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Generation Nachhaltig: Wie grün sind wir heute wirklich?

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Die zwischen 1980 und 2000 Geborenen haben ein besonders großes Nachhaltigkeitsbewusstsein – das belegen jedenfalls Studien wie der Millenial Survey von Deloitte. Es ist heute wichtiger geworden, was und wieviel wir kaufen und welche Werte die Unternehmen, von denen wir kaufen vertreten. Allerdings zeigt sich die „Generation Nachhaltig“ dabei oft auch erstaunlich inkonsequent. Sind wir also wirklich so verantwortungsbewusst im Umgang mit unserer Welt, wie wir immer tun? Oder uns gerne sehen würden? Und warum fällt es uns manchmal so schwer, nachhaltig zu handeln?

 

Digitale Neo Ökos?

 

Den Millennials wird einiges nachgesagt. Zum Beispiel zählen sie als erste Generation der Digital Natives. Sie gehen dementsprechend selbstverständlich mit digitalen Technologien um, lassen sich durch verschiedene Medien jedoch auch stark beeinflussen. Sie gelten zudem als Meister der Improvisation, beruflich unabhängig und kritisch im Umgang mit Konsum. Gerade in diesem Bereich, oder wenn es um den persönlichen Lifestyle geht stehen uns heute so viele Möglichkeiten zur Auswahl wie nie zuvor. Nicht zuletzt das Internet und die Globalisierung sorgen dafür, dass alles immer verfügbar ist.

Eine Folge davon ist, dass materieller Besitz für viele zunehmend weniger wichtig ist. Statussymbole wie Autos oder teure Kleidung werden abgelöst von anderen, teilweise immateriellen Dingen. Reisen gelten hier als neue Prestigeträger, mit denen sich in ausdrucksstarken Bildern auf den sozialen Netzwerken gebrüstet wird. Und bei der Arbeit zählt für viele der Spaß daran mehr als ein überdurchschnittlich guter Verdienst.

Statt Vergnügen ohne Rücksicht auf Verluste oder einem egozentrischen Lebensstil sind Werte wie Freundschaft und Familie aber auch Unabhängigkeit, Toleranz und Verantwortung wieder angesagt. Verantwortung wird dabei vor allem in Bezug auf das eigene Leben übernommen. Fitness und gesunde Ernährung, Bildung oder gemeinsame Erlebnisse gelten erstrebenswert.

 

Widersprüchliches Konsumverhalten

 

Tatsächlich sind viele von uns heute achtsamer und kritischer was ihren Konsum anbelangt. Allerdings wird Nachhaltigkeit dabei meist nicht sehr dogmatisch verfolgt, sondern ordnet sich in vielen Situationen noch anderen Bedürfnissen unter.

Wir trinken einerseits unseren Kaffee lieber mit Soja- oder Hafermilch – denn Kühe machen das Klima kaputt und Massentierhaltung finden wir nicht ok. Andererseits rennen wir scharenweise zu Starbucks – und nehmen Pappbecher-Müllfluten genauso in Kauf, wie die Tatsache, dass der Konzern in Europa seit Jahren erfolgreich durch Tricksereien seine Steuerlast drückt.

Wir statten einerseits unsere Wohnung mit dem einen oder anderen Vintage-Möbelstück vom Flohmarkt aus – toll, wie stabil so eine Massivholzkommode auch noch nach einem halben Jahrhundert ist; und der Style ist so schön Retro. Andererseits kaufen wir in regelmäßigen Abständen neue Einrichtungsgegenstände bei IKEA – viele Möbelstücke verkommen dabei inzwischen analog zur Modebranche zur „Fast Furniture“.

Wir versuchen einerseits in unserem Alltag den Plastikkonsum zu reduzieren und verteufeln Verpackungen und Mikroplastik in Kosmetikartikeln – die Bilder von den Plastikstrudeln im Ozean sehen wirklich beängstigend aus. Andererseits wollen wir in regelmäßigen Abständen gerne ein technisch aktuelles Smartphone – und ignorieren dabei den weltweiten Raubbau an seltenen Materialien, die dafür benötigt werden genauso wie die riesigen Mengen an Elektroschrott, die sich heute anhäufen.

 

Der lästige Gruppenzwang

 

Können wir am Ende einfach auch nicht so nachhaltig sein, wie wir gerne möchten, weil wir – ständig beeinflusst durch die omnipräsente mediale Berieselung – bei allem Respekt vor der Natur einfach auch das Leben genießen wollen? Stylishe Sneaker statt Ökolatschen aus veganem „Leder“? Party like there is no tomorrow statt Meditationswochenende im Grünen? Kurztrip mit Billigflieger statt Urlaub auf Balkonien?

Manche Verlockungen sind einfach zu groß, als ihnen nicht zu verfallen. Dabei stellt sich die Frage, ob es möglich ist, gleichzeitig nachhaltig zu handeln und dabei zu den „Coolen“ zu gehören, die nicht ständig allen durch strengen Verzicht oder pedantisches Ermahnen die Laune vermiesen. Nicht selten braucht man ein dickes Fell, wenn man sich dafür entscheidet, in manchen Situationen lieber Verantwortung für die Umwelt zu übernehmen, statt irgendwelchen – wenig nachhaltigen – Trends hinterherzulaufen. Da wird man schnell zum Außenseiter abgestempelt. Mit der Masse mitzuschwimmen war hier schon immer die einfachere Lösung.

