu einem derzeit so günstigen Preis ist die eingebaute Kamera. Sie ist nach vorn und leicht schräg oben ausgerichtet und unterstützt die Navigation – für 100 Euro! Das ist normalerweise nur in deutlich teureren Modellen zu finden. Tatsächlich stützt sich der Gorenje-Sauger hauptsächlich auf Gyro-Navigation, er erweitert die Navigation mittels der Kamera nur. Insgesamt wirkt der Gorenje RVC 216 BK G SMART nicht unbedingt billig, aber einfacher als viele Konkurrenzmodelle um 300 Euro. Schlecht ist der Ersteindruck aber nicht zwingend – sowohl bei Design als auch Verarbeitungsqualität und genereller Anmutung.

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Schnäppchen-Saugroboter mit guten Eigenschaften

Inbetriebnahme und App

Neben der Steuerung über die Bedienelemente auf dem Sauger lässt sich der Gorenje RVC 216 BK G SMART per App steuern. Die Verbindungsaufnahme mit der benötigten G-Smart-Robot-App ist dabei genauso einfach wie bei teureren Saugrobotern. Auch hier gilt: Einfach den Anweisungen auf dem Smartphone-Display folgen und nach wenigen Minuten ist die Verbindung völlig unkompliziert hergestellt.

Anschließend bietet dich dem Nutzer aber ein eher einfaches Bild. Bei der App handelt es sich offenbar um ein Derivat der weit verbreiteten Tuya-App, entsprechend lassen sich hier offenbar nicht nur der Roboter, sondern auch andere Smart-Home-Komponenten einbinden und miteinander in Regeln kombinieren. Wichtiger ist aber der Teil für den Gorenje-Roboter selbst. Er zeigt zentral eine Art Steuerkreuz, mit dem man Saugaufgaben starten und beenden, aber den Bot auch wie ein Spielzeugauto manuell dirigieren kann. Darüber gibt es kurze Hinweise in Textform, was der Roboter gerade macht (etwa „Charging, Battery Power XX%), darunter weitere Bedienelemente. Neben den gleichen Optionen wie auf der Oberseite des Roboters lassen sich hier zusätzlich Zeitpläne erstellen, Nutzer können Hilfestellung bei Fragen oder Problemen finden (immerhin gibt es dafür eine Art grafischer Schnellstart-Anleitung) und ein weiterer Button gewährt Einblick in die Karte.

Tatsächlich: Der 60-Euro-Saugroboter erstellt eine Karte vom Reinigungsbereich, die mittig angezeigt wird – fast wie „die Großen“! Darüber gibt es eine Angabe zur Größe der Reinigungsfläche, der zuletzt benötigten Zeit für die Reinigung und dem Batterie-Ladestand. Unter der Kartendarstellung gibt es die Punkte normal, Pose, Zone und Wall. “Normal” ist die bereits erwähnte Kartendarstellung und “Pose” erlaubt es dem Nutzer, den Roboter mit einem Klick auf der Karte dorthin zu bewegen – typische Google-Übersetzer-Probleme, wie sie so oft bei (kleineren) chinesischen Herstellern auftauchen. “Zone” erlaubt einfaches manuelles Aufteilen der Karte nach Räumen und “Wall” zieht virtuelle Grenzen – für 100 Euro ist das erstaunlich! Dinge wie eine Anpassmöglichkeit für die Saugleistung oder gar eine automatische Teppicherkennung fehlen dem Saugroboter, auch die Wassermenge beim Wischen lässt sich nicht dosieren.

Navigation und Reinigungsleistung

Die Navigation per Gyroskop ist die zweite von vier wesentlichen Navigationsarten:

  1. Chaotisch per Bumper,
  2. Gyroskop mit Bahnenziehen,
  3. Kamera-
  4. und Laser-Navigation für Verständnis des Bots, wo er sich gerade befindet.

Gyroskop-gesteuerte Bots fahren daher normalerweise stur ihre Bahnen bis sie vor ein Hindernis prallen, drehen um 180 Grad und verwenden eine versetzte Bahn zum Zurückfahren. Grundsätzlich macht der Gorenje-Saugroboter das auch, allerdings sieht man, wie er dabei zusätzlich die Kamera verwendet. Denn so dreht er sich etwa beim Start der Reinigung in einem Teilkreis, um seine Umgebung zu „beäugen“. Außerdem hält er meist direkt vor einer Wand an, berührt sie so nicht oder nur minimal und dreht dann ab. Auch die Kartendarstellung wirkt präziser als von reinen Gyro-Modellen, die ohnehin meist keinen Zugriff auf die Karte erlauben – schon gar nicht mit Pin-to-Go- oder Virtual-Wall-Funktionen. Dadurch fährt der günstige Roboter überwiegend möbelschonend. An ein Modell mit Laser-Navigation kommt er natürlich nicht ganz heran, gerade in sehr engen Ecken oder verwinkelten Grundrissen kann der 100-Euro-Sauger Probleme bekommen. Irgendwann stoßen aber auch teure Modelle an ihre Grenzen, sodass menschlicher Eingriff – am besten vor dem Start in Form von Aufräumen – nie ganz vermeidbar ist.

