Caravaning

Neuheit im Japandi-Design - LMC Tandero 500 E im Test

Drinnen glänzt die neue LMC Baureihe Tandero mit hübschen Lichtakzente und japanisch-skandinavischem Design. Außen präsentiert der Wohnwagen den LMC-Look der Zukunft. Aber: Wie bewährt sich das alles in der Praxis? Ein erster Test.

neuheit im japandi-design - lmc tandero 500 e im test

Mit dem Tandero präsentiert LMC das künftige Familiendesign der Marke.

Mit dem Tandero erweitert LMC sein Angebot um eine Baureihe, die sich preislich zwischen Style und Vivo einordnet. Gestartet ist sie zur Saison 2022 mit den Einzelbettwagen 500 E und 510 E; zum Modelljahr ’23 ergänzen drei kompaktere Wagen die Familie.

Wir nehmen den LMC Tandero 500 E unter die Lupe und erkennen zunächst die neue Außengestaltung: Die stärker konturierte Bugmaske und das Dekor mit dem breiten Streifen zwischen den Fenstern sind Teil des neuen Familien-Looks, der bald auch andere LMC-Baureihen zieren wird.

Wohnen

Das eigentliche Highlight des Tandero, zu dem eine angenehm breite Eingangstür führt, ist das Interieur Japandi-Design. Das ist übrigens eine Wortkreation aus “Japan” und “Skandinavien”. Japanisch inspiriert ist der schnörkellose Look der kantigen Möbelkorpusse mit Klappen ohne sichtbare Griffe. Die Farben des nordischen Einrichtungsstils verleihen dem Ganzen Wohlfühlatmosphäre. Doch so richtig gemütlich wird es erst durch die umlaufende, dimmbare Ambientebeleuchtung und die Faltrollos aus Leinen.

Eine Besonderheit des Tandero-Designs sind die offenen Regale an Bug- und Heckwand, die bei eingeschalteter Hinterleuchtung wirken, als würden sie schweben. Das sieht schick aus, hat aber einen Nachteil: Werden die sechs Fächer nicht vor der Fahrt ausgeräumt, kann sich ihr Inhalt beim Bremsen im Wagen verteilen. An der Verarbeitung des Möbelbaus gibt es, abgesehen von vielen sichtbaren Verbindern, wenig auszusetzen.

Nicht gänzlich überzeugt haben die grifflosen Dachschrankklappen. Sie schwenken zwar weit auf, was das Kopfnuss-Risiko minimiert, dafür lassen sie sich aber nicht ordentlich greifen, wenn sie im geöffneten Zustand bündig an der Decke anliegen. Ein weiteres Manko ergibt sich aus der weißen Farbgebung, denn die beworbene “Anti-Fingerprint”-Oberfläche hilft zwar gegen einzelne Fingerabdrücke, nicht aber gegen graue Schleier im Greifbereich.

Auf den Polstern der Hecksitzgruppe sitzt es sich gut, aber nicht perfekt. Denn die leicht keilförmigen Rückenlehnen dürften höher sein. Dummerweise enden sie auch genau auf Höhe der Rolloführung, weshalb sich Insektenschutz und Verdunklung beim Anlehnen hin und wieder ungewollt aufrollen.

In der angrenzenden Küche heimst die große, reinigungsfreundliche Kocher-Spüle-Kombination viele Punkte ein. Kehrseite: Gut nutzbare Stell- und Arbeitsfläche gibt es nur bei geschlossenen Abdeckungen. In der Praxis fehlt außerdem ein Spültuchhalter, und die Lichtsteuerung ist verwirrend. Auf den griffgünstig platzierten Schalter an der Rückwandblende reagiert nämlich nur die Ambientebeleuchtung. Das wichtigere Küchen-Hauptlicht wird indes über einen winzigen, fast unsichtbaren Touch-Schalter direkt am LED-Panel aktiviert. Dabei erschließt sich nicht, warum die Beleuchtung hier nicht zusammengefasst auf den besagten Schalter reagiert oder ein Doppelschalter zum Einsatz kommt. Komplettiert wird die Küche vom großen Kompressorkühlschrank, der zwar schnell und zuverlässig kühlt, aber generell auf Strom angewiesen ist und zart brummt.