 

Too much Information

 

Ein Grund für unser widersprüchliches Konsumgebaren ist sicherlich die Tatsache, dass wir heute nicht nur eine riesige Auswahl an unterschiedlichen Kaufmöglichkeiten haben, sondern der Handel gleichzeitig auch unglaublich komplex und undurchsichtig geworden ist.

Fast täglich gibt es neue Schreckensnachrichten über Lebensmittelskandale oder soziale und ökologische Ausbeutung bei der Produktion irgendwelcher Artikel, die nach einer Reise um den halben Globus ganz selbstverständlich in unseren Ladenregalen stehen.

Verzichtet man auf Fleisch, plagt einen das schlechte Gewissen angesichts genmanipulierten Soja-Saatguts. Trinkwasser aus Plastikflaschen könnte einerseits durch gesundheitsschädliche Weichmacher kontaminiert sein. Füllen wir uns Wasser aus dem Hahn zuhause ab, laufen wir Gefahr uns durch alte bleibelastete Leitungen Schadstoffe zuzuführen. Ist Kleidung automatisch nachhaltiger, wenn wir sie Second-Hand auf dem Flohmarkt kaufen, auch wenn es Stücke von den typischen Billigmodeketten sind? Machen wir unsere negative CO2-Bilanz beim Flug in den Urlaub dadurch wieder wett, dass wir vor Ort ausschließlich lokales Streetfood konsumieren und als Backpacker unterwegs sind?

Diese Liste könnten wir ewig so fortführen. Entscheidet man sich für die eine Variante – guten Gewissens dabei nachhaltig zu handeln, kommt postwendend irgendeine Info durch Netz geschwebt, die auch hier irgendwelche Probleme und Ungereimtheiten ins Spiel bringt. In unserer hochentwickelten Gesellschaft heute die Welt retten zu wollen ist ein Ding der Unmöglichkeit geworden.

 

Farbe bekennen und Kompromisse eingehen

 

Wenig gefestigte Persönlichkeiten könnten dann dazu neigen, ihren Lifestyle danach auszurichten, je nachdem, was gerade als besonders nachhaltig gilt. Der andere, vielleicht etwas nachhaltigere Weg wäre es, sich für „seine“ höchstpersönliche Nachhaltigkeitsstrategie zu entscheiden und zumindest in den Bereichen verantwortungsvoll zu handeln, die einem besonders wichtig sind. Das wirkt unter dem Strich nicht nur authentischer, sondern ist am Ende möglicherweise auch effektiver. Außerdem befinden wir uns dann nicht ständig in einem Zwiespalt und können vielleicht irgendwann mit unserem anderen, nicht so nachhaltigen Ich Frieden schließen.

 

Kompromisslos nachhaltig – gibt’s das auch?

 

Ein paar besonders nachhaltige Punkte sind bei unserer ständig kritisierten Generation trotzdem zu beobachten. Einer davon ist zum Beispiel die Sharing Economy Bewegung, die sich in vielen verschiedenen Ausprägungen zeigt. Sie ist eine der Folgen des Wertewandels, der die Millenials vielfach auszeichnet.

Statt selbst materielle Besitztümer anzuhäufen, finden es viele heute sinnvoller und praktischer vor allem Dinge, die nur selten gebraucht werden mit anderen zu teilen. Anders als die älteren Generationen können wir es uns sehr wohl vorstellen, kein eigenes Auto zu besitzen. Angesichts permanenter Staus nicht nur in den überfüllten Innenstädten – vom Dieselskandal mal ganz abgesehen – ist die grenzenlose Flexibilität und die automobile Freiheit doch heute einfach nur noch eine Lüge. Zumindest im urbanen Umfeld sind wir mit dem Fahrrad in vielen Fällen besser bedient. Zumal uns moderne E-Bikes das Strampeln auch noch etwas einfacher machen. Ansonsten kommen wir mit Mitfahrgelegenheiten, CarSharing oder einfach einem Mietwagen passend zur jeweiligen Situation eigentlich auch ganz gut klar. Alles im Prinzip eine Sache der Einstellung und Organisation. Und vielleicht auch der Bequemlichkeit.

Alles in Allem ist dieser Sharing Economy Gedanke also eine ganz gute Sache. Allerdings gibt es auch hier kritische Stimmen. Großformatige Online-Plattformen, auf denen verschiedene Angebote in diesem Bereich ausgetauscht werden können sollen den kommerziellen Unternehmen das Geschäft streitig machen. Airbnb als Vermittler von Übernachtungsmöglichkeiten oder Uber als Taxi-Alternative sind passende Beispiele dazu. Doch was hat das mit Nachhaltigkeit zu tun?

Kritiker befürchten vor allem, dass Nichtkommerzielle Anbieter sich verschiedenen Mindeststandards entziehen oder im Falle der Wohnungsplattformen etwa die allgemeinen Mietpreise steigen. Auch hier ist das piekfeine saubere Nachhaltigkeitsimage der Sharing Economy Idee also angekratzt. Ein Punkt mehr, bei dem wir uns am Ende für einen individuellen nachhaltigen Weg entscheiden müssen.

 

Titelbild: Unsplash unter CC0 Lizenz

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