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Eine schlanke Ladestation gibt es dazu.

Bei der Reinigungsleistung schlägt leider nicht gerade die Sternstunde des Gorenje RVC 216 BK G SMART. Er klingt bei der Geräuschkulisse von Fahr- und Saugmotor nicht anders als teurere Modelle, allerdings bleibt auch leichter Schmutz immer wieder mal liegen. Das können Krümel sein oder nicht ganz zentral liegende Haarbüschel der Familienkatze – immer wieder kommt es vor, dass der Roboter gerade drübergefahren ist, der Schmutz aber zumindest teilweise noch liegt. Das könnte an zu geringer Saugkraft liegen oder an der Hauptbürste. Denn die kommt entgegen teureren Modellen ausschließlich mit Borstenreihen ohne zusätzliche Gummilippen daher.

Die Kombination aus nicht ganz optimaler Bürste und vermutlich zu niedriger Saugkraft sorgt auch in unserem Testparcours für unbefriedigende Ergebnisse: Von 30 Gramm Vogelfutter und 20 Gramm Vogelsand findet der Gorenje RVC 216 BK G SMART nur 12 und 7 Gramm wieder. Das ist derzeitig ein absolutes Spitzenergebnis – allerdings vom unteren Ende der Bestenliste aus betrachtet. Schade eigentlich.

Wie immer gilt: Wischen ohne irgendeine Art der Verbesserung durch vibrierende Wischlappen oder drehende Mops testen wir gar nicht erst. Denn das ist bestenfalls Staubwischen und das schafft jeder dieser Saugroboter. Immerhin: Für Asthmatiker kann das schon vorteilhaft sein, Schmutz entfernen klappt so eher nicht.

Nicht ganz optimal ist neben der Reinigungsleistung auch die Akkulauf- und Ladezeit des Bots. Um die Akkuladung von 20 auf 60 Prozent zu bringen, dauerte es bei unserem Testgerät rund 2,5 Stunden, eine volle Ladung braucht fast einen ganzen Arbeitstag. Weit kommt der Roboter mit einer vollen Ladung dabei nicht einmal. Im Test schaffte unser Gorenje RVC 216 BK G SMART rund 60 bis 70 Quadratmeter, danach musste er zurück zur Ladestation.

Preis

Der Gorenje RVC 216 BK G SMART kostete zum Testzeitpunkt bei allen anderen Händlern als Amazon 342 bis unglaubliche 585 Euro. Hier bei Amazon kostet der Saugroboter knapp 60 Euro.

Fazit

Wow – knapp über 60 Euro ist ein unglaublich niedriger Preis für einige der Features, die der Gorenje RVC 216 BK G SMART bietet. Er sieht ordentlich aus, navigiert dank seiner Kombination aus Gyroskop und Kamera erstaunlich gut und bietet in seiner App Features wie Pin-to-Go, manuelle Raumaufteilung und virtuelle Wände – das bietet wohl kein anderes Modell auf dem Markt zu diesem Preis! Leider hapert es bei einem wichtigen Punkt: der Saugleistung. Sie reicht in Relation zum Preis sicherlich aus, um bei täglicher Reinigung einen Grundlevel an Sauberkeit in der Wohnung zu halten. Von der Reinigungskraft teurerer Modelle ist er aber meilenweit entfernt. Auch der Akku (oder eigentlich: die Akkus) überzeugte uns im Test nicht, zumindest nicht bei größerer Umgebung. Für eine Wohnung um 70 m² reicht der aber.

Unterm Strich darf hier jeder zugreifen, der besonders wenig Geld für viele Features ausgeben will und damit klarkommt, dass der Gorenje-Sauger nicht ganz perfekt reinigt. Ausgleich dürfte hier die tägliche Nutzung des Saugers sein – und dafür sind Saugroboter eigentlich auch gedacht. Das Gorenje ist ein Preis-Leistungs-Tipp für besonders schmale Geldbeute.

In allen Belangen besser ist etwa der Dreame D9 (Testbericht), er kostet aber auch schon mehr als das Doppelte. Ein ebenfalls sehr günstiges Modell, das allerdings wesentlich weniger Features als der Gorenje-Sauger bietet und dafür trotzdem rund 20 Euro mehr kostet, ist der Vileda VR 102 (Testbericht). Die besten Sauger aus unseren Tests haben wir in unserer Bestenliste zusammengefasst, generelle Hinweise und Tipps zum Kauf eines Saugroboters haben wir zudem in unserem Ratgeber zusammengefasst.

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