Design vor Funktion scheint im Bad des 500 E zu gelten, denn der Waschtisch mit dem aufgesetzten Waschbecken beansprucht zu viel Platz im ohnehin engen Raum. In Folge ist der Platz auf der Toilette knapp. Und Gesicht waschen klappt nur bei geöffneter Tür ohne Verrenkungen. Das optionale Duschpaket ist bei diesen Platzverhältnissen sinnlos. Kritikpunkte gibt es auch rund um die Drehtoilette: Ihr Schieber ist ungünstig auf der Wandseite montiert, an der überdies ein schwer zu reinigender Spalt klafft. Zusätzlich fehlt dem Kassettenfach im Unterbau jedwede Abdichtung. Boden gut macht der Sanitärraum mit guter Beleuchtung, einem vollwertigen Dachfenster, großen Spiegelflächen und viel gut nutzbarem Stauraum.

Die aufgehende Sonne an der Bugwand ist dimmbar hinterleuchtet und der Blickfang im 500 E. Bei den Betten selbst gibt es dagegen Großserienware aus der Einsteigerklasse: Lediglich zehn Zentimeter sind die beiden 1,95 beziehungsweise zwei Meter langen, 90 Zentimeter breiten Kaltschaummatratzen dick. Gebettet auf Holzlattenrosten ohne Kopfteilverstellung, ist der Schlafkomfort allenfalls okay. Ehedem eine von nur zwei Sonderausstattungspositionen des Jahrgangs 2022 (dazu später mehr) ist der 380 Euro teure Rollrost, der die Einzelbetten zu einer 2,00/1,95 x 2,10 m großen Liegefläche zusammenschließt.

Beladen und Fahren

Fürs Urlaubsgepäck steht neben den Dachschränken auch ein geräumiger Kleiderschrank zur Verfügung. Er wird von einer aufladbaren Akkulampe erleuchtet und vom Abgaskamin der darunter montierten Truma-S 3004-Heizung erwärmt. Campingtisch, -stühle und andere sperrige Utensilien finden Platz unter einem der beiden Einzelbetten, wobei nur das rechte über eine große Serviceklappe verfügt. Groß bedeutet in diesem Fall leider, dass sie beim Öffnen auf dem Boden aufsetzen und verkratzen kann.

Das Stauraum-Potenzial der Sitztruhen schmälert deren schlechte Nutzbarkeit. Schuld ist der Zugang. Zum einen müssen vor dem Öffnen alle Polster weg, und zum anderen gibt es keine Schuhklappe im Eingangsbereich. Wenig praxistauglich ist auch die fummelige Tisch-Fahrtsicherung. Sie besteht aus zwei engen Löchern in derhinteren Stauklappe. Die zugehörigen Gummipuffer des eingefahrenen Tisches hier einzufädeln erfordert Geduld und Kraft.

Technik

Beim Aufbau des Tandero greift LMC auf eine konventionelle Konstruktion mit Styropordämmung (EPS) im Holzfachwerk zurück. Davon ausgenommen ist, wie gehabt, der hochwertige, mit XPSisolierte GfK-Boden.

Präsentiert wurde der Tandero 2022 als Sondermodell New Edition quasi mit Vollausstattung samt GfK-Wänden. Ab sofort tragen die Seitenwände serienmäßig Alu-Hammerschlag. GfK muss für (günstige) 470 Euro dazugebucht werden. Die neu gestaltete Bugmaske überzeugt im Test nicht vollständig, da die integrierten Rangiergriffe zu sehr nachgeben und sich links die Chromblende löst. Zudem ist die Gaskastenklappe schmal geschnitten, was das Beladen der Ecken erschwert.

Die Beleuchtung gehört klar zu den Highlights der Technik-Ausstattung. Dass sie dennoch nicht besser abschneidet, liegt an ihrer wenig intuitiven Steuerung mit unbeschrifteten Mehrfachschaltern und dem erwähnten unpraktischen Küchenlichtschalter. Zusätzlich streuen die kompakten Stromschienen-Leseleuchten ihr Licht im Schlafbereich eine Spur zu stark. Ebenfalls für die Stromschiene ist die USB-Ladedose aus dem Tandero-Paket gedacht.

Stichwort Paket: Glücklich ist, wer sich noch ein Bestandsmodell als New Edition sichern kann. Dann nämlich ist unter anderem das umfangreiche wie sinnvolle Tandero-Paket an Bord, das 2023 bei gleichem Inhalt mit 4.850 Euro zu Buche schlägt. Um einen 2023er 500 E auf das Ausstattungsniveau des 2022er Testwagens zu bringen, kommen außer den GfK-Seitenwänden noch die Alufelgen hinzu, deren Preis zur Drucklegung aber noch nicht feststand. Klar ist: Der Tandero 500 E wird mit etwa 33.085 Euro und gemessen an Möbel- und Bordtechnik sehr selbstbewusst eingepreist.

Das fiel uns auf

(+) Großer Kompressorkühlschrank mit viel Platz, guter Kühlleistung, aber schmalen Türfächern.

