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Gewöhnungssache Auto: Brauchen wir das überhaupt?

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Verkehr in der Stadt: Straßenbahn, Autos, Fahrrad

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Knapp 60 Millionen Autos sind in Deutschland gemeldet. Fast jeder von uns besitzt irgendwann ein eigenes. Je nach Lebenssituation ist das aber gar nicht notwendig, sondern reine Gewöhnungssache. Zeit also, den Besitz und die Nutzung des Autos zu hinterfragen.

Seitdem ich meinen Führerschein mit 17 Jahren gemacht habe, besitze ich auch ein eigenes Auto. Das ist sicherlich ungewöhnlich und lag bei mir vor allem daran, dass sich mein Vater ein neues Auto kaufte und ich somit den alten, eigentlich ausrangierten, Wagen übernehmen konnte. Seit ich Autofahren konnte, konnte ich also auch jederzeit mit dem Auto fahren – ein ziemlicher Luxus. Egal ob damals zur Schule, jetzt zur Universität, zum Einkaufen oder zum Sport, ohne nachzudenken habe ich mich jahrelang hinter das Steuer gesetzt.

Doch das hat sich geändert: Als mein Auto neulich zur regelmäßigen TÜV-Kontrolle in die Werkstatt musste, wurde ich zwangsweise aus meinem alltäglichen Trott geholt. Zum einen hatte ich für ein paar Tage kein Auto zur Verfügung, zum anderen musste ich mich ernsthaft damit auseinandersetzen, dass mein geliebter Kleinwagen vielleicht nie mehr zu mir zurückkommen würde. Hohe Reparaturkosten würden sich für die 17 Jahre alte Karre definitiv nicht mehr lohnen. Zunächst war ich von der Vorstellung geschockt, ich bin doch auf das Auto angewiesen. Aber ist das wirklich so? Wofür brauche ich das Auto eigentlich wirklich?

Dafür ist es wichtig die Lebensumstände zu betrachten. Nach wie vor wohne ich in meiner Heimat, im Randbezirk einer Großstadt direkt am Rhein. Meine Universität befindet sich ebenfalls in dieser Stadt, allerdings am anderen Ende. Für mich war es immer klar diese Strecke mit dem Auto zurückzulegen. Zwar habe ich die Alternativen Bus und Fahrrad immer mal wieder in Betracht gezogen, aber das Wetter, die Zeit, mein großer Rucksack oder sonst irgendeine Ausrede, habe ich mir immer zurechtgelegt. Es gibt ja auch wirklich nichts Praktischeres als ein eigenes Gefährt vor der Haustüre.

Aber ist das tatsächlich die angenehmste Art der Fortbewegung? 

Nicht selten wird die Autofahrt schon früh am Morgen zum Stresstest. Die Uni beginnt in einer halben Stunde, ich steige in meinen Wagen und erblicke erschrocken die Warnleuchte der Tankanzeige. Also muss als erster Zwischenstopp die Zapfsäule angesteuert werden. Die verlorene Zeit und vor allem der schwindende Kontostand tuen richtig weh. Aus diesen Gedanken werde ich aber schnell wieder rausgerissen als ich wenige Minuten später in den ersten Stau gerate. Die von mir zu überquerende Brücke wird seit Jahren renoviert, der mit der Baustelle einhergehende Zeitverlust, ist in meine Fahrplanung bisher allerdings immer noch nicht eingegangen – die Zeit drängt und das Stresslevel steigt. Endlich angekommen an der Universität stellt sich mir das nächste Problem: die Parkplatzsuche. Wie kaum eine Uni, hat natürlich auch meine nicht genügend Stellplätze für alle Pendler, sodass Grünstreifen und Bürgersteige zu echten Optionen werden – das Risiko eines Knöllchens inklusive. Dann habe ich es endlich geschafft, mit 5 min Verspätung, hohem Puls und 50€ weniger auf dem Konto betrete ich die Vorlesung.

Fahrrad und Bus statt Stress und Stau

Warum also nicht öfter das Auto stehen lassen? Glücklicherweise bin ich in meinem Stadtteil auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln relativ gut angebunden. Nicht vergleichbar mit regelmäßigen U-Bahn-Anbindungen, aber immerhin mit Bussen im 30-Minuten-Takt. Diese bringen mich zum Hauptbahnhof und von da aus in jede Ecke der Stadt – und Dank meines Semestertickets sogar kostenlos. Mit geschickter Zeitplanung, lässt sich somit die Uni deutlich entspannter und vor allem kostengünstiger erreichen.

Eine andere Alternative ist das Fahrrad. Komischerweise, immer wenn ich mich mal dazu aufgerafft habe mit dem Rad zu fahren, habe ich die Entscheidung nicht bereut. Im Gegenteil: Die Fahrt am Fluss entlang, mit Kopfhören in den Ohren und Sonnenbrille vor den Augen, wird ganz schnell zu aktiver Erholung statt zu einer anstrengenden Fahrt. Fährt man früh genug los, muss man nicht wie ein Rennfahrer in die Pedale treten, sondern kann frische Luft und die schöne Aussicht genießen. Komme ich dann in der Uni an, bin ich nicht gestresst, sondern ausgeglichen und deutlich konzentrationsfähiger.

Die Entscheidung das richtige Verkehrsmittel zu wählen, liegt als nicht wirklich an der sinnvollen Abwägung von Argumenten. Denn dabei würde das Auto, zumindest in meinem Fall, fast immer verlieren. Zu groß sind die Nachteile eines eigenen Wagens. Nicht nur das regelmäßige Tanken, auch die Versicherungs- und Werkstattkosten summieren sich im Jahr auf eine beachtliche Zahl an Kosten. Hinzu kommen der Aufwand und Stress, den Reifenwechsel, Reinigung, Ölwechsel und Co mit sich bringen. Das Fahrrad hingegen muss höchstens einmal im Jahr zur Inspektion, Kosten verursacht es kaum welche. Dafür bleibt man regelmäßig in Bewegung und atmet frische Luft anstelle von kaltem Klimaanlagen-Gebläse.

Die Argumente sprechen also eindeutig gegen das eigene Auto, die Gewohnheit aber lässt nicht vom Autofahren ab. Ich bin froh, dass ich durch die notwendige Reparatur ins Nachdenken und zu einem Entschluss gekommen bin: In meiner Lebenssituation brauche ich keineswegs ein eigenes Auto, sondern sollte viel öfter mit dem Fahrrad fahren, zu Fuß gehen oder den Bus benutzen. Natürlich kommen diese Überlegungen auch in Bezug auf Klima- und Umweltschutz auf – zu Recht! In meinem Fall aber spricht auch aus rein egoistischen Aspekten mehr gegen die Nutzung des Autos als dafür.

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Bildquelle: Vlad Fonsark von Pexels; CC0-Lizenz

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