(+) Mit 63 Zentimetern ist die Aufbautür des Tandero angenehm breit, was beim Beladen hilft.

(+) Hochwertige Bodenkonstruktionmit GfK und XPS-Schaum-Dämmung. Wände nur optional aus GfK.

(-) Licht-Lotterie: Die unbeschrifteten Mehrfachschalter am Eingang nerven in der Praxis gewaltig.

(-) Die integrierten Rangiergriffe geben unangenehm nach. Vorn rechts ist zudem die Blende locker.

(-) Ein heraushängendes Stromkabel entlarvt die nachlässige Verlegung im nicht sichtbaren Bereich.

Preis

  • Grundpreis: 27.600 Euro (TÜV/Zulassungsbescheinigung II: 165 Euro)
  • Testwagenpreis: ca. 33.085 Euro
  • Tandero-Paket (Fliegenschutztür, Therme, Abwassertank, Stützen mit Bigfoots, Frischwassertankanzeige, Deichsel- abdeckung, Reserveradhalter, TV-Vorbereitung, Eingangstür mit Fenster, Filzorganizer, Dachhaube 750 x 500 mm,USB-Steckdose, Ambientebeleuchtung.) (20,5 kg): ca. 4.850 Euro (empfohlen)
  • Seitenwände in GfK statt Hammerschlag: ca. 470 Euro (empfohlen)
  • Alufelgen Monoachser: k.A.
  • Duschpaket (Armatur, Vorhang, City-Wasseranschluss, Duschwanne, Duschwanneneinlage Holz) (6 kg): 880 Euro

Daten und Messwerte

  • Aufbau: Sandwichbauweise mit EPS/XPS-Schaumisolierung. Dach GfK (30 mm), Seitenwände GfK (30 mm), Bug/Heck GfK. Boden GfK-Sandwich (40 mm). Deichsel- kasten aus ABS. Einteilige Aufbautür 164 x 63 cm mit Fenster, Einstiegshöhe 52 cm. Serviceklappe 99 x 40 cm.
  • Anbauteile: einteiliger Heckleuchtenträger mit Opferecken, aufgesetzte Rangiergriffe. Bugelemente aus ABS, integrierte Rangiergriffe.
  • Fenster/Hauben: 6 Ausstellfenster mit Rastaufstellern und Rastrollo-Verdunkelung. Dachfenster 4 (67 x 46 cm Sitzgruppe, je 37 x 37 cm in Küche, Bad und Schlafbereich).
  • Möbel: Sperrholzmöbel mit Metallscharnieren, integrierten Federaufstellern, Softclose-Funktion und Schnapphaken-Verriegelung, Pushlocks an Küchenunter- und Kleiderschrank, Schubladen mit Selbsteinzug. Fallenschloss Badtür.

Bordtechnik:

  • Gas/Heizung: Gasheizung Truma S 3.004, 230-Volt-Gebläse, 4 Ausströmer (Sitzgruppe, Eingang, Bad, Betten). Wasseranlage: 44-Liter-Frischwassertank, Tauchpumpe, Truma Therme. Elektrik: Dometic SMP301-01, 400 W. 8 Steckdosen (2 x Sitzgruppe, 2 x Küche, TV-Platz, Eingang, Kopfende Betten, Bad). 12-V-Steckdosen an TV-Platz, USB-Anschluss an Stromschiene.
  • Beleuchtung: Deckenleuchte im Dachfensterrahmen, je zwei flexibel versetzbare Lesespots an Sitzgruppe und Betten, LEDPanel als Küchenarbeitslicht, Badlicht im Dachfensterrahmen. Aufwendiges mehrschichtiges und dimmbares Ambientelicht ringsum, Vorzeltleuchte.
  • Küchenausstattung: Dreiflammkocher mit Zündhilfe und integrierter Spüle samt integriertem Hebelmischer, Glasabdeckung. Kühlschrank Thetford T2152C mit 132,5 L Liter Nutzinhalt und 17 Liter Gefrierfach.
  • Sanitär: Thetford-C200S-Drehtoilette. Aufgesetztes Kunststoffwaschbecken mit Hebelmischer.

Die Baureihe LMC Tandero

  • Grundpreis ab: 27.600 Euro
  • gesamt Länge/Breite/Höhe: 7,57/2,32/2,57 m
  • Zul. GesamtgewichT: 1.800 kg
  • Schlafplätze: 2+2

Wertung

  • Wohnen: 3,5 von 5 Punkten
  • Beladen: 4 von 5 Punkten
  • Technik: 3 von 5 Punkten
  • Fahren: 3 von 5 Punkten
  • Preis & Service: 3,5 von 5 Punkten

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